Ein Gewinn für Pöttmes, den andere auch gerne hätten

Voncli

Aichach-Friedberg Ein echter Gewinn für Pöttmes - da waren sich alle Kreisräte einig. Doch bis der Antrag auf Errichtung einer Wirtschaftsschule in der Marktgemeinde einhellig verabschiedet war, wurde noch durchaus kontrovers diskutiert. Dabei ging es nicht um das ob, sondern darum, wie diese Standortwahl zustande gekommen war. Landrat Christian Knauer ging auf die Vorgeschichte ein. Seit zwei Jahren gehe er "mit der Idee für eine Wirtschaftsschule für Pöttmes schwanger". Die Verhandlungen mit einer privaten Schule scheiterten, obwohl die Kommune "goldene Brücken" gebaut habe.

Jetzt im Herbst habe sich die Chance für das Kooperationsmodell mit Hauptschule und Berufsschule ergeben. Wie berichtet, führt die dreijährige (achte bis zehnte Klasse) Wirtschaftsschule zur mittleren Reife. Für Pöttmes ist ein einzügiger Handelszweig (also insgesamt einmal drei Klassen) vorgesehen. Voraussetzung sei aber, dass sich bei der Probeeinschreibung im April mindestens 20 Schüler für das Angebot interessieren, betonte Knauer: "Wenn nicht, dann ist die Sache vergessen." Der Landrat ist aber genauso optimistisch wie der Bürgermeister. Franz Schindele (Unabhängige) bedankte sich "für das große Engagement des Landrats" und hob die Vorteile seines Standorts und seiner Schule hervor: ideale Räume, keine Konkurrenz zu M-Zweig-Angeboten (in Aindling). Das ganze Bewerbungsverfahren stehe unter sehr hohem Zeitdruck und sei nur mit einem gewissen Grad der Verschwiegenheit so schnell zu realisieren gewesen, verteidigte Schindele die Vorgehensweise des Landrats. Explizit Stellung nahm Knauer zu den Befürchtungen aus Neuburg, das neue Angebot gehe zu Lasten der dortigen Wirtschaftsschule (wir berichteten): Er habe seinem Kollegen Roland Weigert einen Brief geschrieben: "Wir gehen davon aus, dass die Kinder zum Großteil aus dem Raum Pöttmes und dem nördlichen Landkreis kommen."

Interne Kritik musste der Landrat von Lorenz Arnold (FW) einstecken: Er gönne Pöttmes die Schule, aber die Infopolitik sei nicht in Ordnung. Auch Dasing hätte Interesse an so einem Angebot gehabt. In die gleiche Kerbe hieb SPD-Fraktionschef Roland Fuchs: "Die Chancengleichheit war nicht gewahrt." Er hätte sich mehr Transparenz und eine ergebnisoffenere Entscheidung gewünscht: "Es gibt einigen Frust." Den artikulierte der Kissinger Bürgermeister Manfred Wolf schon in der Ausschusssitzung vor einer Woche. Parteikollege Hansjörg Krazeisen legte nach: "Wer ist denn der Souverän hier?" Das ließ der Landrat nicht auf sich sitzen: "Ich kann doch eigene Ideen umsetzen. Jeder ist seines Glückes Schmied." Er habe Dasing 2009 eine Berufliche Oberschule (BOS, siehe oben) vorgeschlagen, diese Option sei jetzt nicht mehr möglich. Die Gemeinde habe damals eine Bewerbung um die vierte Realschule vorgezogen.

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