4 Bilder
Foto:
zurück
Foto:

Werner Schlaegel aus Pöttmes sammelt aus purer Leidenschaft. Sogar an seinem Arbeitsplatz, der Druckerei Schlaegel in der Neuburgerstraße, umgibt er sich mit Dingen, die ihm besonders am Herzen liegen. Dazu gehören, unter anderem, seine fahrtüchtige Hercules, Baujahr 1928, die allerdings nur temporär in der Druckerei abgestellt war.

Foto:

Werner Schlaegel hat es auf Blechschilder mit besonderen Aufschriften abgesehen. Zu den Kuriositäten gehört das Schild oben rechts, das er in München entdeckt hat. Die Mitgliedschaft im Begräbnisverein sei für all jene, die wenig Geld verdienten, die Garantie gewesen, dass bei ihrem Ableben die Beerdigung bezahlt wurde, erklärt Schlaegel.

Foto:

Trotz ihres hohen Alters sind sowohl das Fahrrad, das Kindertretrad wie auch das Quickly-Moped voll funktionstüchtig. Vor Kurzem hat Werner Schlaegel sie auf der Augsburger Messe ausgestellt und noch nicht verräumt. Um seine vielen Sammlerstücke unterzubringen, hat er sogar eigens einen Kuhstall angemietet.

Foto:

Porträt
09.02.2018

Werner Schlaegel sammelt aus Leidenschaft

Von Vicky Jeanty

Der Pöttmeser freut sich über eine stattliche Anzahl an antiken Fahrrädern, Mopeds und vielen anderen selten gewordenen Gegenständen. Seit jeher haben es ihm die alten Dinge angetan

„Ich wollte etwas anderes haben, als alle anderen.“ Das „etwas Andere“, dem der Pöttmeser Werner Schlaegel seit gut 35 Jahren hinterher ist, bescherte dem 54-Jährigen mittlerweile eine Fülle an antiken Dingen und Geräten unterschiedlicher Art. Autos, Mopeds, Motorräder, Fahrräder, Schilder, Nähmaschinen, Uhrwerke und andere technische Geräte füllen Garagen und Keller, einen angemieteten Kuhstall und das private Wohnhaus. „Es sind unzählige“, antwortet Schlaegel auf die Frage, wie viele Objekte er in den vielen Jahren erworben hat.

Weiterlesen mit dem PLUS+ Paket
Zugriff auf alle PLUS+ Inhalte. Jederzeit kündbar.
JETZT AB 0,99 € TESTEN

Die Faszination für alte Dinge hat den Geschäftsführer der Druckerei Schlaegel bereits als Jugendlicher gepackt. Er war gerade mal 13 Jahre alt, als er den ersten Flohmarkt in Pöttmes organisierte und damit den Kolpingverein unterstützte. Im Hof der Firma Ziegler an der Schrobenhausener Straße fand ein Mal monatlich ein gut besuchter Flohmarkt statt. Damals wollten viele Angehörige das „oide Glump“, das ihre Vorfahren in Gehöften und Scheunen gelagert hatten, umgehend loswerden, erzählt Schlaegel. Die Klientel kam aus dem Umland, wenn auch viele sich anfangs regelrecht schämten und hofften, nicht gesehen zu werden, wenn sie etwas kauften. Dass die Flohmarkttradition in Pöttmes in der Folge aufrechterhalten wurde, ist auch Schlaegels Verdienst. Zusammen mit Fredl Schropp organisierte er ab 1996 zehn Jahre lang den Pöttmeser Trödelmarkt auf dem Marktplatz. Erst in den vergangenen Jahren gingen sowohl die Zahl der Händler als auch der Kunden zurück, sodass seit einiger Zeit alles eingeschlafen ist.

Werner Schlaegel und sein spezielles Hobby

Hellwach ist Werner Schlaegel in all den Jahren geblieben. Sein Faible für einfache Dinge ist weit mehr als eine simple Liebhaberei, schon erst recht kein gesponnenes Hobby, mit dem der selbst ernannte „Gruschtler“ seine Freizeit ausfüllt. Seine Sammelleidenschaft wird geschürt von der Freude, mittels der alten Dinge ein Gespür für deren Geschichte und Herkunft zu bekommen. Schlaegel besucht leidenschaftlich gern Flohmärkte. Hier schaut er auch gerne mal unter die Händlertische und entdeckt in den Kartons regelmäßig scheinbar unscheinbare Dinge. Er ist begeistert von der genialen, einfachen Konstruktion eines aus Holz gefertigten Kinderlaufrads. Er kurvt durch Pöttmes auf einem uralten Hofmann-Fahrrad. Sein Lieblingsmoped der Marke Hercules 200, Baujahr 1928, hat er in den 90er-Jahren über eine Annonce gekauft. „Das Moped stand unbeschadet in der Garage einer älteren Frau. Sie konnte sich noch daran erinnern, wie ihr Vater damit zum letzten Mal gefahren ist“, sagt Schlaegel. Das museumsreife gute Stück ist unverkäuflich, dafür voll funktionstüchtig und regelmäßig in Betrieb.

Seine neueste Errungenschaft, ebenfalls eine Hercules, ist laut Schlaegel in einem „fürchterlichem Zustand“. Zurzeit ruht sie neben den vielen anderen motorisierten Gefährten im Keller. In tadellosem Zustand ist sein Opel P2 Olympia Caravan, Baujahr 1961, mit dem er schon mal über den Brenner bis nach Italien gefahren ist. Zu seinem Oldtimer-Fuhrpark gehören zudem ein Opel Kadett und eine Isetta. Mit 18 Jahren war sein erstes Auto ein Goggomobil. „Das war damals älter als ich“, erzählt er und lacht.

Pöttmes wird einmal im Jahr zum Mekka der Oldtimer-Freunde

Dass Pöttmes seit 20 Jahren einmal im Jahr zum Mekka aller Oldtimer-Freunde und -besitzer wird, daran ist selbstverständlich auch Werner Schlaegel beteiligt. Mit dem Oldtimer-Verein, den er mitgebegründet hat und dessen Vorsitzender er viele Jahr war, hat er eine Veranstaltung auf die Beine gestellt, die unter Kennern ein exzellentes Renommee genießt. Im vergangenen Jahr waren es über 800 Teilnehmer, zusätzlich lockt ein bestens bestückter Teilemarkt die Besucher an. Einen Oldtimer-Treff dieser Größe gibt es im weiten Umkreis nicht.

Schlaegel gibt gerne und oft Auskunft über allerlei Antiquitäten, nicht nur über alte Mopeds und Motorräder. Notfalls stöbert er in der Fachliteratur oder in Zeitschriften. Eine Preisexplosion gebe es vor allem bei gefragten Modellen und Marken, beispielsweise für Käfer, VW-Bus, Mercedes oder Opel, für die sich die breite Öffentlichkeit gerade interessiere. Wenn man diesen Trend nicht mitmache, sei es ein relatives günstiges Hobby. Schlaegel fügt hinzu: „Damit kann man zwar kein Geld verdienen, aber es macht Spaß, etwas Einzigartiges zu haben.“ Hinzu kommt, dass er höchst selten einen Teil seiner Sammlung verkauft. Dazu hänge er viel zu sehr an den Dingen, bestätigt er.

Werner Schlaegel blickt über den reinen Sammler-Tellerrand hinaus. Das Sammeln geht einher mit seiner Lebenseinstellung, er erkennt und schätzt den Wert bewährter Dinge. Im weitesten Sinne sieht man auch den ökologischen Sinn dahinter, wenn er bemerkt: „ Mein alter Opel kann sein Lebtag nicht mehr so viele Schadstoffe produzieren, wie ein neues Auto bereits bei der Herstellung verursacht.“

Facebook Whatsapp Twitter Mail