Angekommen in einer völlig neuen Welt
Warum es für Flüchtlinge oft sehr schwer ist, in Deutschland Fuß zu fassen. Ein Mitglied des Bayerischen Flüchtlingsrates berichtet in Dinkelscherben von den Problemen
Sie sind im Ortsbild unübersehbar: Die Flüchtlinge aus Eritrea, Syrien, Afghanistan oder Nigeria, die in Dinkelscherben wohnen und im Schullandheim untergebracht sind. Nur wenige kennen die Menschen und ihre Schicksale näher. Die Kontakte sind spärlich. Um einen Einblick in die Situation der Asylbewerber zu ermöglichen, organisierten die Asylbeauftragte der evangelischen Kirchengemeinde Zusmarshausen, Inge Herz, und Werner Schmidt von der Volkshochschule Dinkelscherben einen Vortrag über das Thema „Fluchtbewegungen und Flüchtlingspolitik“. Uche Akpulu vom Bayerischen Flüchtlingsrat München berichtete, wie schwierig es ist, in Deutschland Fuß zu fassen. Akpulu stammt aus Nigeria und lebt seit 2003 in Deutschland. Er ist Biochemiker und hat in Deutschland ein Ergänzungsstudium in Umwelttechnik absolviert. In seinem Vortrag ging er zunächst auf die Flüchtlingssituation in der Welt allgemein ein und erläuterte, dass der Großteil der Flüchtlinge sogenannte Binnenflüchtlinge seien, die wegen Hungersnöten, Krieg oder terroristischen Angriffen ihre angestammte Heimat verlassen und in andere sicherere Länder flüchten. Als Beispiel nannte er die insgesamt 1,9 Millionen Flüchtlinge aus Syrien, die nach Ägypten, Jordanien, in den Irak, den Libanon sowie die Türkei gehen. Gemessen an der Gesamtzahl kommen die wenigsten nach Europa. Wenn doch, dann nehmen sie enorme Strapazen und Gefahren auf sich und vielfach bezahlen sie ihre Flucht mit dem Leben. In Europa angekommen, hätten sie mit verschiedenen Problemen zu kämpfen, so Akpulu. Teilweise würden sie wie in Italien oder Ungarn in Lager oder gar in Gefängnisse gesteckt, schlecht versorgt, als Wirtschafts- oder Armutsflüchtlinge abgestempelt in der Absicht, sie baldmöglichst wieder abschieben zu können. Solch ein Verhalten will Akpulu nicht akzeptieren. Seiner Meinung nach erfahren die Flüchtlinge in Deutschland zwar eine humane Behandlung, er kritisierte jedoch die Sondergesetze, die es in Deutschland gebe: etwa die Residenzpflicht und das absolute Arbeitsverbot in den ersten drei Monaten ihres Aufenthalts. Unter diesen Bedingungen sei es für die Flüchtlinge sehr schwer, Fuß zu fassen und mit der Bevölkerung in einen intensiveren Kontakt zu kommen.
In der Diskussion wiesen sowohl Inge Herz als auch Werner Schmidt darauf hin, dass es innerhalb der Bevölkerung von Dinkelscherben sehr engagierte Bürger gibt, die sich für die Asylbewerber einsetzen. Sie stehen beratend bei bürokratischen Hürden zur Seite, leisten Hilfe bei Arztbesuchen oder erteilen ehrenamtlich Deutschunterricht bei den Asylanten, die im Schullandheim untergebracht sind. Vorbildlich setzen sich auch der Leiter des Schullandheimes, Michael Gruber, und seine Mitarbeiter ein und erleichtern ihnen so den Übergang von ihrer bisherigen Heimat in eine ihnen völlig neue Welt.
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen. Wenn Sie bereits PLUS+ Abonnent sind, .
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen.
Die Diskussion ist geschlossen.