Die Weldenbahn als Autobahn für Radfahrer
Trotz des Andrangs hat der Weg viele Fans. Besonders Familie wissen ihn zu schätzen. Und es gibt ganz besondere Begegnungen
Der vierjährige Lenny schaut ganz ungläubig, als er erfährt, dass hier einmal eine Eisenbahn gefahren ist. „Aber wo sind denn die Schienen“, fragt er. „Die sind weg“, sagt sein Papa. Keine Spur vom alten Eisen. An das Bähnle, das früher die rund 20 Kilometer durch Wald und über Wiesen pustete, erinnert nur noch das glatte Asphaltband: Ein bequemer und reizvoller Radweg auf dem Fundament der stillgelegten Zugtrasse, an Wochenenden fast eine Radler-Autobahn. Trotzdem kann jeder etwas anderes entdecken.
Gerade Familien schätzen den Weg. Die Steigungen ziehen sich kaum bemerkbar über Hunderte Meter mit leichtem Gefälle dahin. Und rechts wie links die Natur, die jetzt langsam wieder erwacht. „Die Kinder können frei fahren, hier kommt kein Auto in die Quere“, sagt Manuela Weber aus Neusäß. Sie ist mit Luise (6), Kalle (4) und dem einjährigen Benno unterwegs, der im Fahrradanhänger sitzt und gerade eine Banane mampft. Obwohl das Asphaltband Gemütlichkeit verspricht, ist Vorsicht geboten: „Auf die schnelleren Radfahrer muss man trotzdem achten“, sagt Manuela Weber. „Gerade an Sonntagen ist viel los“, sagt ein radelnder Papa, der von Bonstetten bis Adelsried unterwegs ist und am Bahnhäusle des Gartenbauvereins anhält. Das rotgestrichene Holzhaus mit seiner Rampe und dem Ortsschild erinnert am ehesten an die vergangenen Tage der Weldenbahn, die für die Dörfer entlang der Strecke einen enormen Fortschritt bedeutet. Sie brachte mehr Menschen aufs Land und schuf gleichzeitig neue Transportmöglichkeiten für Land- und Forstwirtschaft. Prinz Luitpold von Bayern gab grünes Licht für den Bau, der nach Aufzeichnung des Bahnarchivs rund 1,2 Millionen Mark kostete. Für die 19 Kilometer lange Schienenanlage von Oberhausen nach Welden wurden über 50000 Kubikmeter Erde von Hand bewegt, 18884 Meter Gleise und 25 Weichen verlegt. Eineinhalb Jahre wurde gebaut, ehe 1903 die feierliche Eröffnung mit einer geschmückten Lok stattfand. 83 Jahre später kam das jähe Ende: Der Verkehr wurde wegen des geringen Fahrgastaufkommens eingestellt. Aus der Bahntrasse wurde der Landrat-Dr.-Frey-Radweg. Damit wurden die Weichen für einen der schönsten Radwege in Bayern gestellt. „Es ist ein tolles Naturerlebnis“, sagt eine Mama, vorbildlich mit Helm ausgestattet. Kröten und Eichhörnchen hat die Familie schon entdeckt, der Wechsel aus Wald und Wiese imponiert. „Hier kann man sich richtig austoben“, meint Andrej Kruglov. Er kniet am Parkplatz an der Mühlbachstraße zwischen Hammel und Ottmarshausen vor seinem Sohn Michael (12) und seiner Tochter Jana (9) und bindet ihnen die Inliner. Die beiden dürfen auf dem Radweg skaten, während er auf das jüngste Familienmitglied aufpasst: Der dreijährige Illja darf auf den Abenteuerspielplatz. Von Bekannten hat er vom Radweg erfahren, im Internet hat er sich über den Spielplatz schlau gemacht. Und dann ist er von Göggingen nach Hammel gefahren. Dort ist Clemens Korellas zu Hause. Der 21-Jährige rollt auf einem Longboard bequem bergab, dazu gibt’s Klassik auf die Ohren. „Das ist einfach mega-genial“, sagt er, auf dem glatten Asphalt rollt er seit fünf Kilometern ohne ein einziges Mal anschieben zu müssen.
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