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Foto: Marcus Merk (Archiv)
Foto: Marcus Merk (Archiv)

Der Mann genoss bei vielen Buddhisten hohes Ansehen.

Region Augsburg
07.04.2017

Jungen missbraucht: Zen-Priester gibt Vorwürfe zum Teil zu

Von Maximilian Czysz

Ein 61-Jähriger aus dem westlichen Landkreis Augsburg soll sich an mehreren Minderjährigen sexuell vergriffen haben. Wie die Missbrauchsfälle ans Licht kamen.

Die Eltern eines der Opfer hatten den Stein ins Rollen gebracht: Sie zeigten im Juli 2016 den Zen-Priester aus dem westlichen Landkreis Augsburg an, weil er ihren Sohn sexuell missbraucht haben soll. Wie sich im Lauf der Ermittlungen herausstellte, war der Bub mutmaßlich nicht das einzige Opfer. Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft Augsburg sind es sieben Minderjährige, an denen sich der Mann vergriffen haben soll.

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Die Anklage, die dem 61-Jährigen und seinem Verteidiger Prof. Hermann Kühn jetzt zugestellt wurde, geht noch weiter: Dem früheren spirituellen Leiter einer buddhistischen Gemeinschaft in der Region wird sexueller Missbrauch in insgesamt 22 Fällen vorgeworfen. Er ist dringend verdächtig, zwischen den Jahren 2005 und 2015 an Buben sexuelle Handlungen vorgenommen und Bild- und Filmaufnahmen von ihnen gemacht zu haben. Die Buben waren zur Tatzeit zwischen vier und 13 Jahre alt.

Außerdem soll der 61-Jährige kinder- und jugendpornografische Schriften besessen haben: Bei ihm wurden knapp 2000 Bild- und Videodateien mit pornografischen Darstellungen von Kindern und über 800 Dateien von Jugendlichen sichergestellt.

Zen-Priester befindet sich in Untersuchungshaft

Der Mann sitzt seit Juli 2016 in Gablingen in Untersuchungshaft. Er soll angeschlagen sein. Aus gesundheitlichen Gründen hatte er schon vor Jahren sein Amt als Gemeinderat in seiner Heimatgemeinde niedergelegt. Seine politischen Weggefährten waren wie vom Blitz getroffen, als sie von Vorwürfen erfuhren. „Damit hätte ich niemals gerechnet“, sagt ein ehemaliger Gemeinderatskollege.

Für Fassungslosigkeit sorgen die zwei Gesichter des Mannes. Auf der einen Seite der Zen-Priester, der ehemalige Polizist, der Familienvater, der Flüchtlingshelfer. In Augsburg war der 61-Jährige als regelmäßiger Teilnehmer am „Runden Tisch der Religionen“ bekannt. Er war auch Teilnehmer an Reisen der Augsburger Stadtspitze nach Asien. In Südkorea wurde die Stadt auf Vermittlung des 61-Jährigen vor einigen Jahren sogar mit einem buddhistischen Friedenspreis geehrt.

Nach Pfingsten könnte es zur Verhandlung kommen

Auf der anderen Seite die schweren Vorwürfe, die sich über einen langen Zeitraum erstrecken und zu einer Anklage geführt haben. Der 61-Jährige hat sie laut Staatsanwaltschaft teilweise bereits eingeräumt. Sein Verteidiger Prof. Hermann Kühn aus Augsburg bestätigt, dass sein Mandant an der Aufklärung mitgewirkt habe. Laut Kühn könnte es nach Pfingsten zur Verhandlung am Landgericht kommen.

Mit der Zustellung der Anklageschrift beginnt nach den Ermittlungen zunächst das sogenannte Zwischenverfahren. Es gibt dem Angeklagten die Gelegenheit, eine Stellungnahme abzugeben. Danach entscheidet das Gericht, ob die Anklage zugelassen und das Hauptverfahren eröffnet wird.

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