Ach ja, der Haushalt
Heimchen am Herd oder souveräne Heldin in den eigenen vier Wänden? Internationale Künstlerinnen zeigen einen neuen Blick auf ein altes Thema
Kaum ein Begriff im weiblichen Selbstverständnis führt so schnell zum Streit wie „Hausfrau“. Suchen die einen die bewusste Abgrenzung davon, beharren andere – vor allem im Zusammenhang mit Kindern – auf der Identitätsstiftung durch den Rückzug ins Private. Diejenigen, die sich auf den Spagat zwischen Berufstätigkeit und Hausarbeit einlassen, klagen oft über Überforderung. Im Grunde genommen fängt die Uneinigkeit schon mit dieser Unterscheidung zwischen Berufs- und Haustätigkeit an, die auch eng damit zusammenhängt, dass die Arbeit im eigenen Haushalt unbezahlt ist. Tatsache ist jedoch, dass der Haushalt immer noch in erster Linie eine Frauensache ist, auch wenn sich das Klischee von der Hausfrau mit Schürze und Kopftuch mittlerweile gewandelt hat hin zur modernen Hausmanagerin. Fragen nach der Geschlechterhierarchie und der Gleichberechtigung, nach Abhängigkeit und Anerkennung machen den an sich privaten Rückzugsraum zu einem öffentlichen Schauplatz und führen oft zu ideologischen Grabenkämpfen.
Schon in den 70er und 80er Jahren beschäftigten sich Künstlerinnen aus feministischer Sicht mit diesem Themenkomplex. Ist dies auch heute noch ein Thema in der Kunst? Wie hat sich der Blick darauf unter dem Einfluss einer anderen gesellschaftlichen Realität verändert? Diesen Fragen geht die Ausstellung „Desperate Housewives?“ nach, die mit Videos, Installationen, Fotografien, Objekten, Gemälden und Zeichnungen im Textil- und Industriemuseum zu sehen ist. 29 internationale Künstlerinnen, die zwischen 1936 und 1986 geboren sind, zeigen die Widersprüche, die das weibliche Verhältnis zu Haus und Heim kennzeichnen: Haushalt zwischen Pflicht und Vergnügen, als Freiraum oder Käfig, auch als Ort der Kreativität und individueller Lebensgestaltung. Sie reflektieren auch darüber, wie sich die Hausarbeit mit modernen Hilfsmitteln und im Zeichen digitaler Vernetzung verändert hat und welche Abgründe sich hinter blank polierten Fenstern verbergen können. „Heute ist der Blick auf dieses Thema oft mit einem Augenzwinkern verbunden und ein wenig doppelbödig“, beschreibt Ina Ewers-Schultz, die zusammen mit Martina Padberg die Ausstellung kuratiert hat, den künstlerischen Zugriff. Darauf weist auch der Ausstellungstitel hin, der sich auf die gleichnamige amerikanische Fernsehserie bezieht. Denn jede der fünf TV-Protagonistinnen hat hinter der Fassade der Perfektion ihr dunkles Geheimnis.
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