Debatte: Andere Bürger, andere Bedürfnisse

VonAlois Knoller

Kulturreferent Peter Grab will mit dem interkulturellen Handlungskonzept einen Perspektivwechsel zugunsten der Migranten bewirken. Er bekennt sich aber zur Freiheit der Kunst

Als er in seine erste Literaturreihe 1993 die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer zum Vortrag „Heine und ich“ eingeladen hatte, hat der jetzige Augsburger Kulturreferent Peter Grab was Wichtiges gelernt: „Fünfzig Prozent kamen wegen Heine und fünfzig Prozent wegen Schwarzer – entweder total für sie oder total gegen sie. Und alle hörten sich denselben Vortrag an. An diesem Abend wurden manche, die wegen Schwarzer kamen, Heine-Fans und andere, an der Literatur Interessierte wurden Schwarzer-Fans – so wurden kulturelle Hemmschwellen in alle Richtungen überwunden.“

Grab kam darauf zu sprechen, da jetzt kontrovers um die interkulturelle Öffnung städtischer Kultureinrichtungen debattiert wird. Im Gespräch mit den Redakteuren des Feuilleton regional erläuterten gestern der Kulturreferent und Timo Köster, der Leiter des Projektbüros für Frieden und Interkultur, was sie mit dem diesbezüglichen „kommunalen Handlungskonzept“ erreichen wollen. Richard Mayr hatte in einer Kritik am 18. Mai in der Augsburger Allgemeinen einen „Generalangriff“ auf die künstlerische Freiheit des Theaters durch diesen interkulturellen Leitfaden beklagt. Kunst werde hier reduziert auf ein Mittel zum Zweck, um ein uneinheitliches Publikum anzusprechen.

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