Aus der Zeit gefallen

VonKatharina Trier

Tim: Berührendes Stationenkonzert

Was ist Zeit? Ein schillerndes Bild davon, was Zeit bedeuten kann, bot im Zusammenspiel mit den Raumimpressionen des Textil- und Industriemuseums (tim) ein Ensemble um die agile Blockflötistin Sophia Rieth, die ihren Master in „Music Performance“ an der Züricher Hochschule der Künste erreichte. Aus demselben Umfeld kamen ihre Flötenkollegen Jonas Gassmann, Silvia Berchtold und Maria Hänggi sowie der Cellist Alex Jellici. Dazu trat Schlagwerker Fabian Löbhard. Stilsicherheit, geschmeidige Beweglichkeit und punktgenaues Agieren und Reagieren verband sie.

Sophia Rieth führte mit ihrer Toccata ins pralle barocke Musikleben. Im Kontrast dazu verknüpften Cellist und Schlagwerker mit der Flötistin im Opus „Weben leben“ in der Maschinenhalle viele dem mechanischen Webstuhl nachempfundene Tonfetzen und Geräusche zu einem dichten Klangteppich. Eine ganz andere Zeitlichkeit vermittelte das der Minimal Music nahe Werk „Fade control“ op. 47/c von Fulvio Caldini mit trocken hervorgestoßenen Tönen, die gleich emsig tickenden Uhrwerken auf der Suche nach Einklang wirkten. In tief verdüsterte Welten führte des Japaners Maki Ishii „Black Intention“ für einen Blockflötenspieler. Mit der immer schriller und panischer ablaufenden Auflösung musikalischer Strukturen zerbrach auch hör- und sichtbar die Persönlichkeit der Spielenden, sodass nicht einmal mehr die Klangmacht des Gongs Einhalt gebieten konnte. Eine überwältigende Performance von Sophia Rieth!

Augsburg