Brecht: Ein Held wird zerlegt
Das „Lehrstück“ von Bert Brecht war bei der Uraufführung 1929 ein Skandal, in Augsburg wird es heftig beklatscht. Johanna Schalls Personenregie kommt aber der Musik in die Quere.
„Zerreißt das Kissen, schüttet das Wasser aus.“ Menschenfreundlich sind die Anweisungen nicht gerade, die Bertolt Brecht im Umgang mit dem abgestürzten Flieger in seinem „Lehrstück“ erteilt. Warum sollten die Mitmenschen ihm nicht helfen? „Er hat uns auch nicht geholfen“, stellt die Menge fest – und das sind die Zuschauer im Barbarasaal bei der Premiere am Sonntagabend. Willig erfüllen sie ihre Aufgabe, die Antworten zu singen wie in einer katholischen Messe. Damit werden sie zu Mitwirkenden, im Brecht’schen Sinne zu Lernenden. In einer Lektion der Auslöschung des Individuums.
Das sperrige Schauspiel, das seit der skandalösen Uraufführung am 28. Juli 1929 beim Musikfest Baden-Baden kaum mehr gegeben wurde, kam nun zum Brechtfestival auf die Bühne. Verstört empört, wie damals das Premierenpublikum, reagierte im Barbarasaal niemand. Denn die Regie von Brechtenkelin Johanna Schall hatte das „Lehrstück“ einigermaßen weichgespült mit tollkühnen Männern in Lederkluft, als wären sie direkt ihren fliegenden Kisten entstiegen, mit spaßigen Papierfliegern und mit einer clownesken Jahrmarktsdarbietung. Weder floss in ihrer Inszenierung das Theaterblut, wenn die beiden Clowns dem Herrn Schmitt auf der Bühne nacheinander Füße, Arme und Kopf abtrennen, noch nagten die eiskalten Urteilssprüche über den Unglücklichen am Gewissen der Zuschauer.
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