Das Leben im Grandhotel steht nie still
Seit knapp zwei Jahren leben in dem außergewöhnlichen Haus Flüchtlinge, Touristen und Künstler. Es ist ein Erfolg, dient anderen Städten als Beispiel und interessiert sogar den US-Konsul. Doch das Haus erlebt auch traurige Stunden
Es wird auf immer und ewig unmöglich sein, in einem Satz über das Grandhotel Cosmopolis zu sprechen. Michael Hegele versucht es: „Wir sind ein Ort, an dem sich Menschen treffen, die sich sonst nie treffen würden“, sagt er, und kurz denkt man – ja, das ist es. Hier im Domviertel kommen seit knapp zwei Jahren das Ehepaar aus Schweden, das auf dem Weg nach Italien unbedingt das Grandhotel sehen will, mit den Flüchtlingen aus Tschetschenien zusammen. Hier spazieren Vertreter der Stadt München herein und plaudern mit einer Künstlertruppe, deren Idee anfangs schon ein wenig skeptisch beäugt worden ist. Jetzt will nicht nur München ein ähnliches aufziehen. Dann erzählt Michael Hegele von der Familie aus Mazedonien, die abgeschoben wurde, und die glatte Erfolgsgeschichte bekommt ihren traurigen Bruch. Als er dann noch vom Anruf des amerikanischen Generalkonsuls erzählt, ist das alte Gefühl der Verwirrtheit wieder da. Dieses Haus lebt viel zu sehr, es wandelt sich zu oft, als dass man es in ein paar klare Worte sperren kann. Doch Schritt für Schritt. Wie läuft eigentlich das Hotel? Gut, sagt Susa Gunzner: „Wir sind etwa zu 60 Prozent ausgebucht.“ Das liegt über dem Schnitt von Augsburg. Die Gäste sind bunt gemischt und beileibe nicht nur junge Leute. Sie kommen bis aus Schweden oder Taiwan und sind in der Regel über Berichte auf das Hotel aufmerksam geworden, in dem sich die Welt trifft. Die Gäste sind eine wichtige Geldquelle, denn die rund 80000 Euro Mietkosten müssen erst einmal hereinkommen. Weitere Quellen sind das Café, kulturelle Veranstaltungen und Spenden. Und die Zeit der vielen Helfer, die das Grandhotel am Leben halten.
20 bis 25 Menschen bilden den festen Kern, rund 100 helfen zusätzlich mit: an der Bar, im Zimmerservice, bei der Betreuung der Flüchtlinge oder wo auch immer. Es sind sowohl Studenten als auch Mitglieder der Barfüßer-Kirchengemeinde. Inzwischen gibt es ein paar Minijobs, doch in der Regel schenken die Hoteliers ihrer „sozialen Skulptur“ ihre Zeit. Auf der anderen Seite können sie sie basisdemokratisch mitformen. Das kann dazu führen, dass sich hin und wieder Welten stoßen, etwa, wenn das US-Konsulat aus München anruft.
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen. Wenn Sie bereits PLUS+ Abonnent sind, .
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen.
Die Diskussion ist geschlossen.