Das war Bud Spencer: Harte Fäuste, weiches Herz
Bud Spencer ist als Haudrauf in komödiantischen Western unvergessen. Dass es auch um viel Geld ging, war ihm klar. Dabei war er ganz anders als seine Filmfiguren.
Die Synchronstudios hatten jede Menge Arbeit mit Bud Spencer und Terence Hill. Jede Prügelei der zwei mit Fallobstgesindel – ja so sah man das im Italo-Western – vollzog sich in einer lauten Klatsch-Batsch-Orgie mit dem Ziel, dass vorübergehend Ruhe im Karton sei. Terence Hill war der mit den stahlblauen Augen, Bud Spencer der gemütliche Dicke, der sehr ungemütlich werden konnte. Das Kino hat die Angewohnheit, dass es nicht zuletzt von Wiederholungen im Fernsehen seine Stars länger leben lässt. Damit sie auch Star bleiben, und das ist gut so.
Denken wir an Bud Spencer, sehen wir nicht, dass der Leinwandheld in den letzten Lebensjahren am Stock gehen musste, die Gesundheit nachließ. Gerade er, der in seiner Jugend als mehrfacher italienischer Schwimmmeister erfolgreich war. Immerhin ist der Ex-Schwimmbeckenstar Spencer, der Deutschland mag, Namenspate für das Freibad in Schwäbisch Gmünd, wo er 1951 noch als Aktiver ins Wasser gestiegen war. Jetzt ist der gebürtige Neapolitaner im Kreis seiner Familie mit 86 Jahren in Rom gestorben.
Wie wurde aus Giuseppe Pedersoli der Schauspieler Bud Spencer?
„Sein letztes Wort war ,Danke‘“, sagte sein Sohn. Was ja passt zu dem friedlichen, eher intellektuell geprägten Mann mit abgebrochenem Jurastudium. Der auch ein Ohr für Musik unter seinem Hut hatte und etliche Hits für Rita Pavone schrieb.
Wie kommt ein Italiener zu dem sehr amerikanisch klingenden Namen Bud Spencer? Giuseppe Pedersoli gab als Lieblingsbiersorte Budweiser an und das Schauspieleridol Spencer Tracy. Und zumindest nicht verkehrt für eine Filmkarriere war der Umstand, dass Maria, ab 1960 seine Ehefrau, Tochter eines Filmproduzenten war.
„Die rechte und die linke Hand des Teufels“ markierte 1970 den internationalen Durchbruch als Filmschauspieler. Es war die Zeit, als das Kinopublikum allmählich der so brillanten wie streng inszenierten, defätistisch angelegten Italo-Western müde wurde. Es wollte was zu lachen haben.
Zusammen mit dem heute 77-jährigen Terence Hill (eigentlich Mario Girotti) prägte der stets bescheiden auftretende Bud Spencer ein neues Genre des Western-Kinos, mit dämlichen Sprüchen und Kloppereien, die deutlich an die Klamotten von Charlie Chaplin und anderen Stummfilmgrößen erinnerten. Zu den bekanntesten Filmen gehören „Vier Fäuste für ein Halleluja“ und „Zwei Missionare“.
Terence Hill und Bud Spencer eine Erfolgsgeschichte
Der erste gemeinsame Film „Gott vergibt…Django nie!“ aus dem Jahr 1967 konnte schon aufgrund des genialen Titels nicht floppen. Seither verband beide eine tiefe Freundschaft. Von Pasta-Schlemmereien der beiden berichten Zeitschriften. „Wir beide lieben die Spaghetti al pomodoro von meiner Frau Maria“, hat Bud Spencer aus dem kulinarischen Nähkästchen geplaudert. Was an sich nichts Besonderes ist, aber sag das mal einem Neapolitaner!
Was sich bei dem über 1,90 Meter großen und gut über 100 Kilo schweren Genussmenschen deutlicher niederschlug als bei seinem Kompagnon. Dass Bud Spencer im Kino als Latin Lover nicht taugte, hat ihn nicht gebremst. Ob es „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“ (Filmtitel) waren oder Spencer in der „Plattfuß“-Reihe als unkonventioneller Kommissar ermittelte, die Fans blieben ihm treu.
Was außer den Klamotten noch in ihm steckt, verriet er ansatzweise in Thomas Gottschalks Show „Wetten, dass..?“. Und was er sagte, zeugt von Bescheidenheit, denn Bud Spencer hielt sich nicht für einen Schauspieler. „Ein Schauspieler hat viele Persönlichkeiten. Ich habe nur eine“, sagte er an anderer Stelle. „Und die kann niemand besser spielen als ich. Ich mache seit 30 Jahren das Gleiche und will das so.“ Und zur Ablenkung vom Kinogeschäft konstruierte der Drauf-Klopper mit zarter Hand eine elektrische Spielzeugmaus, eine Einweg-Zahnbürste und einen Spazierstock, aus dem sich Sitz und kleine Tischplatte herausklappen lassen.
„Bud fliegt zu seiner nächsten Reise“, erklärte seine Familie. Vielleicht findet er dabei auch was zum Tüfteln.
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