Die Augsburger mögen Brecht nicht? Brechtfestival beweist Gegenteil
Augsburger und Brecht - das wird oft alles schwieriges Verhältnis beschrieben. Doch auf dem Brechtfestival ist in der Stadt viel Liebe für den Dramatiker und Lyriker zu spüren.
Die Augsburger halten nichts von Bertolt Brecht? Was für ein Märchen! Ein ganzes, sattes Theaterprogramm können allein die Beiträge aus der Bürgerschaft stemmen, wie die Voreröffnung des Festivals am Sonntagnachmittag auf der Brechtbühne bewies. Moderatorin Angie Stifter hatte zwanzig Nummern anzusagen, die alle unter dem Motto „Ich kann Brecht – Brecht kann mich“ standen.
Selbst Skeptiker wie die Journalistin Marion Buk-Kluger gewannen B.B. eine appetitliche Seite ab – sie buchstäblich mit Butterbroten, die der Dichter so liebte. Radiomoderator Alexander Woldrich stieß auf der Straße erst auf reichlich Ahnungslosigkeit – bis seine Nachhilfe in B.B. griff und alle Bescheid wussten. Auf Türkisch erteilten Burhan Kacar und Serkan Erol Übersetzungsarbeit, damit der Augsburger auch in Istanbul mit Brecht glänzt.
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Einen Tag nach dem Reichstagsbrand des zwölfjährigen Tausendjährigen Reiches emigrierte Brecht aus dem Reich des Anstreichers.
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Da war keine Gemeinsamkeit mit dem Anstreicher.
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Und in den USA musste er sich 1947 vor dem Ausschuss zur Untersuchung unamerikanischer Umtriebe stellen. Filmaufzeichnungen davon sind legendär.
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Der von den Nazis 1935 ausgebürgerte Brecht war Staatenloser. Weil die westlichen Alliierten dem Staatenlosen die Einreise in die westliche Zonen verweigerten, ließen Bertolt Brecht und Helene Weigel sich nach einem längeren Aufenthalt in der Schweiz 1948 in Ostberlin nieder. 1950 haben sie dann österreichische Pässe erhalten.
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An die Nachgeborenen (-1938)
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In den alten Büchern steht, was weise ist:
Sich aus dem Streit der Welt halten und die kurze Zeit Ohne Furcht verbringen.
Auch ohne Gewalt auskommen, Böses mit Gutem vergelten.
Seine Wünsche nicht erfüllen, sondern vergessen, Gilt für weise.
Alles das kann ich nicht:
Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!
…
Ihr, die ihr auftauchen werdet aus der Flut In der wir untergegangen sind
Gedenkt
Wenn ihr von unseren Schwächen sprecht
Auch der finsteren Zeit
Der ihr entronnen seid.
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Gingen wir doch, öfter als die Schuhe die Länder wechselnd
Durch die Kriege der Klassen, verzweifelt
Wenn da nur Unrecht war und keine Empörung.
Dabei wissen wir doch:
Auch der Haß gegen die Niedrigkeit verzerrt die Züge.
Auch der Zorn über das Unrecht
Macht die Stimme heiser.
Ach, wir
Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit
Konnten selber nicht freundlich sein.
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Ihr aber, wenn es so weit sein wird
Daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist Gedenkt unserer
Mit Nachsicht.
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(B.B.)
Ob die Augsburger Brecht mögen oder nicht kann ich nicht beurteilen.
Ich kann nur für mich, als gebürtigen Augsburger, sprechen: Mir war dieser "Salon-Kommunist", DDR-Staatspreis- und Stalin-Friednesnpreisträgers, schon immer unsympathisch.
Er verhöhnte die Opfer des 17. Juni 1953 und stellte sich unmissverständlich auf die Seite des DDR-Despoten Ulbricht - auch wenn er dies später zur eigenen Ruf-Rettung in West-Deutschland relativieren wollte.
Es wäre besser, man würde die Würdigung des Dichters Brecht den Bühnen im Ostteil Berlins überlassen. Dort war er, auch im Geiste verbunden mit der Ideologie der DDR-Diktatoren, zuhause - nicht in Augsburg.