5000 Radfahrer, die einmal im Jahr die großen Straßen Augsburgs für sich haben: Das ist ein starkes Symbol für die Fahrradstadt - und zumutbar für Autofahrer.
Die Radlnacht könnte ein Opfer ihres Erfolgs werden. Zum Auftakt vor drei Jahren kamen schon viel mehr Menschen als erwartet. Dann radelten 6000. Und dieses Mal setzten sich trotz des schlechteren Termins rund 5000 Menschen aufs Rad. Das kann nicht ohne Einschränkungen für andere angehen – setzt aber ein wertvolles Zeichen. Ja, für was eigentlich? Für das Fahrrad, für den Willen, Augsburg noch besser den Bedürfnissen von Radlern anzupassen, aber auch für eine zentrale Frage: Wie soll der Verkehr der Zukunft aussehen? Und dann soll ausgerechnet in Zeiten von Stickoxid, Dieselskandal und Fahrverboten Schluss sein?
Die Radlnacht ist eine gute Werbung für die Fahrradstadt Augsburg
Keine Frage, die Radlnacht soll Spaß machen. Einmal im Jahr eine Runde durch die Stadt drehen auf Straßen, die sonst tabu sind. Andere Radler treffen. Zuschauer am Straßenrand grüßen. Doch die Radlnacht ist keine Spaßveranstaltung. Sie ist Symbolpolitik – aber im besten Sinn. Die Stadt hat sich vorgenommen, den Anteil des Radverkehrs auf 25 Prozent zu steigern. Der Stadtrat hat der „Fahrradstadt“ einstimmig den Segen erteilt. Das ist kein Geschenk an ein paar verrückte Radler. Niemand hat die Verantwortlichen unter Androhung schlimmster Plagen dorthin getrieben. Stadt und Stadtrat wissen sich schließlich zu wehren. Augsburg hat (wie viele andere Städte) erkannt, dass sich der Verkehr nicht immer weiter am Auto ausrichten kann. Dafür wird gebaut. Aber das reicht nicht. Getreu dem Motto „Tu Gutes und sprich darüber“ muss man die Menschen auch einladen, aufs Fahrrad zu steigen. Die Fahrradnacht ist Werbung. Und obwohl sie 100.000 Euro kostet, kann sich das schnell auszahlen.
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