Die Städte brauchen Theater wie Schulen und Kliniken
Immer häufiger wehren sich Bürger gegen kostenintensive, öffentliche Einrichtungen und Veranstaltungen. So manche Institution könnte auf der Kippe stehen. Ein Kommentar.
Wenn in diesen Wochen um die Sanierung und die Zukunft des Theaters Augsburg debattiert, gar erbittert gestritten wird, so ist dies über den wahrlich speziellen Fall hinaus auch als ein Zeichen in gesamtgesellschaftlichem Rahmen zu sehen. Denn ganz abgesehen davon, dass sich Deutschlands so dichte wie viel bewunderte Theaterlandschaft immer häufiger vor die Aufgabe gestellt sieht, sich zu legitimieren, ganz abgesehen davon haben sich ja mittlerweile auch andere, im Prinzip durchaus wünschenswerte Großtaten mit ihren Kosten und ihren Auswirkungen zu rechtfertigen. Erinnert sei an solche – allerdings zeitlich begrenzten – Veranstaltungen wie Olympische Spiele und Gartenschauen. Breite Zustimmung – oder nur breites Schweigen – ist diesbezüglich in der bundesrepublikanischen Stimmung nicht mehr zu haben. Auch die Kosten für die Polizeisicherung von Bundesligaspielen stehen längst in der Diskussion. Das alles war schon einmal anders.
Muss man daraus den Schluss ziehen, dass die Toleranz so mancher Bürger gesunken ist? Jene Toleranz, die vor gar nicht so langer Zeit einigermaßen sicherstellte, dass die Gemeinschaft auch solche Unternehmungen zu finanzieren hat, die – einzeln genommen – nicht von der kompletten Gemeinschaft genutzt werden. Frage: Wird der Tag kommen, da Wasserscheue gegen den Unterhalt von Hallen- und Freibädern aufstehen? Und noch eine Frage, leicht kabarettistisch zugespitzt: Wird der Tag kommen, da in Folge unterschiedlicher Interessenslagen die Liebhaber Botanischer Gärten gegen die Liebhaber zoologischer Anlagen antreten?
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Brauchen tut man viel im Leben. Oder man meint zu brauchen. Urlaub UND Auto, doch bitte nicht nur eins von beiden. Solche Überzeugungen werden manchmal von der Realität pulverisiert, wenn beispielsweise ein Einkommen wegfällt und die Entscheidung getroffen werden muss,ob man sich den Unterhalt des Autos oder aber den Urlaub nicht mehr leisten kann. Wenn das Fahrzeug für den Arbeitsweg unabdingbar ist, besteht eine Wahl nicht mehr. Der Urlaub wird gestrichen werden müssen.
Für die Kommumen gibt das Gesetz vor, wo die Prioritäten liegen, zu liegen haben. Das sind im eigenen Wirkungskreis die sog, Pflichtaufgaben. Zu denen, Herr Heinze, gehört die Kultur leider nicht, die fällt unter die freiwilligen Aufgaben, denen sich die Kommunen dann noch widmen können, wenn sie ihre Pflichten erfüllt haben.
Ihr leicht kabarettistischer Ansatz geht deshalb ins Leere. Es geht eben nicht darum, ob man in den botanischen Garten oder in den Zoo investiert. Es geht um die wesentlichen Dinge der Daseinsvorsorge. Wenn also 16 km höchst marodes innerstädtisches Straßennetz nicht gerichtet werden kann, weil die dazu nötigen 30 Mio fehlen, mutet eine 70 Mio Investition für eine freiwillige Aufgabe schon aufreizend an. Man kann auch sagen, dieses Vorhaben verstößt eklatant gegen das Kommunalrecht.
Wenn die Staßen dann nicht mehr unterhalten werden können, sondern, weil sie so marode sind,neu gebaut werden müssen, müssen die Bürger über Beiträge nach der Straßenausbausatzung kräftig löhnen für diese. Gerecht?
Dass in diesem Zusammenhang immer so getan wird, als sei DAS THEATER unabdingbar ein Dreispartenhaus, ist so ein Detail der fehlenden Bereitschaft der Frende der hohen Kultur, sich mit dem Fakt der mangelnden Ressourcen auseinander zu setzen und dem Umstand, dass nice to have eben kein must have ist. Insofern ist der Leitartikel des Feuilletonchefs das Quaken eines Frosches, dem der Sumpf ausgetrocknet werden soll. Natürlich gibt es nichts Wichtigeres als Theater, Oper, Konzert.. Nun gut, dass die Römerstadt brach liegt, ist auch nicht schön, aber wegen ein paar rumpeligen Straßen, muffliger Umkleiden in Sportstätten oder sozialen Leistungen für schwächere Bevölkerungsteile werden wir uns doch in unserer Anspruchshaltung nicht einschränken. Nur das Beste sollte gut genug sein, fordert leserbrieflich der ehemalige 1. Konzertmeister.
Darüber kann man berechtigt anderer Meinung sein und zu Diskussion und Neuplanung aufrufen.