Freiluftausstellung: Die mit der Motorsäge erzählen

VonMichael Schreiner

Figur und Abstraktion: Wie Klaus Prior und Armin Göhringer bei ihrer Arbeit am Stamm aufs Ganze gehen. Die siebte Ausgabe der Park-Novellen im Garten des Kurhauses mit zehn Holzskulpturen

Das Kurhaus in Göggingen liegt in einem alten Park, in dem mächtige Bäume aufragen, alte Buchen zum Beispiel, auch Kastanien. Zwischen imposanten Stämmen und unter ausladenden grünen Baumkronen stehen nun zehn Skulpturen aus Holz. Geschwärzt und abstrakt die einen, figürlich und weiß bemalt die anderen. Einige sind über drei Meter hoch. Und alle Plastiken sind jeweils aus einem einzigen Baumstamm heraus gearbeitet – und zwar mit der Motorsäge. Man sieht die Kerben, Furchen und Schnitte, das Grobe und Ungeglättete.

Mit der Motorsäge arbeiten beide Künstler, die in diesem Sommer von der Ecke Galerie in der Reihe „Park-Novellen“ präsentiert werden: Armin Göhringer (Jahrgang 1954) und Klaus Prior (1945). Beide kennen sich und haben auch schon gemeinsam ausgestellt. Beide gehen auf ihre Weise aufs Ganze. Ein Park mit stattlichen Bäumen ist, wenn man so will, die natürliche Umgebung für diese bearbeiteten Holzkörper, die einmal als Robinie, Eiche oder Sequoia-Mammutbaum irgendwo verwurzelt waren und viele Sommer wuchsen. Das Schöne an den Parknovellen ist, dass man sich den Kunstwerken auf sehr verschiedenen Wegen annähern kann und immer sehr frei auf sie zugeht. Durch die vielen Perspektivwechsel aus Distanz und Nähe, auch die je nach Standpunkt sich offenbarenden Beziehungen zwischen den Skulpturen, den Bäumen und dem Gelände, ermöglicht der Park eine Offenheit der Aneignung, wie sie im Museum kaum denkbar ist.

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