Faust und Gretchen beim Pole-Dance
Männerblicke auf Frauenkörper. Bluespots Productions setzt den klassischen Stoff in einen neuen Zusammenhang. Das kommt wie bestellt zur aktuellen Sexismus-Debatte.
Fuggerstraße. Drei Treppen runter, schwarzes Ledersofa, rotes Licht im Barraum. Eine barbusige Schöne aus Gips empfängt die Gäste der Tabledance-Bar. Rechts die Strip-Bühne, Spiegel, noch mehr Rot, Séparées im Halbrund. Von der Bar aus lästern Produktionsleiter (Holger Seitz) und Regisseur (Martin Schülke) samt Assistentin (Kim Ramona Ranalter) über zwei Casting-Kandidatinnen. Nervös-schüchtern kneten die beiden ihre Finger. Dann spielen sie die Szene von Fausts Gretchen, die den Schmuck findet, der sie für immer an Faust binden soll. „Warum nur wollen alle Schauspielerinnen immer Gretchen sein?“ brüllt der Produktionsleiter von hinten. Er testet die jungen Frauen. Sind sie dabei, wenn es ums Ausziehen, um Menstruation und Sex auf der Bühne geht? Ja, sagen sie. Schließlich wollen sie eine Rolle. Doch der Chef steht auf die langsame Unterwerfung. Frauen sollten Nein-Sagerinnen sein, findet er. Schließlich ist es der Prozess der Demütigung, der ihn antörnt. Es sind eindeutige, unsympathische Signale, die er schon zu Beginn der Premiere von „Leck mich Faust“ in der schummrigen Tabledance-Bar aussendet.
Er ist eben jene fiese Art Macho, die derzeit reihenweise im Show- und Sportbusiness geoutet wird. Ein Machtmensch, der Abhängigkeiten ausnutzt, Frauen demütigt und sich auf ihre Kosten amüsiert. Die neue Sexismus-Debatte und aktuelle Empörungsmaschine rund um die Vergewaltigungsvorwürfe in Film, Politik und Gesellschaft verleihen der Tragödie „Leck mich Faust“ von Bluespots Productions eine unvorhergesehene tagesaktuelle Brisanz.
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