Frohe Botschaft mit allen musikalischen Mitteln
Die Augsburger Domsingknaben begeistern mit einer Gesamtaufführung von Bachs Weihnachtsoratorium in Ev. Heilig Kreuz. Die Sicht auf das Werk wurde überraschend weiterentwickelt
Vorher absolvierten sie eine Amerika-Reise, dann einen Auftritt beim Bundespräsidenten – nichts war an Substanzverlust zu spüren, als die Augsburger Domsingknaben eine Tradition in Szene setzten. An zwei Abenden war in ev. Hl. Kreuz Bachs Weihnachtsoratorium wieder Höhepunkt des musikalischen Advents. Reinhard Kammler, Dirigent und Leiter am Cembalo, hat seine Sicht auf das Prachtwerk teils behutsam, teils auch überraschend weiter entwickelt. Auch der langjährige Partner, das Residenz-Kammerorchester München, trägt zur Balance bei: zuverlässige Kontinuität und musikalisch-technische Frische. So konnte Kammler am Mittwoch, dem Abend der letzten drei von sechs Weihnachtsoratorium-Kantaten, seinen 60. Geburtstag nicht besser feiern, als durch dieses musikalische Fest.
Wie ein altmeisterliches Gemälde auf Goldgrund, mit detaillierten Genre-Szenen, aber auch großem allegorischen Auftritt spiritueller Figuren erscheint diese Musik, in der sich erzählender Evangelien-Text, reflektierender Choral-Gestus, frei gedichtete Verinnerlichung in den Arien und großen Chor-Tableaus verbinden. Das Parodie-Verfahren, nach dem Bach Substanzen, ja Identitäten weltlicher Werke durch Text und Anlass ins Religiöse umwidmet, ist als Widerspruch aufgehoben, denn Bach sieht jede Musik als göttliche Lobpreisung und göttlichen Ursprungs. Alle Kompositionen signierte er als „Soli Deo Gloria“, nur zum Ruhm Gottes. Dies geht einher mit dem Selbstverständnis der Domsingknaben, die ihr „Kerngeschäft“, die musikalische Gestaltung der Liturgie, mit spielerisch-szenischen Auftritten und Konzerten (Oper, Volkslied, Unterhaltungsgut) zu verbinden wissen.
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