Gratwanderung
Zwischen Widerstand und Satire
Nicht alle Texte, Sketche, Lieder im „Exilkabarett“, im Hofmannkeller waren Kabarett-tauglich. Zum Beispiel nicht die Brecht-Ballade „Von der Judenhure Marie Sanders“, nicht das von Hanns Eisler vertonte BB-Lied „Und was bekam des Soldaten Weib?“ und nicht das Lied „Mein Vater wird gesucht“. Diese schmerzen zu sehr. Für Dramaturg und Moderator Michael Friedrich muss es eine Gratwanderung gewesen sein, zwischen bloßen Kabarett- und Widerstandstexten zu unterscheiden.
Zum Glück überwog im Hoffmannkeller die zynisch-satirische Note im Vortrag der quicklebendig schauspielernden Sopranistin Isabell Münsch, des (manchmal zu überbordend) humoristischen Baritons Stefan Sevenich, des Pianisten Geoffrey W. Abbott und des Saxofonisten Kay Fischer. In der Bilanz aber gebührt großes Lob diesem Künstler-Quartett, das den Abend mit der 1932 von Werner Finck ausgesprochenen „Hitlerwarnung“ begann, in dessen weiteren Verlauf Isabell Münsch dem Vortrag der „Dummheit“ der grandiosen Brecht-Darstellerin Therese Giehse nachzuspüren verstand, und an dessen Ende mit „Säuberung im Zoo“ eine kabarettistische Glanznummer gesetzt wurde. Diese einst von Kabarettist Peter Pan geschriebenen Verse hatte Geoff Abbott mit der Melodie des Kinderliedes „Alle Vöglein sind schon da“ neu arrangiert, und Münsch und Sevenich liefen hier zur Höchstform auf. Ja selbst das Publikum „staunte wie selbst Papa Brem“ und applaudierte lange, denn ab da war allen klar: Kabarett „in finstern Zeiten“ ist Not wendend.
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