Komisch, geradezu verrückt
Die Gothic-Oper „Dea Luna“
Nach ihrem Auftritt sagt die Künstlerin auf Englisch zum Publikum: „Diese Show ist seltsam, keine Bange.“ Ein Satz, der das Gesehene bestens zusammenfasst. Denn was die italienische Künstlerin Donatelli Bartolomei in ihrer Gothic-Oper „Dea Luna“ präsentiert, ist wahrlich komisch, geradezu verrückt. Mit dem Stück war die 44-Jährige im Abraxas zu Gast. Sie sang dort, sie schrie, sie lachte manisch. Sie pellte sich das falsch herum getragene weiße Shirt vom Körper, das wie eine Zwangsjacke wirkte. Sie spielte mit Masken, warf sich Tücher über das kalkweiß getünchte Gesicht. Sie kämmte sich den kahl geschorenen Kopf. Sie riss die schwarz umrandeten Augen auf. Ihr Körper zuckte und bewegte sich mechanisch wie ein Roboter. In einer Haremshose und Clownsschuhen schritt sie über die Bühne, an deren Seiten Papierblätter mit gezeichneten Monden drauf angebracht waren.
Zu Bartolomeis exzentrischem Auftritt erklangen ihre stimmlichen Experimente, changierend zwischen Gesang, Gesprochenem und anderen vokalen Techniken. Zum Teil kamen diese vom Band, begleitet von atmosphärischen Klängen oder Knacken und Knirschen, zum Teil sang und sprach Bartolomei live dazu. Manchmal auf Englisch, manchmal auf Italienisch, manchmal in einer Fantasiesprache. Das wirkte in der durch wenige Lampen und Kerzen beleuchteten Halle spirituell und düster. Gleichzeitig wechselte Bartolomei ihre Stimmungen in rasender Geschwindigkeit. Im einen Moment lachte sie noch fröhlich, im nächsten jammerte sie und kreischte. Mal wirkte ihr Auftritt wie ein Popkonzert, mal wie eine kultische Opferung. In ihrem Stück gehe es um Träume und um Verrücktheit, erklärte sie. Es gebe nichts Rationales darin, nur Intuition und Unterbewusstes. Wahrscheinlich führt sie die Oper auch deshalb jedes Mal ein wenig anders auf – so, wie es ihr gerade in den Sinn kommt. Schauspielerisch unterstützt wird sie dabei von Alessandro Conedera.
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