Mit Gamaschen, Stirnbändchen und Fransenkleid
Mit Café Arrabbiata blühen die 20er und 30er Jahre wieder auf
Ob Bert Brecht jemals Jiffy Mixer oder Charleston getanzt hat, ist nicht überliefert. Möglicherweise wäre es ihm zu bürgerlich gewesen. Und als das Tanzorchester des Hotel Drei Mohren in den 1920er und 30er Jahren solche Musik spielte, lebte er sowieso nicht mehr in Augsburg. Aber jetzt wurden Charleston und Co. zur Konkurrenz für den Literaten: Trotz Brecht-Festival und Nina Hagen besuchten am Samstagabend etwa 120 tanzfreudige Augsburger „Musikalische Glanzlichter aus den 1920er und 30er Jahren“ mit dem Café Arrabbiata im Augstana-Saal des Annahof. Die fünf Musiker waren überrascht von dem Ansturm, sodass zusätzlich aufgestuhlt werden musste – was gar nicht nötig gewesen wäre, denn die Menschen waren tatsächlich zum Tanzen gekommen. Dass Café Arrabbiata sich für diese Form des Auftritts entschieden hatten, ist einem Gast zu verdanken, der bei einem Konzert die Füße kaum still halten konnte und das dem Quintett prompt ins Gästebuch schrieb. Nun sah es also im Augstana-Saal so aus, wie es vor gut 80 Jahren im Drei Mohren ausgesehen haben muss: launige Gentlemen mit Pomade im Haar und Gamaschen an den Füßen, Damen mit Stirnbändern im frechen Bob und schwingenden Fransen an den Kleidern. Aber auch normal gekleidete Gäste jeder Altersstufe: vom Teenager bis zu jenen, die die 30er Jahre noch selbst erlebt haben. Allen gemeinsam war die Begeisterung für die Musik und das Lebensgefühl der beiden Dekaden zwischen den Weltkriegen.
Das verbindet auch die Arrabbiatisten, die ihre Musik augenzwinkernd als „bisschen scharf“ beschreiben: Agnes Reiter (Gesang, Klarinette), Kirstin Arndt (Bratsche, Gesang), Christoph Techner (Klavier, Gesang, Arrangements), Werner Neupert (Kontrabass, Swing-Gitarre) sowie Stefan Arndt an Schlagzeug und Perkussion haben allesamt eine hochkarätige musikalische Ausbildung und Referenzen. Sie kommen aus unterschiedlichen musikalischen Richtungen von Barock bis Funk, aber nachdem die Arndts das Café Arrabbiata gegründet hatten, fanden sie in den anderen begeisterte Mitmusiker für die mal süffisante, mal melancholische Tanz-, Unterhaltungs- und Filmmusik jener Jahre.
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