Und wer sorgt sich um die Seelsorger?
Der evangelische Pfarrer Dietrich Tiggemann ist vor drei Jahren zusammengebrochen. Er ist noch nicht völlig über den Berg. Auch sein katholischer Kollege Gerhard Groll hat schon einmal einen Warnschuss gespürt
Dietrich Tiggemann war dann mal weg. Von heute auf morgen. Seine neunmonatige Auszeit nutzte der evangelische Pfarrer aber nicht zum Pilgern à la Hape Kerkeling. Ein psychisch-körperlicher Erschöpfungszustand – auf Neudeutsch Burn-out – zog ihn vor drei Jahren völlig aus dem Verkehr. „Obwohl nichts wehgetan hat, war das eine ganz schlimme Zeit“, sagt der knapp 60-Jährige rückblickend.
Und dann beginnt der gebürtige Gelsenkirchener eine Geschichte zu erzählen, die erst mal gar nicht mit dem kräftigen Mann mit dem Rauschebart und dem Ring im linken Ohrläppchen in Einklang zu bringen ist: „Ich habe gearbeitet und gearbeitet und irgendwann bin ich zuhause gesessen und habe nur noch geheult.“ Was dann kommt, geschieht alles ohne sein Zutun. Familie und Freunde übernehmen die Regie. „Sie haben mich zum Arzt getragen, die Vertrauenspfarrerin und den Dekan eingeschaltet, der mich dann aus dem Dienst genommen hat.“ Dagegen habe er sich erst mal gewehrt: „Der Beruf ist doch ein Lebensfaktor für mich.“ Nach Aufenthalten in einer therapeutischen Rückzugsstätte der evangelischen Kirche – dem Haus „Respiratio“ im Fränkischen –, in einer Reha-Einrichtung sowie zuhause im Augsburger Stadtteil Kriegshaber beginnt Tiggemann nach neun Monaten über eine Wiedereingliederung stundenweise zu arbeiten, um dann einige Zeit später auf eigene Verantwortung wieder voll seine Arbeit in der Gemeinde St. Thomas aufzunehmen. Er sagt: „Ich weiß, dass ich schon wieder weit über das hinaus arbeite, was richtig ist. Und ich muss gewaltig aufpassen, weil ich schon wieder am selben Punkt angelangt bin wie vor drei Jahren. Mit dem Unterschied, dass ich mir dessen bewusst bin.“ Und dass er weiterhin ärztlich und therapeutisch betreut werde.
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