Wenn der Basketball mitten ins Herz trifft
Übergangsklasse Nationalspieler Tadda und ein syrischer Profitrainer bringen Schülern mehr bei als nur Freiwürfe
Neu-Ulm Mit nur einer Hand umfasst Karsten Tadda das Spielgerät dribbelt kurz und spielt den Ball elegant durch die Beine – wirft – und verfehlt. Egal. Die Bewunderung ist Ulms Basketball-Star in der Lessing-Turnhalle auch so sicher. In Schweinsteiger-Manier mit blutender Wunde trug er noch ein paar Tage zuvor als Protagonist des Triumphs der Ulmer gegen Alba Berlin zum historischen 26. Sieg in Folge bei. Seine heutigen Zuschauer sind Schüler und stammen aus fernen Ländern: Khaleel, etwa erst vor ein paar Monaten aus dem Irak geflohen, betrachtet die Schau mit offenem Mund. Und der Rumäne Florin lernt ganz nebenbei hörbar die Geheimnisse des Plural, indem er vor sich hin murmelt: „Ein Ball, zwei Bälle.“
Im Rahmen der Ratiopharm Akademie Minioffensive der Basketballer stattet der Nationalspieler Neu-Ulmer Schülern einen Besuch ab. Ein Besuch, in dem die Überwindung der Sprachbarriere das eigentliche große Ziel ist, auf das Lehrer wie Michael Wanner hinarbeiten. Der Pädagoge der Übergangsklasse an der Grundschule in der Stadtmitte greift zu Händen und Füßen als Hilfsmittel, um mit seinen Schülern zu kommunizieren. „Wortschatzarbeit“ heißt im Fachjargon ein Werkzeug zur Überwindung der Sprachgrenzen. Arabisch, Kroatisch, Polnisch, Kurdisch oder Türkisch beherrschen die Buben und Mädchen. Deutsch nur in Ansätzen. Aber das ändert sich flink. „Die Kinder lernen so schnell, das ist unglaublich“, sagt Lehrerin Birgit Helmstädter. Der Wissensdurst der Kinder sei groß, sagt Kollegin Anne Grimmer. Egal ob es um Basketball oder die Deutsche Sprache geht, viele Kinder haben jahrelang auf jedweden Input für ihre Entwicklung warten müssen. Den Kindern widerfuhr viel Leid, ihr Selbstvertrauen ist angeschlagen. Wertschätzung ist daher allzu oft in jeglicher Hinsicht Mangelware. Umso mehr blühen die Pennäler auf, wenn auch sie mit ihren ureigenen Fähigkeiten mal helfen können. Etwa als Dolmetscher für Omar Kassas, der vor 16 Monaten als Flüchtling aus Syrien nach Deutschland kam und derzeit bei Ratiopharm Ulm als Trainer tätig ist. In seiner früheren Heimat war Kassas eine durchaus große Nummer. Als Spieler gewann er sieben Mal die Meisterschaft und nahm mit der Nationalmannschaft seines Landes unter anderem an der Weltmeisterschaft 1991 in Kanada teil. Als Trainer ist Kassas seit 1999 tätig. Bis 2014 arbeitete der 46-Jährige für den Verein Al Ittihad Aleppo aktiv in der höchsten syrischen Liga.
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