Demenz: Wenn die Familie bei der Pflege an Grenzen stößt

VonFridtjof Atterdal

Für Angehörige wird die Rund-um-die-Uhr Betreuung oft zur Belastung. Fachleute in Augsburg diskutieren nun über einen Lösungsansatz.

Demenz ist eine heimtückische Krankheit. Wenn ein Mensch mit einem Mal „ohne Geist“ ist, wie die Übersetzung des Wortes aus dem Lateinischen lautet, ist das auch für Angehörige eine extreme Situation. Oftmals so extrem, dass sie daran gesundheitlich zu zerbrechen drohen. „Ich habe nicht einmal mehr Zeit, ein Buch zu lesen, geschweige denn, irgendetwas für mich zu tun“, berichtet eine Angehörige. 24 Stunden, sieben Tage die Woche muss sie ihren Ehemann betreuen. „Eine Pflegerin hat nach acht Stunden Feierabend, ich niemals“.

"Demente werden extrem anhänglich"

Dass pflegende Angehörige Hilfe brauchen, hat auch der Gesetzgeber erkannt und ihnen im „Pflege-Neuausrichtungs-Gesetz“ Unterstützung eingeräumt, sagt die Leiterin der Memory Klinik der Hessing Klinik, Ute Streicher. Nur könnten viele die Angebote wie Kurzzeitpflege oder einen bezahlten Erholungsurlaub gar nicht annehmen, weil der demente Angehörige auf die Bezugsperson völlig fixiert sei. „Demente werden extrem anhänglich“, so Streicher. Versuche, sie wenigstens für ein paar Stunden in einer Kurzzeitpflege-Einrichtung unterzubringen, gingen oft schief. „Da diese Menschen meist körperlich noch völlig fit sind, machen sie sich sofort auf den Weg und suchen ihren Partner“. In der neuen Umgebung der Pflege seien sie noch verwirrter und kämen dann völlig aufgelöst wieder nach Hause.

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