Wie blanker Hohn
Flüchtlingselend mit Goldbordüre, Bilder toter Kinder auf Servietten: Die Wiener Künstlerin Tanja Boukal redet im Holbeinhaus auf ungewöhnliche Art ins Gewissen
Das ist hoch: dreieinhalb Meter Maschendraht. Im Holbeinhaus bewältigt man das bequem mit der Treppe, steht dann im ersten Stock auf Höhe der abschließenden Stacheldraht-Rolle und beobachtet den quälenden Versuch eines Mannes, sich durch diesen Stacheldraht zu zwängen. Wenn das alles nicht in weiche, von der Decke hängende Frottierbahnen gewebt, sondern sperriges Material und dabei doppelt so hoch wäre, dann hätte die Wirklichkeit ihren Platz. Und der heißt Melilla, ist die spanische Exklave an der marokkanischen Mittelmeerküste und mit seinem hoch technisierten, scharf kontrollierten Abwehrzaun ein Sinnbild für die Festung Europa.
Tanja Boukal hat dort 2014 lange Recherchen unternommen. Neben ihrer Kamera führte sie auch eine weiße Spitzendecke mit sich. Von eigener Hand gestrickt, zeigt diese in feinem Kaschmir die Härte des Widerspruchs, nämlich die „Seid umschlungen“-Europahymne von Schiller/Beethoven, umrahmt von Stacheldraht. Auf beiden Seiten des Sperrzauns fotografierte sie Flüchtlinge, eingehüllt in diese Kaschmirdecke. Das fügt sich im Holbeinhaus zu einem Hohn sprechenden Bildtableau.
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