Wo bleibt die Moral?
Sebastian Seidels „Böser Bruder“ im Sensemble-Theater
Sie sind Brüder, der eine als politischer Aktivist in der Welt unterwegs, der andere zu Hause bei Vater und Geschäft. Sie heißen Karl und Franz, und in ihrer Jugend haben beide für ein Mädchen namens Amalia geschwärmt. Natürlich denkt man an Schillers „Räuber“ bei der Inhaltsangabe zu Sebastian Seidels Stück „Böser Bruder“, das am Freitag im Sensemble-Theater uraufgeführt wurde. Der Autor, der das Auftragsstück für das Brechtfestival selbst inszenierte, verwendet den klassischen Bruderkonflikt als Vorlage und verknüpft ihn mit Bert Brechts epischem Theater und seiner grundsätzlichen Frage, ob es möglich ist, ein moralisch gutes Leben zu führen.
Seidel erzählt nicht linear, sondern verschränkt den Dialog der beiden Brüder mit zusätzlichen Elementen: mit Protest-Songs der DDR-Jugendbewegung, die vom Allgäuer Sänger Rainer von Vielen interpretiert werden, mit einer Videoprojektion, in der der Vater (Heinz Schulan) das kaschubische Märchen vom „Bösen Bruder“ erzählt, und mit einem Vortrag, in dem Karl sich ans Publikum wendet und Fakten über die Welternährungsproblematik vorträgt. Eine kluge und in ihrer szenischen Ausführung äußerst gelungene Montage, die das Thema auf mehreren Ebenen durchdringt.
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