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Foto: Manfred Esser
Foto: Manfred Esser

Montagmorgen und die Probleme fangen an? Dann läuft etwas falsch im Leben, sagt Bernd Stelter.

Interview
09.09.2019

Der Kabarettist Bernd Stelter und der Doppelnamen-Witz

Von Richard Mayr

Bernd Stelter reißt für sein Leben gerne Witze. Das ja. Aber eines mag er nicht: Kabarett, an dem zwei Stunden nur gelacht werden soll.

Herr Stelter, Sie kommen heute mit einem Programm nach Augsburg, das Work-Life-Balance ganz groß schreibt. Wie schaut die für einen Kabarettisten und Karnevalisten wie Sie aus?

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Bernd Stelter: Nein, das Programm schreibt eben nicht die Work-Life-Balance ganz groß. Das Problem ist: Wenn man Leben und Arbeit ins Gleichgewicht bringen will, muss man sie auf zwei verschiedene Waagschalen legen. Und das bedeutet, dass man Leben und Arbeit trennen muss. Und wenn die Arbeit nicht mehr zu deinem Leben gehört, dann hast du verloren. Wir müssen jeden Tag genießen, ob das jetzt ein Arbeitstag ist oder Wochenende. Wir kennen doch alle die Situation morgens im Auto, wenn der Radiomoderator sagt, Montag sei nicht unser Tag. Das sage ich: Nein, das ist Blödsinn. Wir müssen jeden Tag mit Spaß und Freude leben.

Herr Stelter, Sie haben da einen ganz ernsten Kern für Ihr Programm.

Stelter: Ja. Zeitweilig ist das auch puppenlustig, natürlich bin ich Komiker. Aber ich glaube, wenn man sich irgendwo ins Theater setzt und mich ein Mensch zwei Stunden zum Lachen zu bringen versucht, wird mir das irgendwann sehr langweilig. Ich denke, so ein Abend muss mehr haben. Deswegen sind auch ernste und hintergründige Momente dabei.

Sie selbst hat in diesem Jahr einen Moment der besonderen Art, als Sie in einer Karnevalssitzung einen Kramp-Karrenbauer-Doppelnamen-Witz erzählt haben. Eine Frau aus dem Publikum hat sich 50 Zentimeter vor Ihnen aufgebaut.

Stelter:50 waren das nicht. Das waren maximal 20. Das war kein gutes Gefühl. Das war nicht so lustig, das hatte etwas Bedrohliches.

Haben Sie sich jetzt für den Fall der Fälle vorbereitet, wenn Ihnen das noch einmal passiert?

Stelter: Ja, jetzt weiß ich es. Aber auf diese Situation war ich einfach nicht vorbereitet. Ich habe der Frau gesagt, was ich da auf der Bühne mache, aber da hat sie sich schon umgedreht und ist gegangen. Ich habe zu Beginn gesagt, dass ich AKK für kompetent halte und danach habe ich Witze gemacht: Ja. Und Witze machen ist eine Supergeschichte. Und wir müssen mal aufhören, wegen allem gleich beleidigt zu sein. Wenn ich einen Doppelnamen habe, habe ich mich irgendwann einmal dafür entschieden. Da mag der blöd sein oder nicht. Aber deswegen renne ich doch nicht auf die Bühne und protestiere. Was soll ich denn machen? Einen Stuhlkreis auf der Bühne machen und den Sinn und Unsinn eines Witzes diskutieren?

Wie würden Sie jetzt reagieren?

Stelter: Ich würde diese Erklärung spontan und schlagfertig sagen. Aber im ersten Moment war ich eben geschockt. Da stand jemand zehn Zentimeter vor mir – das will man nicht. Das ist so eine typisch deutsche Geschichte. Wenn ich einen Witz über die falsche Stadt mache, ist die ganze Stadt sauer. Mache ich den Witz über die andere Stadt, lachen sie sich halb tot. Das ist so dieses typische Sankt-Florians-Prinzip.

Interessant für Sie als Kabarettist wird es doch erst, wenn die Menschen anfangen, über sich zu lachen?

Stelter: Wenn man einmal ein Programm von mir gesehen hat, weiß man, dass ich die Hälfte meiner Witze über mich mache. Ich mache Witze über meine Figur, meine Ehe, meine Kinder, mein unzuverlässiges Vatersein. Ich lache gerne über mich selbst. Wir müssen es schaffen, dass wir das ein bisschen besser hinbekommen. Das ist der Inhalt des Programms. Was müssen wir machen, um gelassener, zufriedener und ein bisschen fröhlicher zu werden.

Und gibt es im Programm auch einen AKK-Witz?

Stelter: Das läuft darauf hinaus, dass ich AKK in einer Nachrichtenmeldung bringe: Meine Damen und Herren, die neue Bundeskanzlerin heißt Kramp-Karrenbauer. Jan Hofer traue ich das zu. Der kriegt das hin. Aber was ist mit den ausländischen Freunden: Dann bringe ich die Meldung auf Englisch, auf Französisch, auf Holländisch und auf Schwedisch. Ganz ehrlich – ist ein Witz, aber ein sehr lustiger. Eine Frage: Kennen Sie das unglaublich lustige Theaterstück „Sunny Boys“ von Neil Simon?

Ja, warum fragen Sie?

Stelter: Dort sagt einer der alternden Komiker, T ist nicht witzig, Tomate ist nicht witzig, K ist witzig, mixed pickles ist witzig. Im Endeffekt habe ich einen Witz über Phonetik gemacht – Annegret Kramp-Karrenbauer ist witzig. Irgendjemand hat mir geschrieben: Doppelnamen sind nicht witzig. Das ist mir neu. Der erste Doppelnamen-Witz war Herr Müller-Lüdenscheid von Loriot. Wenn wir eine Frau haben, die neue CDU-Vorsitzende und möglicherweise bald Kanzlerin ist und die hat diesen lustigen Namen, wieso sollen wir keine Witze machen? Das Schöne ist: Ich bin mir sicher, dass Annegret Kramp-Karrenbauer gelacht hätte.

Termin

Nachdem Stadtteilfest am Sonntag beginnt nun mit dem Auftritt von Bernd Stelter am heutigen Dienstag, 10. September, die neue Saison des Parktheaters. Um 19.30 Uhr präsentiert der Kabarettist, Karnevalist und TV-Moderator sein neues Programm „Hurra, ab Montag ist wieder Wochenende!“.

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