Theater Augsburg: Neuinszenierung der Oper "Wozzeck" feiert Premiere

VonRüdiger Heinze

Die Neuinszenierung der Oper "Wozzeck" hatte am Samstag Premiere im Augsburger Theater. Hauptfigur ist ein zerrissener Charakter, der sich vor der Welt in einem Schutzraum flüchtet.

Hier braut sich nicht nur etwas zusammen, hier potenziert sich Unheil. Wozzeck weiß nicht ein, nicht aus. Menschengemacht sind Kritik, Qual, Hohn, die auf ihn stürzen, gottgegeben die Wahnvorstellungen, die er sieht, hört, fühlt. Und seine Marie, die ihn „hirnwütig“ nennt, wendet sich einem anderen zu. Wozzecks Welt bricht zusammen.

Premiere von "Wozzeck" im Augsburger Stadttheater

In dieser Welt, mit der er es nicht aufnehmen kann, versucht Wozzeck, sich einen Rückzugswinkel zu bauen. Einen Rückzugswinkel als Kokon, in dem er sich verpuppen könnte. Einen Rückzugswinkel aus Holzlatten, die – wie bei den gepeinigten Kreaturen Francis Bacons – zu einem Kubus gefügt sind – und von Wozzeck mit Plastikfolie umsponnen werden. Freilich: Auch aus diesem dürftigen Schutzraum wird er herausgezogen und gedemütigt. Und final wird der Schutzraum der Tod sein, das nasse Grab, das Wozzeck mit der aus Eifersucht erstochenen Marie teilt. Nun glitzert die Folie wie Teichwasser im Mondlicht – und ein in doppelter Hinsicht großer, ernster, dichter Abend am Theater Augsburg, das sich hier kraftvoll aufschwingt in die Höhe der nationalen, besser gestellten Opernhäuser, endet so ernüchternd wie beklemmend.

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