Radtour durch Offenhausen und Zwiefalten: Durch das Große Lautertal
Die Schwäbische Alb können Sie auf der Radtour durch Offenhausen und Zwiefalten bestaunen. Die Radwege führen durch eine Bilderbuchlandschaft mit vielen Burgruinen.
Das Große Lautertal haben Richard und Kreszenz Klupfer nie verlassen. Warum auch, sie leben ja im Paradies. Beide sind 90 und sitzen in Weiler auf der Bank vor dem eigenen Haus. Die Lauter rauscht und die Radler huschen an ihnen vorbei. So wie die Zeit. Es gibt nicht viele Änderungen in ihrem Leben, aber eine Beobachtung: „So viel Touristen wie in den vergangenen zwei Jahren waren noch nie im Tal. Das ist ja eine Invasion.“
Die wissen wohl, warum. Besonders die mitunter fast ebenen Radtouren in einer ebenso gesunden wie faszinierenden Umwelt erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Geht es doch runde 50 Kilometer durch ein Tal mit der größten Burgruinen-Dichte Deutschlands, mit bizarren Felsen, seltenen Pflanzen, Bäumen und kuriosen Geschichten.
Radtour-Route: Die Fahrradtour über die Schwäbische Alb beginnt in Offenhausen
Das „Herz“ der Schwäbischen Alb beginnt in Offenhausen zu schlagen, wo der Lautertalradweg beginnt. Gleich am Quelltopf der Lauter ist man verzaubert von dem fast unwirklichen Grün des Wassers und der Bäume. Kein Wunder, dass an diesem mythischen Ort schon die Römer hausten und das Kloster Maria Gnadenzell im 13. Jahrhundert gegründet wurde. Berühmt wurden die Ordensfrauen und Schwestern unter anderem durch ihren Heilkräutergarten, der noch heute existiert.
Nach wenigen Kilometern an der Lauter heißt es vom Rad abzusteigen, um dem größten Staatsgestüt Deutschlands mit herrlichen Zuchttieren seine Referenz zu erweisen. Eine Erfrischung ist in Dapfen fällig. Hier hat sich Eberhard Laepple einen Traum verwirklicht: Er erwarb vor einigen Jahren an der Lauter ein Lagerhaus und brachte dort ein Café, eine Chocolaterie und eine Seifenmanufaktur unter. Seine Bioprodukte sind ebenso gefragt wie die Seminare und Kleinkunstprogramme. Ein angebundenes Floß auf der Lauter ist fest in Kinderhand, während die Mütter Biosphären-Kuchen mit Thymian und Holunder auf der Veranda des Cafés genießen.
Ein paar Kilometer weiter ist schon Buttenhausen. Hier könnte man einen ganzen Tag verbringen, um die Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Wir beschränken uns auf einen Besuch des jüdischen Friedhofs. Das Mahnmal erinnert an die Brandschatzung der Synagoge von Buttenhausen in der Reichspogromnacht.
Die Radwege im Großen Lautertal bieten auch Stationen zur Erholung
Es ist Zeit für eine Erfrischung im Café Ikarus direkt am Schloss mitten im Ort. Davor ragt eine bunte Frauenskulptur mit ausgebreiteten Armen in den Himmel, die von Niki de Saint Phalle stammen könnte. Doch nicht die französische Künstlerin war hier am Werk, sondern behinderte Menschen, die im Schloss und seinen Häusern untergebracht sind. Der Himmelsflug der Skulptur weist auf Gustav Mesmer, den „Ikarus vom Lautertal“ hin, der 1995 im Heim der Diakonie Buttenhausen verstarb. Erst belächelt, später bewundert, versuchte er, mit einem Fahrrad zu fliegen.
Wir bleiben mit den Rädern lieber auf dem Boden, unterwegs durch eine Bilderbuchlandschaft. Wer sie liebt, muss in Hundersingen vom Rad absteigen und die Ruine von Hohenhundersingen mit ihrem Buckelquader-Bergfried besuchen. 30 Minuten Wanderweg werden mit einem gigantischen Blick auf das Tal belohnt. Hier enden die Verkehrswege und nur noch Wanderer und Radler dürfen sich im Tal weiterbewegen. Der Fluss wird breiter, das Tal enger, es geht abwärts an der Lauter ab Unterwinzlingen, es wartet die letzte Etappe zur Lautertalmündung in die Donau, wo sich die Kirchtürme von Obermarchtal erheben und es rechts weiter zum Zwiefalter Münster, der Endstation geht. Dort versammeln sich wieder Massen von Motorradfahrern, um von ihren Geschwindigkeitsfahrten durchs Lautertal zu schwärmen. Wir teilen mit ihnen das Glücksgefühl. Wenn auch aus anderen Gründen.
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