35-jähriger Münchner stirbt bei Rekordversuch im Himalaya
Die zwei Münchner Speed-Skibergsteigen Benedikt Böhm und Sebastian Haag haben schon einige Rekorde in den Bergen aufgestellt. Einer von ihnen ist nun verunglückt.
Ein tödliches Lawinendrama im Himalaya erschüttert die Bergsport-Szene, vorallem auch in München. Fünf Bergsteiger, darunter die zwei Münchner Speed-Skibergsteiger Benedikt Böhm und Sebastian Haag, wollten im Himalaya einen Rekordversuch aufstellen. Die Extremsportler wollten innerhalb einer Woche zwei Achttausender besteigen und die 170 Kilometer zwischen den Bergen mit dem Mountainbike zurücklegen. Kurz vor dem Gipfel der Shisha Pangma ging eine Lawine ab und riss drei von ihnen mit sich. Der 35 Jahre alte Münchner Sebastian Haag und sein italienischer Kollege Andrea Zambalsi (32) starben.
Unglück bei Rekordversuch: Lawine geht am Sisha Pangma im Himalaya ab
Am Mittwochmorgen waren die Abenteurer auf dem Weg zum Gipfel zum Sisha Pangma. Wie eine Sprecherin des Projekts DYNAFIT Expedition “Double8″ sagte, ging plötzlich 100 Meter unter dem Gipfel eine Lawine ab. Die Opfer seien etwa 600 Höhenmeter über steile Gletscher nach unten gerissen worden.
Die Überlebenden, darunter der Münchner Benedikt Böhm, hätten das Basecamp um Hilfe gebeten, hieß es in einer Mitteilung. Über vier Stunden lang hätten sie versucht, von verschiedenen Seiten in die Lawinenzone zu gelangen. Aber sie mussten aufgeben. Der Zustieg war nicht möglich.
35-jähriger Münchner Bergsteiger und Kollege noch nicht gefunden
Der 35-jährige Münchner und der Italiener seien nach dem Lawinenabgang nicht mehr gefunden worden. "Unser tiefes Mitgefühl gilt den Familien und Freunden der verstorbenen Teammitglieder", so die Sprecherin. Ein weiterer Bergsteiger wurde bei dem Unglück von der Lawine erfasst, konnte aber gerettet werden. Er sei bei Bewusstsein, aber man wisse noch nichts Genaues über dessen Zustand.
Schon in den Tagen zuvor hatten die fünf Alpinisten einen Versuch gestartet, den 8027 Meter hohen Berg im Himalaya zu besteigen. Doch sie brachen die Tour wegen den Schnee- und Wetterverhältnissen ab. Die Lawinengefahr war ihnen zu groß. Ein Bekannter aus der Münchner Bergsportszene beschreibt die Münchner gegenüber AZ-Online als durchaus vernünftig und risikobewusst. "Sie haben schon einmal am Manaslu (Achttausender in Nepal) einen Rekordversuch wegen Lawinengefahr abgebrochen", berichtet Markus Sämmer vom Ammersee.
Speed-Kletterer gehen schnell in extreme Höhen
Er beschreibt die Taktik der sogenannten Speed-Skibergsteiger. "Sie gehen bei guter Akklimatisierung schnell in extreme Höhen. Dort bleiben sie aber nur kurz, um sich nicht lange den Risiken eines Wetterumschwungs oder der Höhenkrankheit auszusetzen. Sie führen wenig Rettungsgerät mit sich." Die Extremsportler müssen die Risiken abwägen. "Die sind aber auch für Profis und Spitzenathleten nicht immer kalkulierbar und sichtbar."
Benedikt Böhm und den verunglückten Sebastian Haag habe laut Sämmer eine sehr lange Freundschaft verbunden. Die beiden Extremsportler hätten bereits zusammen Rekorde in den Bergen aufgestellt und seien in einigen Filmen der European Outdoor Tour zu sehen. Sie bestiegen Gipfel in Höchstgeschwindigkeit und fuhren mit Skiern wieder ab.
Beim Lawinenunglück am Achttausender Manaslu 2012, bei dem damals elf Menschen starben, waren Böhm und Haag als Ersthelfer vor Ort. Die beiden retteten Verschüttete, mussten aber auch Tote bergen. Gegenüber dem Spiegel sagte Benedikt Böhm damals nach dem Lawinenunglück. "Jeder weiß, dass der Tod Teil dieses Sports ist. Er ist immer eine Option." Benedikt Böhm hat zwei Kollegen im Himalaya verloren, darunter einen sehr guten langjährigen Freund.
Für die Familie des 35-jährigen Sebastian Haag aus München ist es offenbar ein weiterer schwerer Schicksalsschlag. Wie der österreichische Bundesfachverband für Wettkampf-Skibergsteigen auf seiner Seite askimo.at berichtet, ist der Bruder des 35-Jährigen bereits am Mont Blanc ums Leben gekommen. (mit dpa)
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