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Reisebericht
26.08.2014

Abstand zum Alltag - das geht am besten auf der Baumoosalm

Eine Auszeit auf der Baumoosalm oder der Schweinsteiger Alm versprechen Ruhe und Erholung.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand/Archiv (dpa)

Den Alltag hinter sich zu lassen und einfach abschalten. Das geht besonders gut weit oben in den Bergen und ohne Strom. Die Baumoosalm und die Schweinsteiger Alm ermöglichen dieses Erlebnis.

Piep, piep, piep. Dieser fiese Ton, dieser erste quälende Moment eines neuen Tages. Sofort raus aus den Federn. Ab ins Bad. Dann die Kinder wecken, Brote schmieren, Familienkalender überprüfen. Schnell einen Espresso trinken. Das Smartphone vibriert schon. Raus aus der Tür, ins Auto, nochmal zurück, den Notizblock holen, schnell rein, anschnallen. Nach zehn Minuten Fahrt die Erkenntnis: Den Kuss für den Liebsten vergessen. Und das Leben auch?

Den stressigen Alltag vergessen und die Berge genießen

Kaffeeduft als Wecker. Langsam nach oben steigender Kaffeeduft. Ein Blick aus dem Dachfenster, blauer Himmel. Langsam in die Filzpantoffeln schlüpfen. Vorsichtig aufstehen, keinen der anderen sechs Mitschläfer in der Kammer wecken. Auf Zehenspitzen die drei Meter im rund 30 Zentimeter breiten Gang zur Tür schleichen. Der Holzboden knarzt, so ein Mist. Die Holztreppe ins Untergeschoss auch. Es ist kalt in der Almhütte, sehr kalt, selbst an diesem Sommermorgen.

Die schwere, alte Holztüre zur Küche öffnen. Wärme empfängt den morgendlichen Besucher und ein Lächeln von der guten Seele der Baumoosalm, Heidrun Schubert. „Kaffee?“, flüstert sie, „da drüben.“ Einen Becher voll einschenken, darauf frische, herrlich duftende Sahne aus der Milch der Kühe, deren Glockengebimmel von draußen leise hereindringt. Raus auf die alte Holzterrasse. Frösteln, den heißen Kaffeebecher in den Händen. Der Blick geht zu den Gipfeln gegenüber, dort wo das Gras spärlich wird und die Felsen bereits von der Morgensonne angestrahlt werden.

Strom gibt es auf der Baumoosalm nicht

Ob es Momente sind wie diese, die die Menschen dazu bringen, die rund eineinhalb Stunden zu Wirt Alois Sonnenhuber auf die Baumoos-Alm zu wandern, einen schweren Rucksack auf den Schultern? Es muss diese Stille sein, diese Ruhe – und auch die Tatsache, dass man vor sich selbst nicht flüchten kann. Das liegt zum einen daran, dass es keine moderne Ablenkung gibt. Denn auf der Alm, auf dieser mehr als 250 Jahre alten Holzhütte in 1250 Metern Höhe, gibt es keinen Strom. Also auch keinen Fernseher, keinen Computer, keine Stereoanlage. Das Handynetz funktioniert nur eingeschränkt. Also keine piepsenden E-Mails, klingelnden Whats-App-Nachrichten. Wer an den Rand des Grundstücks zum Holzstapel geht, kann eine SMS empfangen – sofern er die nicht wegen der grandiosen Aussicht auf das unten liegende Tal schlicht vergisst.

Und selbst frau, die sich auch mal länger mit der Körperpflege beschäftigen kann, kommt nicht auf ihre Kosten: Die Dusche ist ein Eimer voll kalten Wassers, der Spiegel liegt im Dunkeln, das Waschbecken ist eine Schüssel, die bei jedem Benutzen wieder ausgeleert werden muss. Keine Ablenkung also – und zum anderen Alois Sonnenhuber, der einem den Weg zu sich selbst zeigen will. „Zeit zum Sein“, nennt er sein Angebot. Eine Alm-Auszeit mit vier Übernachtungen in der Hütte inklusive Vollpension und Rundum-Betreuung kostet pro Person 590 Euro. Wer Sonnenhubers Coaching dazubuchen will, zahlt noch einmal extra.

Almwirt hilft Besuchern mit einem Persönlichkeitscoaching

An diesem Nachmittag sitzt der Almwirt auf der Bank auf der Sonnenterrasse. Braun ist er, der 54-Jährige, wettergegerbt ist sein Gesicht. Er trägt eine Lederhose, ein kariertes Hemd und fährt sich durch die verstrubbelten Haare. Erst schaut er nach links, auf den dichten, dunklen Bergwald. Dann ist er da, aufmerksam, und erzählt. Von den Topmanagern, die bereits auf dieser Terrasse geweint hätten. Von seinem Coaching, von den Fragen, die er stellt, von seinen Methoden. Wie er sie gelernt hat, und wie er sich für diesen Weg entschieden hat. Denn Sonnenhuber saß selbst 20 Jahre lang auf der anderen Seite des Tisches. 20 Jahre lang war er Führungskraft im IT-Bereich. Bis er merkte, dass ihm eigentlich die Leidenschaft für das, was er da Tag für Tag tat, fehlte.

Kurzerhand schmiss er hin, orientierte sich neu, entschied sich für die Alm, baute sie um. Und fing an, Gäste zu empfangen. Zunächst ging es nur um Übernachtungen, Essen, Gipfelwanderungen zum Sonnenaufgang. Dann merkte Sonnenhuber, dass die meisten Besucher, die kamen, nicht nur einen Rucksack voller atmungsaktiver High-Tech-Klamotten, sondern auch einen unsichtbaren Rucksack voll Sorgen mit sich brachten. Dass sie eine Auszeit vom Leben suchten: „Ich biete Hilfe zur Selbsthilfe.“

Deshalb hat er eine Ausbildung zum Persönlichkeitsentwickler gemacht und bietet seit dieser Saison die Zeit zum Sein an, zwei Stunden Coaching kosten 190 Euro. Seine Gesprächspartner erreicht er über deren Körpergefühl: Wo drückt was, wo sind Schmerzen? Und bei welchen Gedanken verstärken sich diese Schmerzen? Dann sucht Sonnenhuber mit seinem Gegenüber nach Glaubensmustern – ein Beispiel: „Ich bin ein Versager.“ Der Gecoachte soll diese Muster aussprechen, auflösen, neu überschreiben mit einem Leitsatz, der dann für mehrere Tage jeden Tag aufgesagt werden muss. Und sich so vom Druck, von den Sorgen befreien: „Alles, was mir passiert, ziehe ich an“, ist sich Sonnenhuber sicher. Im Umkehrschluss bedeutet das also: Wenn sich eine Führungskraft nicht für einen Versager hält, dann wird sie auch von den Mitarbeitern nicht so gesehen, anders geachtet und respektiert. Sonnenhuber lehnt sich zurück, an die Holzscheite, die an der Wand der Hütte aufgestapelt sind. „Da hier oben klappt das besser als im Tal.“ Und er schaut hoch zu den Gipfeln, die die Sonnenterrasse einzuschließen scheinen.

Auf der Schweinsteiger Alm gibt es viel zu lernen

Auf einer anderen Terrasse, mehrere Luft-Kilometer weiter, steht Heike Maas. Es ist die Terrasse der Schweinsteiger Alm, die an den Hügeln des Wildalpjochs liegt. Auch von hier aus sieht man Gipfel, mehrere sogar – doch sie sind weiter weg, der Blick kann schweifen. Zum Beispiel geradeaus zum Sudelfeld. Oder ein bisschen links, in die Ferne, zum Massiv des Wilden Kaisers. Manches Mal sitzt Heike Maas hier und genießt die Aussicht. Doch sie tut es nur kurz. Denn in den drei Wochen, die die 46-Jährige auf der Alm verbringt, hat sie schlichtweg nicht allzu viel Zeit, diesen Blick zu genießen. Auch die lebenslustige Frau in der weiß-blau-karierten Bluse mit der geflochtenen Hochsteckfrisur macht eine Auszeit – vom alten Job, vom bisherigen anstrengenden Leben als berufstätige Mutter. Aber keine von der Arbeit. Sie hilft auf der Alm mit, bekommt dafür kostenlos Kost und Logis.

An diesem Sonntagnachmittag ist eine Journalistengruppe auf der Schweinsteiger Alm zu Gast. Besitzerin Kathi Kern bietet Kurse an, bei denen Touristen das Käsen lernen und auch einen ersten eigenen Versuch wagen können. Vor der Terrasse der Alm ist schon alles Notwendige vorbereitet: ein Kessel voller Milch, ein langer Tisch, Förmchen für den Rohmilchkäse. Heike Maas kümmert sich zunächst darum, dass die Besucher an diesem heißen Sommertag genügend zu trinken bekommen. Immer wieder saust sie in die alte Hütte zurück, holt Limonade, Wasser. Gerne zeigt sie den Besuchern auch die alte, hölzerne Almhütte, den Stall – und ihre eigene Kammer, die direkt darüber liegt. Sie geht mit, als die Gruppe einen Rundgang über die Wiesen voll duftender Wildkräuter macht, sie rührt einen Brotaufstrich an, sie trägt den Käse nach draußen. Später wird sie wie jeden Abend und jeden Morgen in den Stall gehen, und Kühe melken. Und sich dann unter die Dusche stellen – die gibt es auf der Schweinsteiger Alm, genauso wie Strom.

Die Almzeit bedeutet für viele Menschen eine Auszeit

In den ersten Tagen, sagt Heike Maas mit einem Lächeln, habe sie jeden einzelnen Muskel ihres Körpers gespürt. Schließlich war der nur Schreibtischarbeit gewöhnt, nicht jedoch das Ausmisten eines Kuhstalls. Am Abend, erzählt sie schmunzelnd, sei sie richtig müde. Und doch: „Es macht mich zufrieden.“ Weil sie weiß, dass sie für Almbäuerin Kathi Kern eine große Hilfe ist. In alle einzelnen Arbeitsschritte sei sie eingewiesen worden, betont Heike Maas. Und ihre Chefin in der Auszeit, Kathi Kern, meint lachend, dass sie selbst dank der tollen Hilfe bald überflüssig sei. Es hat aber auch noch einen anderen Grund, warum Heike Maas da oben so gelöst ist. Weil es hier eben kein klingelndes Telefon, keine E-Mails gibt: „Hier ist der Tag nicht so eng getaktet. Hier finde ich Ruhe.“

Nur einmal hat die 46-Jährige alles eingeholt: Als sie auf den Berg gestiegen ist, von dessen Gipfel aus sie ihre Heimatstadt sehen konnte. Den Ort, wo ihre beiden Kinder und ihr Mann leben. Obwohl die zwei schon aus dem Gröbsten raus sind, die Familie mit Mamas Auszeit einverstanden war – ein bisschen Heimweh ist immer da. In zwei Wochen wird sie zu ihren Lieben zurückkehren, sich der beruflichen Zukunft und den Anforderungen des Alltags wieder stellen müssen. Doch bis dahin bestimmen die Kühe, die Wildkräuter, das grüne Gras, Kathi Kern und eine atemberaubende Aussicht ihren Tag. Bis dahin ist noch Almzeit. Bis dahin ist noch Auszeit.

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