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Region Augsburg
23.07.2017

Ärztemangel wird ein immer größeres Problem

Sprechstunde beim Arzt - es wird vor allem auf dem Land immer schwerer, einen Termin zu bekommen. (Symbolbild)
Foto: Benjamin Ulmer, dpa

Die medizinische Versorgung auf dem Land wird zum Problem. Jeder dritte Allgemeinarzt geht bald in Ruhestand. Die aktuelle Lage und eine Bewertung durch Hausärztepräsident Geis.

Die Zahl der neuen Allgemeinmediziner wächst zwar, doch der Anstieg sei viel zu gering, sagen Experten. Auf dem Land fehlen besonders viele Ärzte. Und je nach Region ist der Versorgungsgrad schon jetzt sehr unterschiedlich. Während sich ein Arzt in Aichach zum Beispiel um 1079 Patienten kümmern muss, kommt in Dillingen auf 1596 Menschen nur ein Arzt.

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Was das Problem noch bedenklicher macht: Der große Generationenwechsel steht erst noch bevor. Welche Gegenrezepte der bayerische Hausärztepräsident Dieter Geis hat, erklärt er im Interview.

Bayerischer Hausärztepräsident Diester Geis bezeichnet Ärztemangel als fatal

Herr Dr. Geis, ein Drittel aller Hausärzte erreicht in den nächsten fünf Jahren das Rentenalter? Droht in Bayern ein Notstand?

Dr. Dieter Geis : Bayernweit haben wir ein Durchschnittsalter von 56 bis 57 Jahren. 35 Prozent von uns sind 60 Jahre und älter. Im Schnitt schließt in Bayern jede Woche eine Hausarztpraxis, weil es keinen Nachfolger gibt. Für 70 Praxen haben wir keinen Nachfolger. Das ist natürlich fatal.

Wie bekommen Sie das zu spüren?

Geis: Das Problem wird von den Bürgermeistern und Landräten immer mehr artikuliert. Sie rufen bei mir an, ob ich jemanden wüsste. Sie machen sich Gedanken, welche Programme sie auflegen können. Es brennt ihnen unter den Nägeln.

Es gibt also einen Ärztemangel?

Geis: Die Lage ist sogar doppel prekär. Auf der einen Seite haben wir die Überalterung der Hausärzte, auf der anderen einen erhöhten Bedarf bei den Patienten, die ebenfalls immer älter werden. Die medizinische Versorgung muss sich umorientieren. Wir brauchen eine andere Struktur als die, die wir in den letzten 30 Jahren aufgebaut haben. Wir haben zu viele Spezialisten ausgebildet. Wir haben auch am Bedarf vorbei ausgebildet. Die Forderung für die nächsten Jahre muss heißen: 60 Prozent der niedergelassenen Ärzte müssen Hausärzte sein und 40 Prozent Fachärzte. Heute ist es genau umgekehrt.

Können Sie das in absoluten Zahlen mal darstellen?

Geis: Von etwa 1200 Facharztprüfungen im Jahr in Bayern hatten wir vor Jahren nur etwa 100 bis 120 für Allgemeinmedizin. Wir bräuchten mindestens das Doppelte. Mittlerweile steigen die Zahlen wieder, wir kommen langsam aus diesem Tal heraus. Unsere politische Arbeit zahlt sich aus. Man braucht einen langen Atem und kann die Hausärzte nicht aus der Hosentasche zaubern.

Die Krankenkassen sehen das offenbar etwas anders...

Geis: Sie sagen, wir hätten genug Ärzte. Aber man muss in die Zukunft denken. Wenn wir jetzt noch warten, dann wird es in fünf Jahren ein Heulen und Zähneknirschen geben. Dann habe ich Angst, dass die Politik – vielleicht auch die Krankenkassen und andere interessierte Kreise – unser Qualitätsniveau wieder herunterschrauben könnten, um schnell Nachwuchs zu schaffen.

Unter den über 60-jährigen Ärzten sind bestimmt auch einige, die über 65 sind, oder?

Geis: Einige? Der Vorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbandes ist auch dabei, ich befinde mich in guter Gesellschaft.

Wenn immer mehr Praxen gerade auf dem Land schließen, wird der Weg zum Arzt für die Patienten immer länger. Was ist eigentlich zumutbar?

Geis: In unserem Bereitschaftsdienst sind es heute schon 30 Kilometer. In der normalen Versorgung halte ich zehn bis 15 Kilometer für zumutbar. So wird es auch kommen. Wir werden es nicht mehr schaffen, dass es in jedem zweiten Ort eine Praxis gibt. Es wird über kurz oder lang zu Hausarztzentren kommen. Diese werden drei oder mehr Orte im Umkreis von etwa zehn Kilometern versorgen. Mehrere Ärzte können sich dann Praxisdienst und Hausbesuche aufteilen. Und sie haben dabei ein geregeltes berufliches Dasein.

Einzelkämpfer haben kaum Freizeit

Und die alte Einzelpraxis?

Geis: Sie wird es sicher weiter geben, denn Ärzte sind Individualisten. Dennoch: Am Ende werden wir uns den Realitäten anpassen müssen. Auch ich habe meine Praxis die ersten 20 Jahre als Einzelkämpfer geführt. Ich war jeden Tag von früh um halb acht bis abends um halb zehn in der Praxis oder auf Hausbesuch. Dann hatte ich noch Bereitschaftsdienst. Das macht heute kein junger Arzt mehr.

Was bedeutet diese Umstellung für die Patienten?

Geis: Sie müssen in einer größeren Praxis vielleicht zu dem Arzt gehen, der gerade Dienst hat. Meine eigene Erfahrung sagt, dass sich das gut entwickelt. Außerdem hat man ja ein Bestellsystem. Die Patienten melden sich vorher bei ihrem Wunschdoktor an. Das kann man alles schön regeln.

Haben wir genug Ärzte?

Geis: Wenn die Bevölkerung immer älter wird, brauchen wir auch mehr Ärzte. Die Faustregel lautet: Für zwei Ärzte, die in Ruhestand gehen, brauchen wir drei neue Ärzte. Zwei Gründe: Die jungen Ärzte arbeiten nicht mehr rund um die Uhr wie die alten; und es wird mehr Ärzte in Teilzeit geben.

Dennoch ist vielfach von einer drohenden Unterversorgung in vielen Regionen Bayerns die Rede.

Geis: Wenn wir es in den nächsten fünf Jahren nicht schaffen, doppelt so viele qualifizierte Hausärzte wie heute auszubilden, dann werden wir einen massiven Hausarztmangel bekommen. Wir müssen den Kollegen, die jetzt in der Facharztausbildung an Kliniken sind, die Möglichkeit zur Umorientierung geben. Ein entsprechendes Programm der Ärztekammer gibt es schon. Bevor sich angehende Internisten beispielsweise auf Rheumatologie oder Kardiologie spezialisieren, muss ihnen vermittelt werden, dass es für sie vielleicht sinnvoller und erfüllender wäre, auf die Allgemeinmedizin umzusteigen. Nur so bekommen wir innerhalb von fünf Jahren genug neue Hausärzte...

...die aber nicht unbedingt in eine Landpraxis gehen wollen.

Geis: Da gebe ich Ihnen recht. Wir haben da keine Garantie. Aber es gibt Programme von Staatsregierung und Bayerischem Hausärzteverband. Zum Beispiel bieten wir Studierenden im Rahmen ihrer Famulatur, vier Wochen lang in eine Landarztpraxis zu gehen. Dafür zahlen wir ihnen im Rahmen eines Förderprojektes mit der Techniker Krankenkasse bis zu 500 Euro im Monat, damit sie ihre Studentenbude weiter bezahlen können. Erste Erfahrungen sind vielversprechend: 80 Prozent der jungen Leute, die solch ein Praktikum gemacht haben, wollten danach Hausarzt werden.

Ist das schon alles?

Geis: Es gehört auch dazu, dass man die Tätigkeit auf dem Land an die Vorstellungen der jungen Leute anpasst. Der Hausarzt muss noch ein Leben neben dem Beruf führen können. Eine Voraussetzung ist die Umgestaltung des Bereitschaftsdienstes. Da sind wir in Bayern gerade mittendrin. Damit hat ein Arzt nur noch drei- oder viermal im Jahr Bereitschaftsdienst. Auch abends ist sichergestellt, dass der Arzt oder die Ärztin ganz für die Familie da ist. Dadurch machen wir auch den Frauen den Beruf schmackhaft. Ich kenne viele Kolleginnen, die sagen, sie hätten Schwangerschaft und Erziehung besser mit der Arbeit in der Praxis als in der Klinik bewältigen können.

Die Residenzpflicht ist aufgehoben

Muss der Arzt noch am Ort seiner Praxis leben?

Geis: Früher musste man im Umkreis von zehn oder 15 Kilometern leben. Diese Residenzpflicht ist aufgehoben. Das heißt, dass ein Arzt jetzt auch in der Groß- oder Kreisstadt wohnen und meinetwegen 20 Kilometer und mehr zu seinem Arbeitsplatz in der Praxis auf dem Land fahren kann.

Wie schaut die finanzielle Seite aus?

Geis: Wir Hausärzte haben früher schlecht verdient. Mittlerweile haben wir aufgeholt. Wir können uns durchaus mit den niedergelassenen Facharztkollegen messen. Der Hausarztverband kann mit den Krankenkassen eigene Verträge abschließen, die eine höhere Qualitätsanforderung in Bezug auf Ausstattung der Praxis, verpflichtende Weiterbildung und besondere Betreuungsmodelle beinhalten. Das hat dazu geführt, dass wir über die Hausarztverträge ein im Schnitt 30 Prozent höheres Gehalt haben. Der Hausarzt ist nicht mehr der „arme Schlucker“.

Dieter Geis, Chef des Bayerischen Hausärzteverbandes.
Foto: David Ebener, dpa

Brauchen wir vielleicht zum Teil andere Medizinstudenten?

Geis: Der Zugang zum Studium muss neu geregelt werden. Ich glaube, das ist unumstritten. Sich allein an der Abiturnote zu orientieren, ist völlig verfehlt. Wir brauchen noch weitere Kriterien. Zum Beispiel müsste es für eine medizinische Vorbildung etwa als Krankenpfleger oder Rettungssanitäter einen Bonus geben. Vielleicht muss auch die Eignung vor der Studienplatzvergabe getestet und höher bewertet werden. Oder: Sind nicht vielleicht das Kind oder der Enkel eines Landarztes für den Beruf besser geeignet, auch wenn sie nur einen Notenschnitt von 1,8 haben, weil diese jungen Menschen wissen, worauf sie sich einlassen und deshalb vielleicht weniger oft ein Medizinstudium abbrechen? In Bayern gibt es übrigens bereits eine gewisse Quote von Studienplätzen für junge Leute, die sich von vorneherein bereit erklären, aufs Land zu gehen (lesen Sie dazu:  CSU will Landarzt-Quote für Medizinstudiengänge). Insgesamt gilt: Wir brauchen mehr Studienplätze.

Wie lange dauert es eigentlich von Studienbeginn bis Facharztprüfung?

Geis: Mindestens elf Jahre. Sechs Jahre Studium, fünf Jahre Facharztweiterbildung. Die Statistiken zeigen jedoch, dass die Aus- und Weiterbildung insgesamt länger dauert.

Früher war es leichter, Hausarzt zu werden

Wie war es früher?

Geis: Hausarzt konnte jeder sein, der sich praktischer Arzt nannte. Praktischer Arzt konnte jeder werden, der ein Studium hatte und ein Vierteljahr Landarztausbildung. Dann konnte er sich überall als Hausarzt niederlassen. Das hat zur Qualitätsdiskussion über die Hausärzte geführt. Dann hieß es immer, der Hausarzt sei nicht so qualifiziert wie andere Ärzte. Aber seit wir die gesetzliche Regelung haben, dass Hausarzt nur noch werden kann, wer auch Facharzt für Allgemeinmedizin ist, haben wir ein besseres Ansehen in der Bevölkerung. Die Struktur in der Hausarztpraxis ist hoch qualifiziert, vor allem auch technisch etwa mit Belastungs-EKG und Lungenfunktionsgeräten. Wir stellen an den Hausarzt große Ansprüche, weil er auch breit versorgen muss.

Ist jeder Hausarzt heute ein Facharzt für Allgemeinmedizin?

Geis: Seit zehn Jahren dürfen sich nur noch weitergebildete Allgemeinärzte als Hausärzte niederlassen. Eine Ausnahme gilt noch für die Internisten, die hausärztliche Versorgung auf ihr Schild schreiben. Aber auch das wird sich ändern. In Zukunft wird der Hausarzt immer ein weitergebildeter Allgemeinarzt sein. Aus gutem Grund: Weniger als die Hälfte der Fälle sind internistisch, bei der Mehrzahl handelt es sich um pädiatrische, orthopädische oder chirurgische Fälle. Um diese Bandbreite abdecken zu können, bedarf es einer breiten Ausbildung.

Warum sind Sie Hausarzt geworden?

Geis: Eigentlich aus Verlegenheit. Ich wollte immer Chirurg werden, habe aber Allergien auf die Gummihandschuhe entwickelt. Also habe ich zunächst Innere Medizin gemacht und Orthopädie. Dann habe ich gemerkt, dass der Mensch ein sehr breites Spektrum an Krankheiten bekommen kann. So habe ich mich entschlossen, in die Allgemeinmedizin zu gehen. Dann habe ich vor 35 Jahren hier in Randersacker eine typische Landarztpraxis übernehmen können und habe gesehen: Das ist das, was ich werden wollte. Ich mache es bis heute mit Spaß.

Sie haben eigentlich schon genug zu tun und engagieren sich zusätzlich für Ihre Kollegen. Warum?

Geis: Es war ein Schlüsselerlebnis. 20 Jahre lang ging ich auf in meinem Beruf, aber plötzlich merkte ich, dass wir Hausärzte irgendwo an den Rand gedrückt werden. Die Arbeitsbelastung wurde immer höher. Die Praxis wuchs, die Bereitschaftszeiten nahmen zu. Ich arbeitete immer mehr, hatte aber immer weniger Einkommen. Ich sah, dass wir Hausärzte bei der Verteilung des Geldes immer am Katzentisch saßen. Da beschloss ich, mich zu engagieren, damit unser Beruf ordentlich dargestellt wird.

Sind Entwicklungen nicht rechtzeitig erkannt worden?

Geis: Ja, auf vielen verschiedenen Gebieten. Unsere Organisationen – sowohl die Ärztekammer als auch die Kassenärztliche Vereinigung –haben die Allgemeinmedizin extrem vernachlässigt. Das fing an mit dem Verdienst: die meiste Arbeit und die schlechtesten Verdienstzahlen. Auch die Kompetenzen wurden immer wieder beschnitten. Die Universitäten haben sich jahrelang nicht um die Allgemeinmedizin gekümmert.

Und heute?

Geis: Wir haben jetzt an fast allen bayerischen Medizinfakultäten Lehrstühle für Allgemeinmedizin. Regensburg fehlt noch. Und auch Augsburg soll natürlich dazu kommen. Ich habe jetzt schon gehört, dass dies um zwei bis drei Jahre hinausgeschoben werden soll. Wir meinen, dass bei einer neuen medizinischen Hochschule die Allgemeinmedizin von Anfang an dabei sein muss. Gerade in Augsburg, wo sich die Fakultät aus einer bestehenden medizinischen Versorgung heraus entwickelt, müsste ein Interesse bestehen, die Allgemeinmedizin von Anfang an zu installieren.

Können Sie sich vorstellen, wo die Hausärzte in 20 Jahren stehen?

Geis: Die Hausärztinnen und Hausärzte werden mehr technische Möglichkeiten zur Verfügung haben, um die Patienten auch über die Telemedizin zu versorgen. Sie werden noch mehr im Team arbeiten und Patienten noch breiter versorgen können.

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