Alle reden über "Mutti"
Wie immer wollten beim Gillamoos viele Politiker ihre Botschaft loswerden. Geredet haben sei vor allem über Angela Merkel. Einer machte der Kanzlerin sogar einen Antrag.
Der Spot des Komikers Wolfgang Krebs ging am Montag beim Gillamoos an Angela Merkel (CDU) nicht vorrüber. Der Kabarettist ließ es sich nicht nehmen beim Gillamoos in Abensberg (Niederbayern) im Ottenbräu-Zelt auch als Bundeskanzlerin aufzutreten, obwohl seine Paraderollen in der Regel ehemalige oder amtierende Ministerpräsidenten wie Horst Seehofer sind. In seiner Paraderolle als Edmund Stoiber gab Krebs das Motto der des Politikertreffens vor: "Der Gillamoos, liebe Freundinnen und Freunde, das ist eben nicht nur ein Jahrmarkt und ein Volksfest, wie die Frau Merkelbunzlerin, äh die Frau Kandisbrunzler, äh die Merkelkanzlerin soeben ausgeführt hat. Sondern der Gillamoos, das ist auch ein Hochamt des polnischen Schlagabtauschs."
Merkel die Schuldenkanzlerin
Beim politischen Schlagabtausch ging es dann wieder hauptsächlich um die Bundeskanzlerin und ihre Politik. Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin kritisierte die Bundeskanzlerin in seiner Gillamoos-Rede als scheinheilige Schuldenmacherin in der Euro-Krise. Seit Beginn ihrer Amtszeit habe Merkel 500 Milliarden Euro Schulden angesammelt, die die nachfolgenden Generationen tragen müssten: "Das sind Merkel-Schulden. Und diese Dame läuft durch Europa und predigt Sparsamkeit. Das ist ein schlechter Witz."
Ähnliche Töne schlug Trittin auch gegenüber der CSU Bayern an. Sie habe wegen der Fast-Pleite der Landesbank den Steuerzahler um zehn Milliarden Euro gebracht. "Die CSU ist zu allem in der Lage, aber sie soll nie wieder von soliden Finanzen sprechen."
Merkel als letzte Reserve der CSU
Christian Ude, der als Spitzenkandidat der SPD für die nächste Landstagswahl zum Gillamoos gekommen ist, beschäftigte sich in seiner Rede erst einmal mit der CSU. Die Forderungen von CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt und Bayerns Finanzminister Markus Söder seien nur Stimmungsmache, warf Ude der CSU am Montag auf dem Gillamoos-Volksfest in Abensberg vor. Der Münchner Oberbürgermeister sagte im Jungbräu-Festzelt: "Griechen raus" erinnert mich an übelste Parolen."
Zum Auftritt der Bundeskanzlerin und deren Auseinandersetzungen mit der Schwesterpartei CSU äußerte sich Ude mit Spott: "Ich finde es schmeichelhaft, dass die CSU ihre allerletzten Reserven aufbieten muss, um gleichzuziehen. Hier wird jetzt sogar Mutti zu Hilfe gerufen, der vor einer Woche noch in unflätiger Weise vors Schienbein getreten wurde."
Antrag an die "Milliardenmutti"
Hubert Aiwanger, der Chef der Freien Wähler, machte der Bundeskanzlerin sogar einen Antrag. Im Bezug auf die Bundestagswahl 2013 bezeichnete er seine Partei als einzig wahre Alternative: "Ich möchte der Kanzlerin zurufen: Komm rüber du altes Schlachtross, hier ist die Alternative. Die Freien Wähler seien die einzige Kraft, die etwas Neues zu sagen hätten. Ohne Kritik an Angela Merkel kam aber auch Aiwanger nicht aus. Die Politik der Bundesregierung nannte er "Rettungsschirm-Wahnsinn" und Angela Merkel in diesem Zusammenhang "Milliardenmutti".
Angela Merkel selbst setzte sich in ihrer Rede mit einem flammenden Appell für Europa und die europäische Einigung von harschen Tönen aus der Schwesterpartei CSU zur europäischen Schuldenkrise ab. Bei ihrem Bierzeltauftritt auf dem Gillamoos im niederbayerischen Abensberg sagte Merkel am Montag zwar einerseits, dass Länder wie Griechenland ihre Hausaufgaben machen müssten und dass die europäischen Partner auf die nötigen Reformen dringen müssten.
Bekenntnis zur europäischen Solidarität
Sie betonte aber auch: "In einer solchen schwierigen Phase haben diese Länder unsere Solidarität verdient, dass wir ihnen wünschen, dass sie diese Schwierigkeiten überwinden können." CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt, der Merkel zu ihrem Auftritt begleitete, hatte dagegen zuletzt für Schlagzeilen und Krach in der Koalition gesorgt, als er sagte, er sehe Griechenland kommendes Jahr außerhalb der Euro-Zone.
SPD und Grüne griff Merkel in ihrer Rede scharf an. Den Sozialdemokraten warf Merkel vor, ständig für Steuererhöhungen einzutreten. Den Grünen hielt sie vor, die Energiewende zu wollen, aber gegen den dafür nötigen Netzausbau zu sein. "Die Energiewende schafft man nicht mit einer Dagegen-Partei."
Für Merkel war es bereits der zweite Auftritt auf dem Gillamoos: Im Jahr 2002 war sie schon einmal dort zu Gast - damals aber noch nicht als Bundeskanzlerin, sondern als CDU-Bundesvorsitzende. Der Schlagabtausch auf dem Gillamoos ist nach dem Politischen Aschermittwoch das größte Politspektakel in Niederbayern. (dpa)
Die Diskussion ist geschlossen.