Aufregung um Gas-Schild an Holocaust-Gedenkort
Ein Baustellenschild der Stadtwerke zum Ausbau des Gasnetzes sorgt derzeit in München für Ärger. Es stand am "Platz der Opfer des Nationalsozialismus".
Für fast vier Millionen Euro wird der Platz derzeit umgebaut. Unter anderem werden neue Strom-, Gas- und Datenleitungen verlegt. "In enger Zusammenarbeit zwischen Baureferat und Künstler erhält die zentrale Gedenkstätte einen würdigeren Rahmen, der Raum und angemessene Atmosphäre zum Verweilen und Besinnen schafft", schreibt die Stadt München auf ihrer Internetseite.
"Wir arbeiten am Gasnetz. Projekt Platz der Opfer des Nationalsozialismus"
Doch von Ruhe ist derzeit wenig zu spüren: Grund dafür ist ein Schild der Stadtwerke München (SWM). Darauf zu lesen: "Wir arbeiten am Gasnetz. Projekt Platz der Opfer des Nationalsozialismus." Obwohl die SWM den Text inzwischen verändert hat, kursiert ein Bild der missglückten ersten Hinweistafel weiter im Sozialen Netzwerk Facebook - und sorgt dort für reichlich Ungemach. "So was von geschmacklos und daneben", schreibt etwa ein Facebook-User. "Da hat jemand nicht mitgedacht" ein anderer. "Etwas mehr Sensibilität könnte man auch von Mitarbeitern der SWM erwarten", ein dritter.
Hunderte Internetnutzer haben das Foto bereits geteilt. Viele fragen sich dabei auch, ob das Bild überhaupt echt ist - oder, ob es jemand manipuliert hat. De Stadtwerke München haben die Ungewissheit auf ihrer offiziellen Facebook-Seite inzwischen jedoch selbst aufgeklärt, nachdem sich offenbar viele Menschen beschwert hatten. "Bei der Ausschilderung dieser Baustelle ist nicht mit der notwendigen Sensibilität vorgegangen worden", heißt es in der Erklärung. Und weiter: "Wir bedauern dies sehr. Wir haben sofort gehandelt und die Schilder ausgetauscht. Vor Ort stehen inzwischen neue Schilder."
Stadtwerke ändern "Gasnetz" in "Versorgungsnetz"
Auf der neuen Hinweistafel ist nun nichts mehr von der Erneuerung des Gasnetzes zu lesen, sondern von Arbeiten am "Versorgungsnetz". Die Stadtwerke betonen, sie hätten die Tafel, "um Irritationen zu vermeiden, ändern lassen".
Mit einem ähnlichen Fauxpas hatte 2006 die Landeszeitung Lüneburg für Aufregung gesorgt. Neben einem Artikel über die Ermordung von Sinti im Konzentrationslager Auschwitz platzierte sie eine Anzeige eines Energieversorgers. Der warb mit dem Slogan: "Eon sorgt schon heute für das Gas von morgen!" Die Redaktion entschuldigte sich damals bei ihren Lesern "für diesen bösen Fehler, durch den die Intention des Artikels unterlaufen wird, ein fast vergessenes, barbarisches Kapitel unserer Geschichte zu beleuchten."
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