Augsburger Initiative kämpft mit Filmen gegen Salafismus
Mit Kurzfilmen in bayerischen Schulen möchte eine Augsburger Initiative über Salafismus aufklären und Jugendliche vor Radikalisierung schützen. Wie soll das genau funktionieren?
Die Augsburger Präventionsstelle Ufuq will ab Ende des Jahres in bayerischen Schulen mit Kurzfilmen über Salafismus aufklären. Es geht um Themen wie Identität und Zugehörigkeit, um Geschlechterrollen sowie um Islam, Scharia und Grundrechte.
Nach wie vor reisen junge Menschen aus Bayern und Deutschland ins syrische Kriegsgebiet aus, um dort zu kämpfen und zu töten: 90 Männer, Frauen und Jugendliche waren es nach Angaben des bayerischen Innenministeriums bis Mitte September, das sind zehn Prozent aller deutschen Ausreisen. 25 Syrienreisende sind mittlerweile nach Bayern zurückgekehrt, etliche davon sitzen in Gefängnissen. Zehn Kämpfer, darunter zwei Allgäuer, sind im Kriegsgebiet ums Leben gekommen. Deutschlandweit sind es 140 Kriegstote.
Ein Problem, sagte Ufuq-Experte Mustafa Ayanoglu bei einer Fachtagung gestern in Neu-Ulm, bereiten die „Bräute des Terrors“ – Mädchen, die sich zum Beispiel mit Heiratsversprechen von Syrienkämpfern in den Krieg locken lassen. Die jungen Islam-Konvertitinnen machen mittlerweile bis zu 20 Prozent der Ausreisen aus.
Salafismus: Propaganda im Internet sorgt für Radikalisierung
Was macht Salafismus so attraktiv, jene radikal-islamistische Szene, der auffällig viele spätere Terroristen und Syrienkämpfer entstammen? Eine große Rolle spielt das Internet und die Propaganda, sagt Ayanoglu. In klarer, einfacher Sprache und vor allem auf Deutsch bieten Szene-Mitglieder einfache Antworten auf komplexe Lebensfragen der Jugendlichen an.
Zuvor ausgegrenzte Jugendliche erfahren in der Szene Anerkennung und Zugehörigkeit, gleichzeitig bekämen sie starre Alltagsregeln und einen geregelten Tagesablauf. Viele junge Salafisten wollten auch provozieren, sich abgrenzen und gegenüber der Gesellschaft Grenzen austesten. „Salafismus ist momentan in“, die Szene sei damit auch eine Rebellion gegen die eigenen Eltern. Vor diesem Hintergrund will Ufuq gezielt junge Mitarbeiter in Schulklassen schicken, um die Jugendlichen gezielter zu erreichen.
Mit zwei Mitarbeitern kümmert sich die Beratungsstelle „Violence Prevention Network“ um 80 bayerische Salafisten, Syrienrückkehrer und Extremisten hinter Gittern. Sie arbeitet eng mit dem Landeskriminalamt (LKA) zusammen.
Radikalisierte Flüchtlinge sind in der Minderheit. Unter den 70 „sicherheitsrelevanten“ Fällen des 2015 gegründeten LKA-Kompetenzzentrums Deradikalisierung sind neun Flüchtlinge, sagt dessen Leiter Holger Schmidt.
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