Ausstellung für den Filmemacher: Dietls Welt
Kaum ein anderer hat das Bild von München so geprägt wie der Filmemacher Helmut Dietl. Das Literaturhaus zeigt den „ewigen Stenz“, seine Frauen und seine Stadt.
Monaco: Rot leuchtend weisen die Neonröhren den Besuchern den Weg. Er führt direkt in das Leben und Werk des Münchner Filmemachers Helmut Dietl. Auf fast 300 schwarz und weiß karierten Quadratmetern zeigt das Münchner Literaturhaus die Ausstellung „Der ewige Stenz. Helmut Dietl und sein München“. Die Anspielung auf den Kinofilm „Rossini – Oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief“ ist unverkennbar. Zu Dietls Werk zählen aber auch Fernseh-Kultserien wie „Monaco Franze“, „Münchner Geschichten“ oder „Kir Royal“. Damit setzte der 2015 verstorbene Dietl sich und der Münchner Schickeria ein Denkmal.
Wie kein Zweiter prägte der Münchner seine Stadt, die er offenbar in den letzten 15 Jahren seines Lebens kaum noch verließ. „Am liebsten hielt er sich in Schwabing auf“, sagt seine Witwe Tamara Dietl. Dort, in Schwabing West, bewegte er sich durch die immer gleichen Straßen: Römerstraße, Friedrichstraße, Ainmillerstraße. Oft war er genervt von der Aufmerksamkeit, die seiner Person zukam, erinnert sich Tamara Dietl. Doch war es gelegentlich auch so, dass ihn bei seinen regelmäßigen Spaziergängen im Viertel niemand ansprach. „Dann kam er erst recht wutentbrannt nach Hause, fing an, an sich zu zweifeln“, sagt Tamara Dietl. Einfach war Helmut Dietl wohl nicht – weder im Privaten noch im Beruflichen.
Austellung bietet ganz neue Einblicke
Die Ausstellung im Literaturhaus bietet nun ganz neue Einblicke in das Leben des „ewigen Stenz“. Kurator Claudius Seidl, Feuilleton-Chef der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, stellte die Exponate, die alle aus Dietls Nachlass stammen, nach Themenkomplexen zusammen. Nicht zufällig erinnert die Gestaltung des kirchenschiffähnlichen Raumes an das Restaurant „Romagna Antica“, das Vorbild für das „Rossini“ im gleichnamigen Kinofilm war. Aus dem karierten Boden erheben sich Blöcke, auf denen Fotos und persönliche Gegenstände Helmut Dietls zu sehen sind: Schreibmaschinen, Bleistiftstummel, ein Drehbuch.
Chronologie war hier aber nicht die erste Prämisse. Das ist vor allem Tamara Dietl wichtig, die die Exponate in monatelanger Arbeit aus dem Nachlass ihres Mannes herausgesucht hat. Stattdessen widmet sich die Ausstellung Dietls Schaffen als Literat genauso wie den Frauen, die das Leben des Münchners geprägt haben. Thematische Zusammenschnitte aus dem Lebenswerk und den Interviews des Filmemachers bieten ungewohnte Blickwinkel auf den Menschen und die Figur Helmut Dietl. Denn allzu oft vermischten sich Realität und Fiktion, waren er selbst und sein Lebensweg Vorbild für die Figuren, die er in seinen Filmen schuf.
Dietl überließ nichts dem Zufall
„Es ist wunderschön, wie das Werk meines Mannes hier präsentiert wird“, sagt Tamara Dietl. Selbst sie, die ihren Mann 15 Jahre begleitete, entdeckte auf diesem Wege noch Neues. „Als ich Helmut kennenlernte, waren mir die Münchner Geschichten kein Begriff“, erzählt die aus Hamburg stammende Autorin. Doch auch Altbekanntes darf in der Ausstellung nicht fehlen: So finden sich neben einer einfachen Lebens-Chronik und bekannten Zitaten auch große Leinwände, auf denen die Werke des Filmemachers gezeigt werden. An Tischen mit Kerzenhaltern dürfen die Besucher sitzen, verweilen und genießen, was Dietl schuf.
Bekannt war der Filmemacher dafür, dass er nichts dem Zufall überließ. Bis zu zehn Versionen schrieb er, bis er mit einem Drehbuch zufrieden war. An jedem Satz feilte er bis zur Perfektion. Und diesen Anspruch hatte er nicht nur an sich. Auch seine Schauspieler bekamen den Perfektionismus zu spüren. „Jedes Äh stand so im Drehbuch“, erinnert sich zum Beispiel Schauspieler Michael „Bully“ Herbig in der Dokumentation „Schwermut und Leichtigkeit. Dietls Reise“ von Lars Friedrich. Nur wenige Tage nach seinem 70. Geburtstag im Juni 2014 gab der Regisseur Dietl dem Fernsehautor Friedrich ein letztes langes Fernsehinterview. Von seiner Krebserkrankung gezeichnet, erzählt Dietl von seiner Kindheit, seinen Sehnsüchten und dem Scheitern. „Er war offen, fast durchscheinend und sehr fragil“, beschreibt Lars Friedrich das Treffen mit Dietl. Das Bayerische Fernsehen widmet Helmut Dietl am 22. Oktober den ganzen Abend und zeigt die Dokumentation um 22.20 Uhr. Um 20.15 Uhr geht es mit „Schtonk!“ los. Später sind Folgen aus „Kir Royal“ und „Monaco Franze“ zu sehen.
Montag bis Mittwoch und Freitag von 11 bis 19 Uhr, Donnerstag von 11 bis 21.30 Uhr, Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr. Gezeigt wird die Ausstellung bis zum 26. Februar 2017 im Literaturhaus München, Salvatorplatz 1.
Helmut Dietls Memoiren: Dank sei den Frauen
Kir Royal wird 30! Warum es eine solche Serie heute nicht mehr gibt
Die Diskussion ist geschlossen.