Autowrack in den Bergen: Besitzer fühlte sich "von Gott geführt"
Neun Monate nach dem Rätselraten um ein ausgebranntes Autowrack in den Allgäuer Alpen hat der Besitzer des Wagens vor Gericht ein Geständnis abgelegt.
Das Foto hat Anfang November vergangenen Jahres bundesweit Beachtung in den Medien gefunden: Ein ausgebrannter Smart-Kleinwagen steht mitten in den Oberstdorfer Bergen zu Füßen des viergipfligen Höfats-Massivs. Wie kam der von einem Wanderer entdeckte Wagen bis auf 1400 Meter Höhe und wieso ist er bis zur Unkenntlichkeit verbrannt?
Ein 31-Jähriger, der das Auto im Drogenrausch fuhr und in Brand setzte, muss sich seit gestern vor dem Memminger Landgericht verantworten – unter anderem wegen Diebstählen, Brandstiftung, Urkundenfälschung, Sachbeschädigung und Unfallflucht. Er sagt: „Ich fühlte mich von Gott geführt.“
Mit einem rosafarbenen Tuch über dem Kopf versteckt der Angeklagte zu Beginn der Verhandlung sein Gesicht, bis Kameraleute und Fotografen den Sitzungssaal verlassen. Der angeklagte Bäckermeister aus dem Unterallgäu macht einen wachen Eindruck, spricht deutlich und in klaren Sätzen. Dieser Mann soll wiederholt nachts Autoscheiben eingeschlagen haben, Autos gestohlen und in Geschäften für tausende Euro Ware gestohlen haben?
Autowrack in den Bergen: 31-Jähriger gesteht vor Gericht
Die Staatsanwaltschaft wirft ihm über 20 Straftaten vor, die er unter anderem im Raum Ulm, in Kempten, Memmingen und im Raum Oberstdorf begangen haben soll. Dazu gehört auch jene Tat vor der Wahnsinnsfahrt in die Berge: Da hatte der Angeklagte laut Anklageschrift in Ulm die Kennzeichen gestohlen und sie an seinem Smart angebracht.
Damit fuhr er nach Oberstdorf bis zu jenem Punkt oberhalb der Käseralpe, wo er nicht mehr weiterkam und das Auto ansteckte. Dann versuchte er die sagenumwobene Höfats zu besteigen, verrenkte sich die Schulter und geriet in Bergnot. Der Rettungshubschrauber brachte den verwirrten Mann ins Krankenhaus. Dass er das verrückte Ding mit dem Auto gedreht hatte, ergaben die polizeilichen Ermittlungen erst Tage später.
Über seinen Verteidiger lässt der 31-Jährige wissen, dass er die Taten gesteht. Mit 16, schildert er dem Gericht, habe er mit dem Kiffen begonnen, später habe er wiederholt Amphetamin genommen. Im Laufe des vergangenen Sommers habe er seinen Drogenkonsum deutlich gesteigert – auch als Folge einer Auseinandersetzung mit seinem Vater. Die Arbeitsstelle in dessen Bäckerei kündigte er schließlich. Und damit begann die beispiellose Serie von Straftaten. „Ich habe mich zurückgezogen und konsumiert und konsumiert“, sagt der Angeklagte.
Die Staatsanwaltschaft hält den Angeklagten aufgrund seines Drogenkonsums und wegen einer psychischen Erkrankung für vermindert oder ganz schuldunfähig. Der 31-Jährige sagt, er habe unter Wahnvorstellungen gelitten. Viel wird in dem Prozess von dem psychiatrischen Gutachten abhängen.
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