Bayern braucht mehr Erzieher
In Bayern fehlen Erzieher. Der Personalmangel trifft vor allem Großstädte, könnte aber auch auf dem Land zum Problem werden. Die Gründe dafür sind vielschichtig.
Bayerns Großstädten mangelt es an Erziehern. Das Problem könnte bald auf dem Land ankommen. Die Gewerkschaft Verdi sagt: Die Politik muss den Beruf des Erziehers attraktiver machen – mit mehr Geld und besseren Rahmenbedingungen.
In München schließen 60 von 400 städtischen Kitas seit kurzem ein paar Stunden eher. Personalmangel. Das Bildungsreferat hat eingeräumt, dass die Stadt nicht genug Erzieher findet, um die regulären Öffnungszeiten einzuhalten.
Der Mangel trifft Oberbayern am härtesten
Der Mangel trifft Oberbayern am härtesten. 418 offene Stellen für Erzieher gibt es hier. Darauf kommen 114 arbeitslose Erzieher. Die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit sprechen für sich. Selbst wenn alle arbeitslosen Erzieher eine passende Stelle fänden, blieben 300 Arbeitsplätze unbesetzt. Bayernweit suchen 391 Erzieher einen Job, 965 Stellen sind frei. Ein Problem ist: Der Verdienst der Erzieher ist nicht sonderlich groß, das Leben in Ballungsräumen aber teuer.
Je nachdem, in welche Gehaltsgruppe Erzieher eingestuft werden, verdienen sie zwischen 1900 und maximal 3500 Euro brutto. „Viel Geld gibt es nur für die, die besonders schwierige Tätigkeiten ausüben“, sagt Brigitte Zach. Beispielsweise für Erzieher, deren Schützlinge aus schwierigen Verhältnissen kommen und aus Familien, die von Krisen gebeutelt sind. Brigitte Zach ist bei der Gewerkschaft Verdi im Fachbereich Gemeinden tätig. Sie beschäftigt sich mit den Arbeitsbedingungen der Angestellten in Kommunen. Nicht jeder Erzieher werde tatsächlich für die Arbeit bezahlt, die er leistet, sagt sie. „Die Arbeitgeber wünschen aus Kostengründen nicht unbedingt eine gute Eingruppierung.“
Die Ausbildung zum Erzieher dauert zu lange
Der Erziehermangel könnte bald auch in den bayerischen Regionen ankommen, in denen die Lebenshaltungskosten niedriger sind. In Mittelfranken kommen aktuell 40 arbeitslose Erzieher auf 204 offene Stellen. In Oberfranken ist der Wert gerade noch ausgeglichen – 51 offene Stellen, 52 arbeitslose Erzieher.
Brigitte Zach von Verdi ist sich sicher, dass der Erziehermangel schlimmer werden wird, wenn die Politik nicht bald angemessen reagiert. Diesen Trend bestätigt Bernd Karl vom Augsburger Bildungsreferat. Die Stadt Augsburg hat 30 Kitas in ihrer Hand. Dort arbeiten 450 Personen, die der Stadt im Jahr 13 Millionen Euro wert sind. Nur weil eine neue private Ausbildungsstätte in Augsburg in Betrieb genommen wird, könne der Personalbedarf auch gedeckt bleiben. „Bislang können wir die städtischen Kitas gerade noch mit Personal versorgen“, sagt Karl.
Die Probleme des Erzieherberufs sind vielschichtig. Die Ausbildung dauert mit fünf Jahren sehr lange. Doch immer mehr junge Menschen studieren pädagogische Fächer, anstatt eine Ausbildung zu machen – in dem Glauben, als studierte Fachkraft später mehr zu verdienen. Der Bachelorabschluss allerdings ersetzt keine Berufserfahrung. Die fünfjährige Ausbildung hingegen ist breit gefächert. Viele Erzieher, sagt Gewerkschafterin Zach, wollen später im Berufsleben nicht mehr unbedingt mit kleinen Kindern arbeiten, sondern lieber mit Jugendlichen. Der Job in einer Kita ist hart – Lärm, auf dem Boden knien. Nicht jeder hält das ein Berufsleben lang durch. Deswegen sei die lange Ausbildung von Nöten, um beruflich flexibel zu sein.
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