Bayern will Grundschüler in die Feuerwehren holen
In Bayern gibt es immer mehr ältere Menschen. Deshalb will der Innenminister jetzt Grundschüler in die Feuerwehren holen. Doch viele Bürgermeister sind nicht begeistert.
Astronaut. Pilot. Oder Feuerwehrmann. Mindestens eins davon wollte fast jeder kleine Bub schon werden. Bei der Feuerwehr ist bisher juristisch genau geregelt, ab wann Kinder und Jugendliche auf ihren Traum hinarbeiten können. In Bayern muss man zwölf Jahre alt sein, um in eine Jugendfeuerwehr einzutreten.
Jetzt will Innenminister Herrmann das ändern und mit einem neuen Gesetzentwurf auch sogenannte Kinderfeuerwehren erlauben. Bald geht der Entwurf in den Landtag. Läuft alles glatt, dürfte die Staatsregierung in den kommenden Monaten das bayerische Feuerwehrgesetz ändern und Kinderfeuerwehren darin aufnehmen. Wehren in der Region sollen aber nicht verpflichtet werden, solche Kindergruppen zu gründen, betont Ministeriumssprecher Oliver Platzer auf Anfrage unserer Zeitung. Sei seien aber „ein wesentliches Instrument (...), um Kinder frühzeitig an die gemeindliche Feuerwehr zu binden.“
Feuerwehren brauchen dringend Nachwuchs
Denn oft bestehe in den Orten eine Konkurrenz zwischen der Feuerwehr und anderen Vereinen, in die die Kinder schon früher eintreten können. So will das Ministerium den Auswirkungen des gesellschaftlichen und demografischen Wandels begegnen“. Vereinfacht formuliert: Die Feuerwehren brauchen genügend Nachwuchs in einer Zeit, in der die Bevölkerung immer älter wird.
Doch die Idee kommt nicht überall gut an. Die Bürgermeister-Vertreter im bayerischen Gemeindetag sehen die geplante Gesetzesänderung skeptisch. Selbst wenn Kinderfeuerwehren nicht verpflichtend werden, befürchten die Vertreter, dass der Druck auf die Feuerwehren steigt. „Es wäre dann ähnlich wie im Kindergarten“, erklärt Wilfried Schober, Fachreferent für Feuerwehrwesen. „Der Staat wird über kurz oder lang Standards setzen. Dann heißt es: Ihr braucht qualifiziertes Personal.“ Außerdem müssten die Räume dann kindgerecht eingerichtet, zum Beispiel niedrige Toiletten und Waschbecken installiert werden. All das müsste die Gemeinde zahlen. „Wir sagen deshalb: Lasst es so, wie es ist.“
Schließlich gebe es auch ohne gesetzliche Regelung schon Kinderfeuerwehren in vielen Gemeinden. Die meisten sind für Kinder ab sechs Jahren. Möglich macht das die bürokratische Struktur der Feuerwehren. Denn in fast jedem Ort besteht die Wehr aus zwei Teilen: Zunächst ist sie eine öffentliche Einrichtung der Gemeinde, die für die Sicherheit der Bürger zuständig ist. Für alle Aktivitäten drumherum, also Ausflüge, Grillabende oder die Organisation von Dorffesten, müssen die Feuerwehrler zusätzlich einen Verein gründen. Ihn leitet ein Vorsitzender, während rein für die Einsätze die Kommandanten verantwortlich sind. Entscheiden sich nun die Mitglieder des Feuerwehr-Vereins für eine Kinderfeuerwehr, können sie diese jetzt schon gründen – und müssen sich dann auch selber um die Organisation kümmern.
Kinderfeuerwehren gibt es schon in der Region
Vorreiter in der Region sind zum Beispiel die Feuerwehren von Hegge (Oberallgäu) und Auhausen (Kreis Donau-Ries). In Hegge gab es zuletzt sogar eine Warteliste, weil der Andrang so groß war. In Auhausen gehen die Kinder mit Funkgeräten auf Schnitzeljagd oder lernen, wie man einen Verband anlegt. Jedes Jahr treten kleine Feuerwehrler in die Jugendgruppe über, heißt es aus dem Verein.
Für Wilfried Schober vom Gemeindetag ist das ein Beweis, dass das System gut funktioniert. Und er hat eine klare Meinung: „Wenn jemand der Feuerwehr beitreten will, dann macht er das auch ohne Gesetz. (mit ands-)
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