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Sommer
21.06.2017

"Baywatch" am Baggersee? So arbeiten Rettungsschwimmer wirklich

Jeder in der DLRG-Bereitschaftsgruppe am Weitmannsee hat einen eigenen Spezialbereich.
Foto: Ulrich Wagner

Den ganzen Tag am Strand sitzen, die Sonne genießen und dann jemanden aus dem Wasser ziehen: So einfach sieht das bei "Baywatch" aus. Und im echten Leben? Ganz anders.

An dem kleinen Häuschen direkt am Wasser gibt es alles, was es für eine klassische Baywatch-Folge braucht: Fernglas, Rettungsbrett, im Wasser wartet ein Motorboot auf seinen Einsatz. Und die Rettungsschwimmer tragen sogar, wie damals in der 90er-Jahre-Serie, rote Badehosen und Badeanzüge. Was der Tag für sie bereithält, wissen sie nicht. So wie es damals auch bei Pamela Anderson und David Hasselhoff war.

„Man muss mit allem rechnen“, sagt Dagmar Leeb, die vor der Wachstation sitzt. Sie ist Lebensretterin vom Kreisverband Augsburg/Aichach-Friedberg der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft, kurz DLRG. Die 52-Jährige mit den dunklen Haaren trägt trotz der Hitze lange Klamotten, mit dem Vereinsschriftzug auf der Brust. Am Tag zuvor hat sie sich die Arme verbrannt, beim Bereitschaftsdienst am Eiskanal.

Weitmannsee statt Atlantik, Kissing statt Malibu. Oder statt amerikanischer Ostküste. Dort spielt die Neuauflage von Baywatch, die seit Anfang des Monats in den deutschen Kinos zu sehen ist. Schon der Trailer lässt vermuten, dass es nicht darum geht, die Realität abzubilden. In einer Szene springt der muskelbepackte Dwayne „The Rock“ Johnson von einem fahrenden Jetski, um unter einer Feuerwalze ins Meer zu tauchen. In einer anderen fährt Zac Efron mit einem Motorrad über einen Steg und stürzt sich direkt vom Sattel in die Wellen.

So viel Action ist am Kissinger Weitmannsee im Landkreis Aichach-Friedberg nicht geboten. Der See liegt ruhig im Sonnenlicht, um die 30 Menschen sind im Wasser. Kinder werfen einen Ball hin und her, etwas weiter vom Ufer entfernt paddelt ein Mann auf einem Surfbrett. Auf einer der kleinen Inseln steht ein Bub mit Schwimmflügeln. Dass die Retter heute jemanden aus dem Wasser ziehen müssen, ist statistisch gesehen unwahrscheinlich. Leeb sagt: „In letzter Zeit hatten wir hier keinen Einsatz, der eine klassische Wasserrettung war.“ Häufiger sind sie zur Stelle, wenn ein Kind seine Eltern sucht oder umgekehrt. Oder wenn ein Badegast vergessen hat, in der Sonne genügend Wasser zu trinken und sein Kreislauf zusammenbricht.

Im Ernstfall sind die Retter immer bereit

Doch es gibt sie, die weitaus ernsteren Fälle, wie die jüngsten Meldungen zeigen. Vor zehn Tagen ertrinkt ein 25 Jahre alter Mann aus Illertissen im Sinninger See im Kreis Biberach – die Rettungskräfte können ihn nur noch tot bergen. Am selben Tag ziehen Helfer im Landkreis Freising einen bewusstlosen 31-Jährigen aus einem Weiher, der Mann stirbt später im Krankenhaus. Im Augsburger Familienbad verhindert ein Bademeister in letzter Sekunde das Schlimmste: Er rettet einen Fünfjährigen vor dem Ertrinken, der bewusstlos im Nichtschwimmerbereich trieb.

Luftbild vom Weitmannsee
Foto: Ulrich Wagner

Am Westufer des Weitmannsees warten die Retter auf Bierbänken vor ihrem Häuschen. Einer von ihnen richtet die Sonnenschirme neu aus, damit alle im Schatten sitzen. Ihr Stützpunkt ist etwas abseits der Liegewiese. Vielen fällt deshalb gar nicht auf, dass Rettungsschwimmer vor Ort sind. Der harte Kern des Kreisverbandes, der den größten Teil der Arbeit stemmt, umfasst etwa 40 Mitglieder. Insgesamt gibt es 150 Aktive. Von ihrem Stützpunkt aus schauen die Retter auf den See, sie unterhalten sich entspannt. Später soll es Pizza geben.

Doch die Ruhe kann trügen. „Selbst an einem Tag mit schlechtem Wetter kann ein Einsatz sein“, sagt Leeb. Bis dahin heißt es warten. In der Baywatch-Serie sieht man die Rettungsschwimmer nie so lange sitzen, in jeder Folge braucht jemand Hilfe. Doch in Wahrheit weiß eben niemand, ob etwas passiert.

Immer mehr Deutsche können nicht richtig schwimmen

537 Badetote gab es in Deutschland im vergangenen Jahr, 91 davon in Bayern. Die Zahl steigt seit Jahren. Ein Problem: Mehr als die Hälfte der Zehnjährigen kann nicht richtig schwimmen. Als Maßstab gilt der Freischwimmer, für den 200 Meter innerhalb von 15 Minuten zurückgelegt werden müssen. Die Ehrenamtlichen der DLRG sind sich einig: Der Schwimmunterricht muss besser werden. Mit ihrer Aktion „Sichere Schwimmer“ gehen sie deshalb in Schulen, unterstützen Lehrer beim Unterricht.

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Damit es seltener Einsätze gibt wie vor zwei Wochen, am Baggersee im Augsburger Stadtteil Bergheim. Eine 55-Jährige wird vermisst, 14 Taucher suchen das Wasser ab. Der Boden ist von Pflanzen überwuchert. „Da hätten wir eine Sense für die Taucher mitnehmen müssen“, sagt Wasserretter Bernd Bohlmann. Sie finden die Frau nicht. Ihre Leiche taucht erst drei Tage später auf.

Es kann jederzeit ernst werden, schneller, als den Rettern lieb ist. Dann wird aus einem ruhigen Tag am See plötzlich doch actionreiches Hollywood. Nur eben nicht immer mit Happy-End. Bohlmann sagt, dass schon drei Minuten entscheiden können. Wer länger unter Wasser bleibt, wird wohl bleibende Schäden davontragen. Mit jeder Sekunde wird es unwahrscheinlicher, die Person noch lebend zu finden.

Was Bohlmann aber am meisten in Erinnerung geblieben ist, sind die Bilder von 2013, vom Hochwasser in Deggendorf. „Da stand das Wasser im ersten Stock bis zu 30 Zentimeter.“ Auch bei solchen Katastrophen sind die Ehrenamtlichen gefragt. 28 Stunden waren sie im Einsatz, fuhren mit den Booten über die Hauptstraße, über die A3, suchten Menschen, denen sie helfen konnten. „Das war der prägendste Einsatz in den letzten Jahren“, sagt der 29-Jährige. Und dann ist da der Moment, der jeden Rettungsschwimmer prägt: die erste Leiche.

Der Tod begegnet den Ehrenamtlichen bei ihrer Arbeit - früher oder später

Dagmar Leeb sagt: „Beim Einsatz selber funktioniert man. Da tut man das, was man gelernt hat.“ Das Nachdenken komme später. Bei Leeb war es direkt nach der Prüfung zur Rettungsschwimmerin. Damals suchte sie mit ihrer Gruppe nach einer Vierjährigen. „Ich saß schon wieder auf dem Boot, da haben sie das Mädchen gefunden“, erzählt sie. Es war in der Wolfzahnau in Augsburg ins Wasser gefallen. Die Retter waren davon ausgegangen, dass die Strömung das Kind davongetrieben hätte. Stattdessen war es direkt dort, wo es in den Fluss gestürzt war, an einem alten Fahrrad hängengeblieben und ertrunken.

Solche Geschichten können alle erzählen, die länger Teil der ehrenamtlichen Truppe sind. Bei Bohlmann ist es die eines 25-Jährigen, der im Augsburger Kuhsee einen Herzinfarkt erlitt. „Der wurde zwei Meter neben mir aus dem Wasser gezogen.“ Wenn Bohlmann an diesem Nachmittag vor dem Häuschen sitzt, beherrscht das aber nicht seine Gedanken. Er blickt auf den See und denkt daran, „wie man unter Wasser abschalten kann.“ Bohlmann arbeitet als Elektroniker, nebenher ist er bis zu 1000 Stunden im Jahr für die DLRG im Dienst. Warum verbringt jemand seine Freizeit am See, ohne entspannt schwimmen gehen zu können, jederzeit darauf gefasst, dass etwas passiert? „Ich brauche eben auch mal etwas anderes“, sagt Bohlmann. „Das ist mein Ausgleich zu meinem Job.“

Auch bei den jüngeren Vereinsmitgliedern sind die Extremsituationen Thema. Doch die Nachwuchskräfte wissen, worauf sie sich eingelassen haben. Wie Katharina Kirr, 18, die schon eine Tote gesehen hat. „Mich hat das kälter gelassen, als ich es erwartet hätte“, sagt sie. Sebastian Kunz, 16, sagt: „Ich weiß nicht, wie ich reagieren würde.“ Sein Vater, selbst Rettungstaucher, hat ihm schon einige Geschichten erzählt. Das hat ihn nicht davon abgehalten, zum Jugend-Einsatz-Team JET zu gehen.

Bohlmann leitet die Ausbildung, er hat das Programm vor einigen Jahren ins Leben gerufen. Der 29-Jährige spricht dabei auch an, wie man mit Extremsituationen umgeht, schlimme Bilder verarbeitet. Und er bemüht sich, den Nachwuchs für die Arbeit am und im Wasser zu begeistern. Da kommt ein neuer Baywatch-Film wie gerufen. Einige der Jungmitglieder posierten vor kurzem als Baywatch-Crew – mit Boje, Gurtretter oder Rettungsbrett. Die DLRG hatte einen Fotowettbewerb organisiert, zu gewinnen gab es Freikarten für den neuen Kinofilm. Grundsätzlich aber hat das JET-Programm ein ernstes Ziel: die Prüfung zum Wasserretter. Sebastian Kunz und Katharina Kirr bereiten sich gerade darauf vor. In drei Wochen ist es so weit.

Die DLRG plagen Nachwuchssorgen

Ein Rettungsschwimmerabzeichen haben die Prüflinge bereits. Dafür mussten sie beweisen, dass sie in kurzer Zeit mehrere hundert Meter schwimmen können, auch in Kleidung. Und dass sie im Notfall eine Person aus dem Wasser ziehen können. Für den Wasserretter stellen sie sich dann einer zweitägigen Prüfung mit theoretischem und praktischem Teil. Als Team müssen sie einen Wachdiensteinsatz simulieren. In diesem Fall wissen sie, dass etwas passieren wird. Aber eben nicht, was.

Bohlmann sagt, es sei nicht leicht, Nachwuchs zu finden, der die Gruppe über Jahre hinweg unterstützt. Bei den Kindern sei es noch leichter. Schließlich wollen die Eltern, dass die eigenen Kinder schwimmen lernen. „Bei den Jüngeren sind es 30, 40 pro Jahrgang“, sagt er, bei den über 16-Jährigen bleiben meist nur noch ein oder zwei pro Jahrgang. Die DLRG steht in Konkurrenz zu Fußballvereinen und den Freiwilligen Feuerwehren. Und dann gibt es noch die Wasserwacht, anders als die DLRG kein Verein, sondern eine Untergruppe des Roten Kreuzes. Die beiden Gruppen haben ein spezielles Verhältnis. „Eine gewisse Rivalität ist da“, gibt Katharina Kirr zu. Aber wenn es darauf ankommt, können sie auch zusammenarbeiten. „So ein bisschen wie bei Brüdern“ sei das.

Am Westufer des Weitmannsees streichen die Rettungsschwimmer Tomatensoße auf den Pizzateig, legen Schinken, Pilze und Käse darauf. Am Abend zuvor wurde gemeinsam gegrillt, die Jugendlichen übernachteten im DLRG-Haus. Zusammen wollen sie sich auch noch den neuen Baywatch-Film ansehen. Sebastian Kunz sagt: „Das ist Spaß, Action. Das ist ganz nett, aber unrealistisch.“ An diesem Tag wird es keinen Einsatz mehr geben.

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