Beate Zschäpe: Oma-Liebling und eiskalte NSU-Organisatorin
Beate Zschäpe kennt man bislang nur von Bildern. Das wird sich ab Montag ändern. Beate Zschäpe wollte eigentlich Kindergärtnerin werden.
Bislang kennt man Beate Zschäpe nur von Fotos in der Presse. Doch ab Montag ist Beate Zschäpe nicht mehr nur ein Bild. Denn ab Montag muss sich Beate Zschäpe persönlich in München als Angeklagte den Fragen der Anklage und der Hinterbliebenen zur Neonazi-Mordserie mit zehn Toten stellen. Eine große Frage vor dem NSU-Prozess ist, ob Zschäpe diesem Druck standhält und wie angekündigt zu den Taten schweigen wird.
Beate Zschäpe: Großmutter wichtigste Bezugsperson
Sie sei ein "Oma-Kind", sagte Zschäpe in den Vernehmungen. Bis heute gilt die Großmutter als ihre wichtigste Bezugsperson. Im vergangenen Jahr wurde Zschäpe sogar kurzzeitig aus dem Frauengefängnis in Köln nach Gera verlegt, damit die Oma sie besuchen konnte.
Zschäpe kam am 2. Januar 1975 in Jena zur Welt. Ihre Mutter war beim Auslandsstudium in Rumänien eine Liaison mit einem rumänischen Kommilitonen eingegangen - Zschäpes Vater. Nur zwei Wochen nach der Entbindung in Deutschland ging Zschäpes Mutter zurück nach Rumänien, ohne das Neugeborene. Ihre kleine Tochter wuchs zunächst bei der Großmutter auf, den Vater lernte sie nie kennen.
Unstete Kindheit
Nach den Kleinkindjahren mit der Oma lebte Zschäpe wieder bei ihrer Mutter. Dieses Zusammenleben brachte viel Unstetigkeit in die Kindheit. Zwei Mal ließ die Mutter sich scheiden, aus der zweiten Ehe blieb der Nachname Zschäpe. Immer wieder zogen Mutter und Tochter um. Als 1989 die Wende in der DDR kam, wandte sich die damals 14-Jährige der in Jena erstarkenden Rechtsextremen-Szene zu. Mit 16 Jahren lernte sie Uwe Mundlos kennen, er wurde ihr Freund.
Beruflich fasste Zschäpe nie Fuß. Sie wollte Kindergärtnerin werden, fand aber keine Lehrstelle. Sie jobbte als Malerin und machte später eine Lehre als Gärtnerin. In dieser Lehrzeit trennte sie sich von Mundlos und verliebte sich in Uwe Böhnhardt, dessen ebenfalls in der rechten Szene aktiven besten Freund. Ab 1995 traten sie fast nur noch als Trio auf. In ihren Vernehmungen bezeichnete Zschäpe die Männer als ihre "Familie".
Zschäpe nutzte mindestens neun Decknamen
Bis 1998 sollen die drei immer wieder Bombenattrappen ausgelegt oder verschickt haben. Als die Polizei Anfang 1998 die von Zschäpe gemietete Garage entdeckte, in der das Trio die teils mit echtem Sprengstoff versetzten Attrappen baute, setzten sich die Drei ab - bis Ende 2011 lebten sie fast dreizehn Jahre unentdeckt an verschiedenen Orten in Deutschland. Mindestens neun Decknamen nutzte Zschäpe in dieser Zeit.
Generalbundesanwalt Harald Range glaubt, dass ohne Zschäpes Rolle das Unwesen des NSU nicht möglich gewesen wäre. Zschäpe übernahm die für die Taten des NSU laut Anklage "unverzichtbare Aufgabe", dem Leben des Trios den Anschein von Normalität und Legalität zu geben. Sie habe eine unauffällige Fassade geschaffen und so den Rückzugsort des NSU gesichert.
Aber darauf beschränkte sich ihre Rolle nicht: Zschäpe sei "maßgeblich" für die Logistik und die Finanzen verantwortlich gewesen, habe gefälschte Dokumente und eine Waffe besorgt und Wohnmobile gemietet sowie Zeitungsartikel zu den Mordanschlägen archiviert.
Eiskalt und zugleich besorgt um ihre Liebsten zeigte sich Zschäpe bis zu ihrer Festnahme in ihrem Tun. Nachdem sie im November 2011 das letzte Domizil des NSU in Zwickau in die Luft gesprengt hatte, gab sie noch ihre Katzen "Heidi" und "Lilly" einer Nachbarin zur Pflege. Dass in dem von ihr gesprengten, brennenden Haus eine hilflose Frau aus der Generation ihrer geliebten Oma war, kümmerte sie dagegen nicht. afp/AZ
Die Diskussion ist geschlossen.