Bischofsvikar im Verdacht der Vetternwirtschaft
Bischofsvikar Karlheinz Knebel soll einem Künstler Aufträge zugeschanzt haben. Im Gespräch mit unserer Redaktion weist er dies zurück. Und der Künstler wittert eine Intrige.
Erst Ende Juli musste Bischof Konrad Zdarsa für Ruhe im Bistum Augsburg sorgen: Nach massiver Kritik an der geplanten Neugestaltung des Sakramentsaltars im Dom legte er das Vorhaben auf Eis. Der neue Altar hätte einen vorhandenen ersetzen sollen, der vor knapp 20 Jahren fertiggestellt worden war. Kostenpunkt: 387000 Euro. Der Aufschrei war groß, Gläubige fühlten sich an den Fall Tebartz-van Elst und dessen millionenteures Bauvorhaben auf dem Limburger Domberg erinnert. Jetzt gibt es weitere, schwere Vorwürfe.
Laut einem Priester, den die Süddeutsche Zeitung anonym zitiert, vergibt das Bistum seit Jahren in intransparenter Weise künstlerische Aufträge und bevorzugt dabei spezielle Personen. Das Bistum bestätigte unserer Zeitung, dass die „Werkstätten Wiegerling“ im oberbayerischen Gaißach Aufträge in Höhe von 1,47 Millionen Euro „für restauratorische Arbeiten, die Neugestaltung des seit Jahrzehnten im Inneren unveränderten Ordinariatsgebäudes, die Neufassung des historischen Altars sowie für die Sakristei im Westchor des Hohen Doms“ erhalten haben – die „im Wesentlichen“ in den Jahren 2008 bis 2012 umgesetzt worden sind.
Alleine das Auftragsvolumen für den Umbau des Kapitelsaales mit Vorhalle im Ordinariatsgebäude unter Zdarsas Vorgänger Walter Mixa betrug 550216 Euro. Die Gesamtkosten des Umbaus lagen dem Bistum zufolge bei 791246 Euro. Die Firma Wiegerling habe sich durch ihre Kompetenz und Leistungsfähigkeit ihrer Werkstätten als Auftragnehmer empfohlen.
Es ist kein Geheimnis, dass der in Augsburg geborene Künstler und Restaurator Erwin Wiegerling nicht nur bundesweit, sondern vor allem im Bistum Augsburg geschätzt wird. Und dort vor allem von Karlheinz Knebel, dem früheren Generalvikar und heutigen Bischofsvikar für Kirche, Kultur und Kirchliche Bildung. Ein Bischofsvikar ist eine Art Stellvertreter des Bischofs in einem bestimmten Bereich. Knebel soll, so der Vorwurf, wegen seiner „großen Nähe“ zu Wiegerling, diesen bei der Auftragsvergabe bevorzugen. Wiegerling gestaltete schon in den 90er Jahren Werke für St. Mang in Füssen – als Knebel dort noch Stadtpfarrer war. Handelt es sich also um „Vetternwirtschaft“?
Knebel weist Vorwurf der Vetternwirtschaft zurück
Knebel hat sich bislang zu diesen Vorwürfen nicht geäußert, im Gespräch mit unserer Zeitung sagt er nun: „Den Vorwurf der Vetterleswirtschaft weise ich zurück. Ich habe Herrn Wiegerling keine Aufträge zugeschanzt, und auch die in Rede stehenden 1,47 Millionen Euro sind korrekt nach den Regeln der Diözese vergeben worden.“ Seine Wertschätzung für die künstlerische Leistung Wiegerlings sei bekannt, „aber ich habe stets korrekt gehandelt, und zwar nach den Vorgaben des VDD“, sagt Knebel.
Gemäß der Muster-Vergabeverordnung des Verbands der Diözesen Deutschlands müssen künstlerische – im Gegensatz zu baulichen – Leistungen nicht öffentlich ausgeschrieben werden. Knebel betont zudem, dass die Beauftragung Wiegerlings für den Umbau des Kapitelsaales mit Vorhalle vor seiner Amtszeit als Generalvikar erfolgt sei. „Ich habe Herrn Wiegerling deshalb weder beauftragt noch ins Geschäft gebracht.“ Knebel wie Wiegerling dementieren auch, dass sie eine Freundschaft verbindet. Man begegne sich mit Wertschätzung.
Wiegerling kann sich die Vorwürfe gegen Knebel, der ihm „nie einen Auftrag erteilt“ habe, nur mit einer Intrige erklären – die gegen ihn selbst ziele. Im Gespräch mit unserer Redaktion sagt er: „Vielleicht gibt es da einen Argwohn, etwa bei meinen Konkurrenten, wegen meines Erfolgs, oder dass ich in den vergangenen Jahrzehnten für das Bistum Augsburg gearbeitet habe.“
In den Diskussionen um die Neugestaltung des Dom-Altars – durch einen Allgäuer Architekten – sieht er den Auslöser für die „Intrige“, die er als „geschäftsschädigend“ empfindet. Denn Wiegerling machte ein, ebenfalls kritisiertes, Angebot über fast 100.000 Euro für die neue Ausstattung des Doms mit Opferkerzenständern oder Gesangbuchwägen. Für mehrere tausend Euro habe er ein Konzept erstellt, sagt er. Es dürfte kaum umgesetzt werden.
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