Brandserie in Kaufbeuren: Waren die Motive fremdenfeindlich?
Drei Brände im Kaufbeurer Stadtteil Neugablonz mit Bezug zu Flüchtlingen werfen Fragen auf. Waren die Motive fremdenfeindlich? Warum sich die Polizei damit noch zurückhält.
Drei Feuer innerhalb eines halben Jahres. Drei Brände in Gebäuden, die für Flüchtlinge vorgesehen sind oder in denen Asylsuchende leben. Die Reihe der Feuerwehreinsätze im Kaufbeurer Stadtteil Neugablonz wirft Fragen auf. Fragen nach der Ursache, möglicherweise nach fremdenfeindlichen Anschlägen. Zuletzt zündete ein Unbekannter Kleidungsstücke eines Eritreers im Keller eines Wohnblocks an. Helfer des Asylkreises Kaufbeuren, der Flüchtlinge im Alltag begleitet, äußerten daraufhin unmissverständlich ihre Sorge. Man müsse in diesem Fall wohl von einem fremdenfeindlichen Motiv ausgehen. Die Polizei hält sich mit solchen Einschätzungen zurück. Sie ermittelt wegen vorsätzlicher Sachbeschädigung.
„Es gibt zwischen den Bränden keine Verbindung“, sagt Kaufbeurens Kripo-Chef Andreas Trinkwalder. Er betont, dass sich die Polizei an Beweise halten müsse. „Spekulationen sind nicht unsere Sache.“ Also die Fakten: Im Februar dieses Jahres brannte nachts ein unbewohntes Haus in der Wiesenthaler Straße, das zu dieser Zeit zu einer Flüchtlingsunterkunft umgebaut wurde. Ein fremdenfeindlicher Hintergrund gilt laut Polizei als wahrscheinlich. Der Täter musste einbrechen, er stieg in den Dachboden und legte dort Feuer mithilfe eines Brandbeschleunigers. Ein Verdächtiger wurde bislang nicht gefasst.
Drei Brände innerhalb eines halben Jahres: Handelt es sich um fremdenfeindliche Anschläge?
Die Spurenlage lasse es aber jederzeit zu, die Tat einem Brandstifter zuzuordnen, sagt Trinkwalder, ohne auf Details einzugehen. Nur so viel: „Solch eine Tat wird nicht ad acta gelegt.“ Immer wieder befassen sich die Beamten auch Jahre später routinemäßig mit ungeklärten Fällen, nutzen neue Beweise, Zeugenhinweise und Kriminaltechniken.
Kurz vor Pfingsten brannte es wieder in Neugablonz, einige Straßen weiter, im Keller der Grünwalder Straße 45. Die Wohnungen in dem Haus werden auf dem freien Markt vermietet. Es leben dort auch Asylbewerber in drei von der Stadt angemieteten Einheiten. Einige Bewohner erlitten seinerzeit Rauchvergiftungen, der Sachschaden betrug 20 000 Euro. „Eine vorsätzliche Brandstiftung gilt als unwahrscheinlich“, sagt Herbert Eisenmann, stellvertretender Kripo-Leiter und Brandfahnder. Auch von einem technischen Defekt werde nicht ausgegangen. Was könnte also die Ursache gewesen sein? Fahrlässigkeit? Ein Übernachtungsgast im Keller?
Mit Vermutungen können die Ermittler wenig anfangen. „Wir gehen im Ausschlussverfahren vor“, sagt Eisenmann. Denn die Bandbreite möglicher Ursachen sei immens, sie reicht allgemein betrachtet vom Versicherungsbetrug bis zu privaten Streitereien. Hinweisen auf einen heißen Grill und einen illegalen Bewohner seien die Beamten ebenfalls nachgegangen. Beweisfest bestätigt habe sich dies nicht.
Polizei ermittelt nach Bränden: "Erst müssen die Fakten dafür sprechen"
Das vorläufige Ende der Reihe von Bränden: jüngst im Keller der Grünwalder Straße 39, einen Steinwurf entfernt vom vorherigen Feuer. Angezündet wurde die Kleidung eines Afrikaners, die in der Waschküche aufgehängt war. Bewohner löschten die Flammen. Menschen wurden nicht verletzt. Auch in diesem Haus leben neben anderen Mietern zwölf Asylbewerber. Die Polizei geht von einem vorsätzlich gelegten Brand aus, ermittelt angesichts des Ablaufs und des geringen Schadens jedoch wegen Sachbeschädigung. „Über die Motivation des Täters haben wir keine Erkenntnisse“, sagt Eisenmann.
In dem weitgehend leeren Kellerraum sei eine Ausbreitung des Feuers unter anderem wegen einer Feuerschutztür nicht möglich gewesen. Die Ermittlung wegen Sachbeschädigung deutet darauf hin, dass die Kripo nicht einen Feuerteufel vermutet, der das ganze Haus abbrennen, Tote und Verletzte in Kauf nehmen wollte. Ein Brandstifter mit diesem Ziel wäre wohl anders vorgegangen. „Wir sind sehr zurückhaltend, bevor wir von fremdenfeindlichen Anschlägen sprechen“, sagt Trinkwalder. Verheimlicht werde jedenfalls nichts. „Aber erst müssen die Fakten dafür sprechen.“
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