"Braveheart Battle": Eine Stadt wird zum Hindernisparcours
Eine Sprungschanze erklimmen, auf Strohballen klettern, Schlammlöcher durchqueren: Zum "Braveheart Battle" kommen mehr als 2000 Extremsportler nach Bischofsheim an der Rhön.
"Wahnsinn!" Die Seniorin blickt nachdenklich auf den vertrauten Bach. Gemeinsam mit ihrem Mann und einem befreundeten Ehepaar steht sie auf einer kleinen Brücke und staunt. Ein Stück über dem Bach sind schwarze Netze befestigt, am Parkplatz daneben stehen Rettungswagen und zahlreiche Feuerwehrleute. Bischofsheim an der Rhön füllt sich langsam mit Menschen. Die Kleinstadt mit etwa 5000 Einwohnern ist kaum wiederzuerkennen an diesem Samstag. Blaue Absperrbänder durchziehen die Altstadt, Imbisswagen reihen sich aneinander, auf dem Marktplatz steht eine riesige Treppe aus Stroh. Es ist die Ruhe vor dem Sturm.
Mehr als 2000 Sportler kommen später, dazu Tausende Zuschauer - es ist "Braveheart Battle". Eine Stadt wird zum Hindernisparcours und Freiluftstadion. Und die Bischofsheimer staunen. "Ja, Wahnsinn!", sagt der Ehemann der Seniorin.
Bischofsheimer erkennen Stadt kaum wieder
Die Läufer starten an einem Skilift. Immer wieder hallen laute Kampfschreie über den Platz. Der gibt schon einen Vorgeschmack auf den Lauf: Teilnehmer und Zuschauer stapfen durch Schlamm. An der Sprungschanze staut es sich - die Teilnehmer müssen erst die Stufen hinauf und dann den steilen Hügel wieder hinunter laufen oder rutschen. Ein junger Mann stöhnt, hält sich den Knöchel. Für manche ist der Lauf hier schon vorbei.
Etwa ein Fünftel der Teilnehmer kamen im vergangene Jahr nicht ins Ziel. Diesmal zeichnete sich eine bessere Quote ab - weder Regen noch Schnee machten den Teilnehmern zu schaffen. Die etwa 400 Einsatzkräfte von Bayerischem Roten Kreuz (BRK), Wasserwacht, Bergwacht oder Feuerwehr mussten trotzdem mehrmals ausrücken. Einige Sportler verletzten sich und kamen ins Krankenhaus, andere mussten wegen Unterkühlung oder Erschöpfung behandelt werden.
Extremläufe sind beliebt
Extremläufe erfreuen sich größerer Beliebtheit als je zuvor. "Braveheart Battle", "Iron Viking", "Vertical Marathon" oder "Cross Deluxe" - ein möglichst kämpferischer, englischer Name ist Pflicht, dazu Rituale und etwas Pathos. In Bischofsheim wird vor dem Start ein "Gebet" gesprochen: "Auf dass man noch Jahre später von diesem Lauf reden wird und den Helden, die ihn bestritten."
Es geht über brennendes Holz, durch Schlammlöcher, unter Stacheldraht hindurch. Die Gesichter werden immer verbissener. Im Ziel sind viele stolz und glücklich. Und vor allem erschöpft. Der Sprung in eine Wanne mit eiskaltem Wasser hat bei vielen zu heftigen Krämpfen geführt. Warum das Ganze?
"Ich will einfach an meine Grenzen gehen", sagt Johannes Ritter. Ein anderer Teilnehmer freut sich auf die Gemeinschaft. "Das ist einfach genial." Die Teilnehmer helfen sich bei vielen Hindernissen. "Am Anfang ist es auch toll, sich mal einzusauen", sagt eine Frau. Kurz vor dem Startschuss, ein Mann dreht sich noch einmal zu seiner Familie um, der kleine Sohn sieht seinen bemalten Vater irritiert an. Warum läuft er hier mit? "Das kann man nicht beschreiben", sagt der 45-Jährige und grinst. Es sei "einfach eine Portion Wahnsinn". dpa/AZ
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