Brutaler Überfall auf Ehepaar: Kommt es überhaupt zum Prozess?
Der brutale Überfall schockierte die Region. Nun sind die Ermittlungen abgeschlossen. Ob es zum Prozess kommt, ist aber noch unklar.
Diesen Albtraum werden die Eheleute nie wieder vergessen: Mitten in Nacht standen plötzlich vier Maskierte mit gezückten Messern im Schlafzimmer des Hauses in Neuhausen. Die Einbrecher fielen über das Paar her und bescherten dem 65-jährigen Mann und seiner Frau die wohl schrecklichsten Stunden ihres Lebens.
Die Eindringlinge fesselten die verängstigten Bewohner brutal mit Klebeband, stahlen Bargeld, Münzen, Briefmarken und entkamen unerkannt im Schutz der Dunkelheit. Das war vor 15 Monaten.
Staatsanwaltschaft erhebt Anklage wegen schweren Raubs
Der brutale Angriff in der eigenen Wohnung blieb im Ort lange im Gespräch. Viele Bürger fragten sich seither, ob die Täter jemals geschnappt werden und es schien, als hätten die Fahnder keine Spur von den Tätern.
Doch hinter den Kulissen liefen die Ermittlungen weiter, sie führten zuletzt offenbar auf eine Fährte. Kürzlich hat die Staatsanwaltschaft gegen vier Männer Anklage wegen gemeinschaftlichen schweren Raubs erhoben. Dies bestätigte Dr. Christoph Ebert, Sprecher der Staatsanwaltschaft in Memmingen, gestern auf Anfrage unserer Zeitung.
Die vier werden beschuldigt, den Überfall Anfang Juni 2014 begangen zu haben. Dafür sprächen die Ergebnisse der „aufwendigen Ermittlungen“, so Ebert. Zeugen wurden vernommen, DNA-Spuren vom Tatort überprüft und schließlich auch Telefone überwacht. Dadurch rückten die vier Männer in den Fokus der Fahnder – die Verdächtigen sind zwischen 40 und 50 Jahre alt und stammen nicht aus der Region.
Offenbar hat die Staatsanwaltschaft auch Erkenntnisse darüber, wie die Einbrecher damals auf die Opfer aufmerksam wurden. Dazu machte Ebert allerdings keine Angaben und verwies darauf, dass das Verfahren bisher nicht eröffnet worden sei. Nach der Tat wurde damals in Neuhausen spekuliert, dass die Einbrecher womöglich wussten, was es bei dem Ehepaar zu holen gab.
Der Mann und die Frau hatten nach eigenen Angaben ihre ganze Altersvorsorge daheim aufbewahrt, teilweise in Form von Kunstgegenständen. Dass die Eheleute die Nacht zum 1. Juni des vergangenen Jahres nie mehr vergessen werden, liegt nicht nur an dem materiellen Verlust – sie mussten bei der Attacke um ihr Leben fürchten.
Die Einbrecher knebelten den Mann so fest mit Folie, dass er zu ersticken drohte. Während die Räuber das Haus nach Beute durchwühlten, konnte sich der Gefesselte zu seiner neben ihm liegenden Frau drehen, die ihm das Plastik vom Mund ziehen konnte. „Es war denen egal, ob ich sterbe“, sagte der geschockte Mann damals nach der schrecklichen Nacht.
Aktuell ist noch unsicher, ob es zum Prozess kommt
Die Täter flüchteten in dem Mercedes des Paars, der Wagen wurde später in einem Waldstück gefunden.
Die Beschuldigten saßen teilweise vorübergehend in Untersuchungshaft, sagte Manfred Mürbe, der Sprecher des Landgerichts Memmingen, bei dem die Anklage vorliegt. Aktuell befänden sich alle vier auf freiem Fuß, da aus Sicht der zuständigen großen Strafkammer kein ausreichender Haftgrund besteht. Die Beweislage sei nicht ganz eindeutig, hieß es. Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft liege hinreichender Tatverdacht vor, aus Sicht des Gerichts aber kein dringender.
Momentan ist offen, ob es zum Prozess kommt, die Anklage wurde noch nicht zugelassen. Ob das Verfahren eröffnet wird, soll gegen Jahresende entschieden werden – wohl im November oder Dezember, wie gestern weiter zu erfahren war.
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