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Oktoberfest: Camping zur Wiesn: Nicht jeder weiß, wer neben ihm schläft
Oktoberfest
01.10.2014
Camping zur Wiesn: Nicht jeder weiß, wer neben ihm schläft
Zum Oktoberfest zieht es jede Menge Touristen nach München. Wer es möglichst billig haben will, zeltet dann in Thalkirchen - und genießt den Rundumservice.
Verschlafen torkeln Rowan, Dave und Ashley über die vom Regen aufgeweichte Wiese. Der Geruch von Bier umweht die drei jungen Australier. "Ich bin immer noch betrunken", erzählt Ashley, der an diesem Morgen nicht mehr trägt als seine Unterhose. Rowan stöhnt: "Meine Leber rebelliert - aber gleich geht es weiter." Vier Festzelte haben sie in den vergangenen drei Tagen schon gesehen - Hofbräu, Augustiner, Paulaner und Schottenhamel. Heute sollen weitere dazukommen.
Zelten zum Oktoberfest: "Man lernt sich schnell kennen"
In diesen Tagen ist der Campingplatz Thalkirchen im Süden Münchens fest in der Hand von Urlaubern aus aller Welt. Vor allem Engländer und Australier wollen einmal das größte Volksfest der Welt erleben - und viel trinken, natürlich. "Am ersten Wochenende hatten wir fast 3000 Leute hier in den Zelten", erzählt Cameron, der für das Londoner Unternehmen PP Travel in Thalkirchen arbeitet. Insgesamt fünf Pauschalanbieter haben auf dem Campingplatz an der Isar ihre Zelte aufgeschlagen. Zu hunderten reihen sich orangefarbene, graue und dunkelblaue Iglus aneinander. Zwei Leute übernachten in einem Zelt. Nicht jeder weiß, wer neben ihm schläft. "Man lernt sich aber schnell kennen", versichert Cameron.
Das Standardpaket von PP Travel kostet 239 Pfund, etwas mehr als 300 Euro. Dafür gibt's die Busfahrt von London nach München und drei Nächte im bereits aufgestellten Zelt in Thalkirchen. Wer früh genug aufsteht, bekommt auch ein Frühstück. Eigene Shuttle-Busse bringen die Partyfans am Wochenende zur Theresienwiese. Wem der Sinn nicht nur nach Feiern steht, kann am Samstag an einer Fahrt in die KZ-Gedenkstätte Dachau oder zum Kloster Andechs teilnehmen. Auf großes Interesse stoßen diese Angebote aber nicht.
Jeden Tag auf dem Oktoberfest
Nachdem alle aufgestanden sind, überprüft Cameron die Zelte, schließt offen gelassene Eingänge, klopft herausgerissene Heringe wieder in den Boden. Der 28-jährige Australier arbeitet zum vierten Mal während des Oktoberfests in Thalkirchen. "Es ist toll, dass wir immer noch willkommen sind, obwohl wir uns so schlecht benehmen", sagt er. "Die Leute sind hier schon sehr betrunken." Wie zur Bestätigung liegen zwischen den Zelten ein paar leere Schnaps- und Bierflaschen. Selbst in den Festzelten ist der Alkohol für die Australier billig. "Für ein Bier in der Größe zahlst du in Australien locker 14 Euro", erzählt Cameron. Auch er selbst war bisher an jedem Tag auf der Wiesn. "Wir feiern mindestens genauso hart wie alle anderen hier."
Der Wiesn-Tourismus für Billigreisende beschränkt sich aber nicht auf den Campingplatz in Thalkirchen. Auch in Obermenzing haben Pauschalanbieter ihre Zelte aufgeschlagen. Für den Campingplatz eine wichtige Einnahmequelle. "Wir sind ein Durchgangsplatz, normalerweise bleiben die Leute hier nur ein oder zwei Nächte auf dem Weg nach Italien", sagt Florian Fendt vom Campingplatz Obermenzing. Beschwerden von anderen Campern über die Oktoberfest-Fans habe es bisher nicht gegeben. "Wir haben einen Sicherheitsdienst, der nachts für Ordnung sorgt", erklärt Fendt. Auch im Reitstadion in München-Riem kann man sich zur Wiesn-Zeit ein Zelt oder einen Wohnwagen mieten.
Mit dem Bus zum Oktoberfest
Vom Campingplatz Thalkirchen machen sich Rowan, Dave und Ashley am späten Vormittag auf den Weg zum Bus, der sie zum Oktoberfest bringt. An ihrem letzten Tag auf der Wiesn wollen sie nochmal richtig einen drauf machen. "Wir bereuen nichts", sagt Rowan. Simon Ribnitzky, dpa
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