Das Rätsel um den Tod des Polizisten
Nach einer Razzia in Mittelfranken wurde ein SEK-Beamter zunächst fälschlich für tot erklärt. Wie kam es zu der Verwirrung?
Mittwochabend im Gasthaus „Barfüßer“ in Neu-Ulm: Bayerns Innenminister Joachim Herrmann spricht auf Einladung des CSU-Kreisverbandes zum Thema Sicherheit. Mitten in der Rede erhält er eine Nachricht. Er schaut auf sein Smartphone. Dann teilt er den Besuchern die tragische Neuigkeit mit: Der Polizist, der am Mittwochmorgen beim Einsatz in Mittelfranken von einem „Reichsbürger“ angeschossen worden war, sei gestorben. Betroffenheit im Saal.
Das Problem: Zu diesem Zeitpunkt war der 32-jährige Beamte des Spezialeinsatzkommandos noch nicht tot. Der Innenminister saß ebenso einer Panne des Polizeipräsidiums Mittelfranken auf wie viele Medien, unter anderem unsere Zeitung in Teilen der Auflage. Die Polizei hatte fälschlicherweise über den Tod des Beamten berichtet. Kurz darauf widerrief sie die Nachricht und entschuldigte sich für die „Falschmeldung“. Was war passiert?
Die Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Mittelfranken, Elke Schönwald, erklärt gegenüber unserer Redaktion, dass es zu einem „Übermittlungsfehler“ innerhalb der Polizei gekommen sei. Hintergrund: Der Zustand des SEK-Beamten hatte sich nach ihren Angaben am Mittwochabend dramatisch verschlechtert. Es sei zu diesem Zeitpunkt mit dem „Ableben des Kollegen noch während der Nacht“ zu rechnen gewesen, so Schönwald. Durch die Kommunikationspanne sei der Polizist dann fälschlicherweise für bereits tot erklärt worden. „Das tut uns leid“, so Schönwald.
Polizist erlag am Donnerstagmorgen seinen Verletzungen
Tatsächlich erlag der Beamte am frühen Donnerstagmorgen in einer Klinik seinen schweren Schussverletzungen. Der 32-Jährige war drei Mal vom Täter getroffen worden: am Helm, am Oberarm und am Körper. Der Körpertreffer war letztendlich der tödliche. Das Projektil trat ausgerechnet an einer Stelle ein, wo die Schutzkleidung des Spezialbeamten eine Lücke aufwies. Der 49-jährige Reichsbürger hatte durch eine geschlossene Tür das Feuer auf die Polizisten eröffnet.
Das Polizeipräsidium Mittelfranken will aus der Panne Konsequenzen ziehen. Künftig sollen Todesfälle nur noch nach schriftlicher Bestätigung – also bei Vorliegen eines Totenscheins – an die Medien gemeldet werden, sagt Sprecherin Schönwald.
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