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München
28.02.2017

Das kleine Wunder vom Viktualienmarkt

Ja, wenn er noch leben würde, der Karl Valentin – dann würde ihm sicherlich einiges einfallen zur Diskussion um die Sanierung des Münchner Viktualienmarktes.
Foto: HR Schulz, imago (Archivfoto)

Die Attraktion im Herzen Münchens ist marode und muss saniert werden. Händler befürchteten das Schlimmste: Es könnte eine Fressmeile werden. Jetzt sind auf einmal alle glücklich!?

Ja, wenn’s noch leben würden, die Karlstadt Liesl und der Valentin Karl, die Schumacher Ida und der Roider Jackl, die Aulinger Elise und der Weiß Ferdl. Und wenn’s dasitzen täten, in der Sonn’ unterm Maibaum mit einer schönen frischen Halbe Bier. Und wenn’s wüssten, was da alles los ist in München wegen dem Viktualienmarkt, was tät ihnen da wohl einfallen? Ein Spottlied auf die Stadtverwaltung? Ein Abgesang auf die gute alte Zeit? Ein Stoßseufzer an den Herrgott, er möge König Max I. Joseph zum Leben erwecken?

Die Wahrheit ist: Sie leben nimmer, die Münchner Volkssänger von anno dazumal. Sie stehen hier auf dem Markt nur rum – als Brunnenfiguren, in Bronze gegossen, zum Schweigen verdammt. Manch ein Beamter bei der Stadt dürfte darüber nicht unglücklich sein. Es reicht so schon, was da alles hereingebrochen ist über die Damen und Herren in ihren Amtsstuben, die doch nur ihre Arbeit machen wollten, so, wie es Vorschrift ist.

Vernichtendes TÜV-Urteil  für den Viktualienmarkt

Angefangen hat die ganze Gaudi mit einer Institution, die noch weitaus humorloser ist, als ein bayerischer Beamter es je sein könnte: mit dem TÜV. Die Damen und Herren Brandschutz- und Hygiene-Ingenieure hatten schon vor Jahren vom Stadtrat den Auftrag bekommen, bei den Marktleuten hinter die Theken zu schauen, in die Lager, in die Keller, ja sogar in die Klos. Ihr Urteil war vernichtend. Die Lagerung der Lebensmittel in hölzernen Regalen, der Brandschutz in den alten Buden, die Hygiene in Kellern und Toiletten – all das war in den Augen der Experten, vorsichtig formuliert, nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Ihr Gutachten war so dick wie ein Buch. Über die Tradition des 1807 von König Max I. Joseph hierhin verlegten Stadtmarkts stand da nix drin, auch nix übers Lebensgefühl oder darüber, warum weit über fünf Millionen Menschen aus München, Bayern und aller Welt Jahr für Jahr den Viktualienmarkt besuchen oder dort einkaufen.

Und wie es halt so ist auf einem Markt, wo jeder mit jedem redet, machten unter den Marktleuten gleich die wildesten Gerüchte die Runde. Wir werden abgerissen. Wir werden verkauft. Der Viktualienmarkt, also der Ort, wo nach allgemeiner Überzeugung der Münchner das Herz ihrer Stadt am stärksten schlägt, soll platt gemacht, der klassische Lebensmittelmarkt soll durch eine seelenlose, aber ertragreichere Fressmeile ersetzt werden. So, wie es dem berühmten Naschmarkt in Wien ergangen ist, so wird es auch uns ergehen. Schampus statt Bier, Sushi statt Kartoffeln. Schluss, aus, vorbei mit der guten alten Zeit. Das allerwildeste Gerücht lautete: Der Scheich mit dem Geld steht schon hinten um die Ecke.

Solche Horrorgeschichten wurden erzählt, immer wieder, jahrelang, weil jahrelang nicht klar war, wie es weitergehen wird. Und nicht nur der berühmte Viktualienmarkt war betroffen. Auch über dem Elisabethmarkt in Schwabing, dem kleinen Markt am Wiener Platz in Haidhausen und dem Pasinger Viktualienmarkt hing nach Hygiene- und Brandschutzinspektionen das Damoklesschwert der Totalsanierung. Nix Genaues wusste keiner, weil angeblich auch den Beamten im Kommunalreferat nicht wirklich klar war, was denn getan werden muss. TÜV-Gutachten lassen sich nicht einfach ignorieren. Wenn’s da mal was hat, wer ist dann schuld!?

Behutsame Sanierung des Viktualienmarkts?

So war das bis vergangenen Dienstagabend, als die Marktkaufleute des Viktualienmarkts vom Kommunalreferat zu einer Versammlung ins Stadtmuseum geladen wurden. Es herrschte angespannte Ruhe in dem schmucklosen Saal im ersten Stock. Rund hundert besorgte Gesichter im Auditorium. Sichtlich nervöse Damen und Herren auf dem Podium. Die Riege der Beamten, Architekten und Projektmanager wurde angeführt von Kommunalreferent Axel Markwardt und Boris Schwartz, dem Vizechef der „Markthallen München“. Das ist der städtische Eigenbetrieb, der für die vier festen Lebensmittelmärkte in der Stadt zuständig ist.

„Schönster Markt“ findet zumindest Kommunalreferent Axel Markwardt.
Foto: Georg Szabo, Stadt München

Markwardt redete von Anfang an mit Engelszungen: Es sei schön, dass alle da sind, obwohl jeder hier wohl schon „zwölf Stunden Arbeit im Kreuz“ habe. Er legte ein Bekenntnis ab: „Für mich war der Viktualienmarkt immer der schönste Markt, den ich kenne.“ Er präsentierte das Motto, nach dem die Sanierung des Viktualienmarkts über die Bühne gehen soll: „Behutsam. Sanft. Liebevoll.“ Auf der Leinwand über ihm konnten die Marktleute schwarz auf weiß lesen, was sie sich erhofft hatten: „Alle heutigen Händlerinnen und Händler bleiben auch nach der Sanierung mit ihrem Sortiment am Markt und erhalten wieder ihre unbefristeten Zuweisungen.“

Und auch die schriftliche Zusicherung des Oberbürgermeisters für eine „behutsame Sanierung im Bestand“ wurde eingeblendet. Applaus? Fehlanzeige! Noch war die Skepsis groß. Markwardts Mitstreiter berichteten über das weitere Verfahren und die Zeitpläne. Sie versicherten, dass schrittweise saniert werde, dass über 90 Prozent der Buden nicht abgerissen werden müssten und, selbst wenn das im Einzelfall mal unvermeidbar sei, dass jeder nach der Sanierung so weitermachen könne wie bisher. Die Marktleute fragten nach: Wann und wie lange werden wir zumachen müssen? Wird es Container geben, um während der Sanierungsarbeiten auszuweichen? Wer entscheidet, wann was gemacht wird? Fast jede Frage wurde beantwortet. Aber noch immer gab es keinen Applaus.

Erst kurz vor Schluss meldete sich Elke Fett, die Sprecherin der Marktleute. Sie überschlug sich fast vor Freude: „Das erste Mal seit Jahren hören wir ganz konkret, dass unser Markt erhalten wird und alle Händler dableiben. Ich bin richtig begeistert“, sagte sie und schloss mit den Worten: „Das ist genau das, was wir am Markt immer wollten. Ich danke Ihnen.“ Erst jetzt brandete Applaus auf, lang und heftig.

Die Marktfrauen also werden am Faschingsdienstag noch etwas fröhlicher als sonst tanzen können. Ihre Zukunft auf dem Markt und ihre Lizenzen auf Lebenszeit, die „unbefristeten Zuweisungen“, scheinen gesichert, ebenso der Charakter des Marktes, das „Look & Feel“ (schaue und fühle), wie es im neuen Zukunftskonzept des Kommunalreferats heißt. Woher aber kam der Stimmungswandel in der Stadtverwaltung? Ex-Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) wird bis heute nachgesagt, er habe die Zeltstädte vom Hindukusch, wie er die Märkte genannt haben soll, nicht länger sehen wollen.

Hier schlägt das Münchner Herz: Marktfrauen mit Oberbürgermeister Dieter Reiter beim traditionellen Fasching. Am Faschingsdienstag ist es wieder so weit.
Foto: Peter Kneffel, dpa (Archivfoto)

Und das Kommunalreferat hatte 2011 in einem ersten Zukunftskonzept für die Märkte festgeschrieben: „Der derzeitige strukturelle beziehungsweise bauliche Zustand der festen Lebensmittelmärkte entspricht nicht mehr den Anforderungen an Brandschutz, Warenpräsentation und Warenschutz, Arbeits- und Gesundheitsschutz, Hygiene, Logistik und Infrastruktur und muss daher dringend an die aktuellen Erfordernisse angepasst werden.“

Fest steht, dass sich nicht nur die Marktleute auf die Hinterfüße stellten, sondern auch ihre Kundschaft und viele Bürger in der Nachbarschaft. Es regte sich Protest. Unterschriften wurden gesammelt. Briefe wurden geschrieben. Initiativen wurden gegründet. Besonders aktiv war Wolfgang Stefinger (CSU). Der junge Bundestagsabgeordnete wollte nicht glauben, was da alles erzählt wird über die Vorschriften, und dass es bei der Sanierung der Märkte nur so und nicht anders geht.

Münchner Tradition soll erhalten bleiben

Schließlich machte Udes Nachfolger die Angelegenheit vergangenen Sommer zur Chefsache. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) kam zum Wiener Platz, schaute sich die Situation an, und dann sagte auch er: So geht das nicht, das geht auch anders. In seiner offiziellen Erklärung hieß es nach der Besichtigung mit den zuständigen Beamten: „Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es gelingen kann, die auch im Rahmen des Bestandsschutzes bei einer Sanierung einzuhaltenden Regeln zu beachten. Das historisch gewachsene Ensemble der Standl am Wiener Platz könnte dann so bleiben, wie es die Münchnerinnen und Münchner lieben und schätzen. Wir werden alles tun, damit die alten Stände als prägender Teil Alt-Münchens bewahrt werden.“

Das machte auch den Marktleuten am Viktualienmarkt Hoffnung. Doch hier sollte es noch einmal mehr als ein halbes Jahr dauern, ehe auch sie die erlösende Nachricht erreichte. Für Elke Fett steht fest, dass das Kommunalreferat den Schwenk zur „Sanierung im Bestand“ nur auf höhere Anweisung hin vollzogen hat. Der Viktualienmarkt sei zum größten Politikum in der Stadt geworden. „Da geht es jetzt um die Wählerstimmen“, sagt sie, verspricht aber, den Kommunalreferenten ab jetzt „in den höchsten Tönen zu loben“.

Auch Wolfgang Stefinger, seit Anfang Februar Vorsitzender des neu gegründeten Vereins „Freunde des Viktualienmarkts“, ist überzeugt davon, dass erst der öffentliche Druck bei den Verantwortlichen in der Stadt zu einem Umdenken führte. In nur vier Wochen sei der Verein von elf auf 236 Mitglieder gewachsen, sogar ein Mann aus Singapur sei beigetreten.

Was letztlich zur Rettung des Viktualienmarktes in seiner jetzigen Form geführt hat, wird wohl umstritten bleiben. Sollte es am Ende doch so gewesen sein, dass die Stadtverwaltung eigentlich ganz anderes im Sinn hatte? Vielleicht ging es ja nach der Valentin’schen Überlebensregel: „Mögen täten wir schon wollen, aber dürfen haben wir uns nicht getraut.“ Nix Genaues weiß man nicht. Für die meisten Münchner aber dürfte gelten: Am schönsten wird’s, wenn’s so bleibt, wie’s ist.

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