Der Allgäu Airport wird zum Drehkreuz für Osteuropa
Der Allgäu Airport ist für viele Reisende die Pforte zum Schengen-Raum. Für die Polizei in Memmingen bedeuten die Grenzkontrollen jede Menge Arbeit.
Eigentlich liegt das Allgäu ja inmitten des Schengenraums. Kontrollen an den Grenzen zu Österreich gibt es deshalb nicht. Aber das Allgäu stößt tatsächlich an einer bestimmten Stelle sogar an den Nicht-Schengen-Raum.
Diese Grenze ist etwa 150 Meter lang. Sie entsteht jedes Mal dann, wenn auf dem Allgäu Airport eine Maschine aus Staaten wie beispielsweise Russland, Georgien und Mazedonien landet, die nicht zum Schengen-Raum gehören. Dann steigen die Fluggäste aus dem Jet aus und gehen zur Grenzkontrolle. Erst wenn sie das Kontrollhäuschen legal passiert haben, sind sie formal in den Schengen-Raum eingereist. Für die Polizei bedeutet das immer mehr Kontrollarbeit. Zumal sich der Flughafen in Memmingerberg zu einem Drehkreuz für Osteuropa entwickelt hat.
Alle Hände voll zu tun am Allgäu Airport
Die Polizeibeamten Jürgen Seefelder von der Inspektion Memmingen und Johannes Lipp von der Polizeistation Fahndung in Pfronten (er ist ein Mitarbeiter der sogenannten Schleierfahndung, die im Inland verdachtsunabhängig Grenzkontrollen bis 30 Kilometer hinter der deutschen Grenze vornehmen kann) haben alle Hände voll zu tun, als nachmittags die Wizz-Air-Maschine aus dem mazedonischen Skopje auf dem Allgäu Airport landet. 182 Menschen wollen in den Schengen-Raum einreisen. Ein Pass nach dem anderen wird in ein Gerät namens Visotec eingelegt. Es liest alle Daten ein und würde sich auch melden, wenn der Betreffende etwa zur Fahndung ausgeschrieben ist.
Die meisten der Passagiere kommen aus Mazedonien selbst. Viele legen neben ihrem Ausweis auch einen sogenannten Aufenthaltstitel für die Schweiz vor. Das heißt im Regelfall: Sie arbeiten in der Schweiz. Dorthin werden sie anschließend weiterreisen. Sofern Mazedonier einen elektronisch lesbaren Reisepass vorlegen, bekommen sie ohne Probleme auch ein Touristenvisum. Dann wird ein Stempel in den Pass gedrückt. Binnen einer Frist von 180 Tagen dürfen sie sich 90 Tage als Touristen im SchengenRaum aufhalten.
Eine ältere Frau mit Kopftuch legt ihren elektronisch lesbaren Pass vor. Sie war in den vergangenen 180 Tagen bereits 72 Tage innerhalb des Schengen-Raums unterwegs. Das lässt sich aus ihren Stempeln herauslesen. Lipp erklärt ihr, dass sie nun nur noch 18 Tage „zur Verfügung“ hat. Bleibt sie länger und wird erwischt, droht ihr ein Bußgeld, das wächst, je länger sie die Frist überschreitet. Die ältere Frau nickt zaghaft, man hat den Eindruck, dass sie rein sprachlich nicht verstanden hat, was der deutsche Grenzer ihr mitteilen will.
Wenn jemand einreist, der nicht hätte einreisen dürfen (weil er etwa kein Visum hat, obwohl er eines braucht), dann wird er mit der gleichen Maschine wieder zurückgeflogen. Zahlen muss das die betreffende Fluglinie. Denn sie ist verpflichtet, vor Abflug zu überprüfen, ob alle ihre Passagiere überhaupt ins Zielland einreisen dürfen.
Grenzkontrolle am Flughafen Memmingen
Ein ganz wichtiger Teil der Arbeit bei der Grenzkontrolle ist der Abgleich des Passfotos mit dem Gesicht des Einreisenden, sagt Hauptkommissar Herbert Sorg, Gruppenleiter bei der Schleierfahndung Lindau. Denn es komme hin und wieder vor, dass der Einreisende nicht der Passinhaber ist und die Dokumente gefälscht sind.
Die wachsende Zahl der Fluggäste aus dem Nicht-Schengen-Raum nimmt sowohl die Polizeiinspektion Memmingen als auch die Schleierfahndung im Allgäu immer mehr in Anspruch. Polizeipräsident Werner Strößner sagt, dass circa 15 Prozent der Kapazitäten der beiden Polizeieinrichtungen inzwischen für Grenzkontrollen gebraucht werden.
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