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Geschichte
16.01.2019

Der Herr der Geigen

Eine der wenigen Aufnahmen, die es von der Musikerfamilie Eckstein noch gibt.
Foto: Verband Deutscher Sinti und Roma

Rolf Eckstein fördert junge Musiker mit Instrumenten, die wunderbar klingen, aber auch von einer furchtbaren Zeit erzählen. Wie im Landkreis Neu-Ulm einer Musikerfamilie gedacht wird

„Instrumente für Talente“ – dieses Motto hat Rolf Eckstein aus Unterelchingen im Landkreis Neu-Ulm seiner Stiftung gegeben. Er verleiht Geigen, Bratschen, Celli an junge Musiker, die sich kein teures Streichinstrument leisten könnten. Als Stipendiaten können sie ein solches ein Jahr oder auch länger nutzen. So spielen die Neu-Ulmerin Jessica Triebelhorn eine Violine von Mathias Thir aus dem Jahr 1777, die junge Argentinierin Andrea Cativa eine Bratsche von Stefano Scarampella, Mathis Merkle aus Aalen ein Cello des Mailänders Ferdinando Garimberti, der Augsburger Niko Franz, der bei Senta Kraemer am Leopold-Mozart-Zentrum studiert, eine wertvolle Leihvioline von Antonio Pasta. Begabten Nachwuchskünstlern will Rolf Eckstein damit ihre Karriere erleichtern und er tut es im Gedenken an seinen Vater.

Nach ihm, Albert Eckstein, hat er seine Stiftung benannt, und von ihm stammt ein Gutteil der Instrumente. Albert Eckstein, 1913 geboren, war selbst Geiger, ein hochbegabter, der zwar keine Noten lesen, aber alles an Tanzmusik, Klassik und Jazz nach dem Gehör spielen konnte. In den 1930er Jahren trat er mit seiner Kapelle in ganz Schwaben auf und damals nannte man ihn einen „Zigeunergeiger“. Albert Eckstein war Sinto, so, wie es sein Sohn Rolf ist, und als Angehöriger dieser kulturellen Minderheit wurde er nach 1933 von den Nationalsozialisten genauso verfolgt wie die Juden, die politischen Regimegegner, die Homosexuellen und andere Minderheiten.

Er erhielt keine Wandererlaubnis mehr, um mit seiner Musikgruppe zu gastieren und den bei Sinti traditionellen Pferdehandel auszuüben. Obwohl er Gefreiter der Wehrmacht war, wurde er als „wehrunwürdig“ entlassen, verlor seine Bürgerrechte und musste beim Rüstungsbetrieb Wieland in Vöhringen Zwangsarbeit leisten. Dabei hatte Albert Eckstein noch Glück. Mit seiner Frau und den beiden Kindern Helga und Rolf konnte er in seinem Wohnort Vöhringen bleiben, wurde nicht deportiert und überlebte die Schikanen. Nach Kriegsende 1945 setzten die amerikanischen Befreier ihn kurzzeitig als Bürgermeister ein, bevor er wieder mit Pferden handelte, Musik machte und Musikinstrumente sammelte. Schlimmer erging es seinen Verwandten: 17 Mitglieder der großen Sinti-Familie Eckstein verloren durch die Verfolgung des Nazi-Regimes ihr Leben, wurden in den Konzentrationslagern Lemberg und Sachsenhausen sowie im Vernichtungslager Auschwitz ermordet. „Ja, es gibt nicht mehr viele von uns“, sagt Rolf Eckstein traurig. Er habe lange nichts Genaues von den Schicksalen seiner Familie gewusst, denn sein Vater habe mit ihm darüber nicht sprechen wollen. Erst nach und nach erfuhr der heute 74-Jährige die grausame Wahrheit; mit seinem Sohn Andrew hat er viel darüber gesprochen, denn er will, dass der besser informiert ist, als er selbst es war. Mit ihm war er, auf Einladung des ehemaligen französischen Präsidenten Hollande, in der KZ-Gedenkstätte Natzweiler-Struthof, um seines Onkels Adalbert zu gedenken. In Vöhringen, dem Heimatort der Familie, erinnern inzwischen Stolpersteine an die Opfer. Und seit kurzem gibt es ein Buch, das ihre Lebens- und Leidensgeschichte erzählt: Der Ulmer Gedenkforscher Walter Wuttke hat die „Lebensschicksale einer Musiker- Sinti-Familie“ recherchiert.

Rolf Eckstein freut es, dass sich heute so viele Menschen in seiner Heimat für das Schicksal seiner Familie interessieren. Gleichwohl ist es ihm weiter Verpflichtung, an deren Verfolgung zu erinnern, vor allem, da rechtspopulistische Kräfte wieder die Politik mitbestimmen. „Es ist doch wie damals, 1933, es wird wieder mit falschen Behauptungen Propaganda gegen Fremde und Andersdenkende gemacht.“ Er mache sich große Sorgen und wolle für die Erinnerung und eine menschenfreundliche Welt tun, was er könne.

Und was er kann, das ist für Rolf Eckstein eben die Musik – sein Ulmer Geigenbauatelier, in dem er viele internationale Kontakte pflegt, und die Albert-Eckstein-Stiftung, mit der er junge Künstler aus der ganzen Welt unterstützt. Dafür wurde er bereits mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Denn Musik kann Menschen verbinden und auch Bewusstsein für Geschichte schaffen, da ist Rolf Eckstein sicher. Die Geigen, Bratschen und Celli, die noch sein Vater, der Überlebende der Nazi-Verfolgung, sammelte, erzählen schließlich unüberhörbar von deutscher Geschichte.

Familie Eckstein. Lebensschicksale einer Musiker-Sinti-Familie, Konrad-Verlag Weißenhorn, 112 Seiten, 14,95 Euro.

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