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100 Jahre Freistaat
20.10.2018

Der steinige Weg der Juden in Bayern

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1917 wurde die prachtvolle Synagoge in Augsburg eingeweiht. Doch die Freude hielt nicht lang. Unter den Nationalsozialisten wurden viele Menschen aus der Region vertrieben und ermordet

1918, im vierten Jahr des Weltkriegs, ließ die Jüdische Gemeinde von Augsburg das Dach ihrer Synagoge abdecken und spendete das Kupfer für den Krieg. Erst ein Jahr zuvor, 1917, war die prachtvolle neue Synagoge eingeweiht worden. Doch die Augsburger Juden waren Patrioten und wollten das Ihre beitragen zu einem – 1918 freilich schon aussichtslosen – Sieg des Deutschen Reichs.

Die Metallspende zeigt, wie stark sich die jüdische Minderheit vor 100 Jahren als gleichberechtigte und gleich verpflichtete deutsche Staatsbürger fühlte. Dahin hatte ein langer Weg geführt: Nach den Vertreibungen aus den Städten in Mittelalter und Früher Neuzeit – 1438 aus Augsburg, 1519 aus Regensburg – hatten sich jüdische Gemeinden nur auf dem Land etablieren können, wo die Herrschaften ihnen Schutz boten und dafür Steuern und Abgaben kassierten. Die Grafschaften Burgau und Wallerstein mit den Orten Ichenhausen, Hürben, Thannhausen, Fischach, Binswangen, Hainsfarth, Pfersee und Kriegshaber entwickelten sich zu Zentren des Landjudentums.

Mit seinem Toleranzedikt eröffnete der bayerische Reformer Montgelas 1813 den Juden die Aussicht auf gleiche Rechte. Aber erst 1871, mit der Gründung des Deutschen Reichs, war es so weit: Juden erhielten auch in Bayern die volle rechtliche Gleichstellung. Sie zogen vom Land in die Stadt, gründeten Handelshäuser, Banken und Fabriken, wurden Unternehmer, Rechtsanwälte, Ärzte, Wissenschaftler, Künstler. Aron Kahn und Albert Arnold betrieben in Augsburg ein Textilunternehmen mit 900 Beschäftigten, in München bereitete der Arzt Max Isserlin der Kinder- und Jugendpsychiatrie den Weg, in Hürben bei Krumbach verbrachte der Schriftsteller Gustav Landauer seine Sommerfrische. In den Städten entstand ein wohlhabendes jüdisches Bürgertum, das sich oft an die Kultur der christlichen Mehrheit assimilierte oder aber die orthodoxen religiösen Traditionen reformierte. Und diese Gemeinden des Reformjudentums – in Schwaben gab es sie in Kempten, Memmingen, Nördlingen und Augsburg – bauten sich prächtige Synagogen.

Noch vor Beginn des Weltkriegs hatte die Augsburger Gemeinde mit der Planung für ihr neues Gotteshaus begonnen; am 4. April 1917 konnte sie zur Einweihung laden. Kurz darauf kam sogar der bayerische König Ludwig III. und bestaunte das Architekturwunder, das der junge jüdische Architekt Fritz Landauer mit seinem katholischen Kollegen Heinrich Lömpel geschaffen hatte, ein Kuppelbau mit byzantinisch anmutender Dekoration in dunkler Farbigkeit und Gold. Stolz und die Freude an gesellschaftlicher Anerkennung währten freilich nicht lang. Unmittelbar nach der Niederschlagung der Münchner Räterepublik 1919 begann der rassische Antisemitismus Fuß zu fassen, München wurde die „Hauptstadt der (nationalsozialistischen) Bewegung“, Bayern bekämpfte als „Ordnungszelle“ die Weimarer Republik. Bayerische Bürger jüdischen Glaubens wurden spätestens nach der Machtübertragung an Hitler 1933 ausgegrenzt und verfolgt. Die Nazis und ihre Gefolgsleute boykottierten jüdische Geschäfte, die Nürnberger Gesetze beraubten die Juden ihrer Bürgerrechte, Kinder wurden aus den Schulen ausgeschlossen, die Pogrome vom November 1938 waren nackte Gewalt und gaben den Auftakt zum Raub jüdischen Besitzes. Bis 1939 wurden Geschäfte, Banken, Fabriken, Immobilien „arisiert“, Familien wie die Kahns und Arnolds aus Augsburg zur Emigration gezwungen, und wo die nicht gelang, ins KZ verschleppt. Aus der jüdischen Gemeinde Fischach konnten noch 1939  42 Menschen auswandern, die anderen 56 jüdischen Fischacher deportierte die Polizei 1942 in die deutschen NS-Vernichtungslager auf tschechischem und polnischem Gebiet und nach Theresienstadt.

Wie sie wurden auch die meisten bayerischen Juden, die nicht hatten fliehen können, ermordet. 1945, am Ende des Zweiten Weltkriegs, kamen nur noch so wenige in ihre Heimat zurück, dass der Rabbiner Leo Baeck sagte, das Zeitalter der deutschen Juden sei endgültig vorbei. Aber es kamen jüdische Menschen, die den Holocaust in Osteuropa überlebt hatten, nach Bayern, vor allem nach München, weil sie sich unter den Schutz der Amerikaner stellen wollten. Die „displaced persons“ (DPs), heimatlose Menschen, wurden zunächst in Lagern untergebracht, die die Nazis errichtet hatten – in Kaufering bei Landsberg oder in Föhrenwald bei Wolfratshausen. In St. Ottilien wurde ein jüdisches Hospital eingerichtet, in dem Frauen, die überlebt hatten, ihre Kinder bekamen, die sogenannten „Ottilien-Babys“, die sich erst kürzlich an ihrem Geburtsort wieder trafen.

Die DPs trugen einen beträchtlichen Teil zum Wirtschaftswunder bei – am bekanntesten ist wohl der Filmproduzent Artur Brauner. In Augsburg gründete Julius Spokojny, der aus Polen stammte und im KZ Buchenwald befreit worden war, ein Textilunternehmen und kümmerte sich um die jüdische Gemeinde, deren Präsident er 1963 wurde, und um die schwer beschädigte Synagoge. 1985 konnte er das restaurierte Gotteshaus einweihen, das nun auch das Jüdische Museum Augsburg-Schwaben enthielt, das erste seiner Art in Deutschland. Spokojny dachte damals, die Synagoge sei viel zu groß. Aber dann kamen nach 1990 viele Juden aus der ehemaligen Sowjetunion, und inzwischen lebt in Augsburg eine jüdische Gemeinde von 1600 Personen, größer als vor 1933. Es sind aber auch neuer Antisemitismus und Rechtspopulismus gewachsen – Juden fürchten wieder um ihre Zukunft.

Hinweis in eigener Sache: In einer früheren Version dieses Beitrags hatten wir fälschlicherweise von der Deportation in "polnische Vernichtungslager" geschrieben. Natürlich handelte es sich um deutsche NS-Vernichtungslager auf polnischem Gebiet. Wir bitten für diesen bedauerlichen Fehler um Entschuldigung.

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